Besinnlichkeit in Dormagen Weihnachten in einer besonderen WG

Dormagen · In einer Wohngemeinschaft in Horrem können Menschen mit einer geistigen Behinderung eigenständig leben. Die Weihnachtszeit ist in diesem Jahr für die jungen Erwachsenen außergewöhnlich.

 Die Bewohner der Wohngemeinschaft schmücken gemeinsam den Weihnachtsbaum in ihren eigenen vier Wänden.

Die Bewohner der Wohngemeinschaft schmücken gemeinsam den Weihnachtsbaum in ihren eigenen vier Wänden.

Foto: Dieter Staniek

Irgendwann steht er bevor: Der Auszug von Zuhause und rein in die erste eigene Wohnung. Jedoch gestaltet sich der erste Umzug bei manchen Menschen alles andere als einfach. Um auch geistig behinderten Personen ein eigenes Zuhause bieten zu können, hat sich die Lebenshilfe des Rhein-Kreis Neuss eine besondere Alternative ausgedacht.

Im Dormagener Stadtteil Horrem entstand im Januar 2021 eine WG, in der mittlerweile sechs junge Erwachsene leben. Sie sind zwischen 21 und 28 Jahre alt. Jeder hat dort sein eigenes Zimmer und ein eigenes Badezimmer, das nach Belieben eingerichtet werden kann. Zudem gibt es eine gemeinsame offene Küche und einen Gemeinschaftsbereich, in dem ein geschmückter Tannenbaum aufgebaut ist. „Das Ziel besteht darin, den Bewohnern hier ein eigenständiges Leben zu ermöglichen“, sagt Teamleiter Georg Kaiser. Die Bewohner werden dort von den Mitarbeitern pädagogisch betreut und erhalten Hilfe und Unterstützung in ihrem Alltag. „Sie sind aber auch für den Haushalt verantwortlich“, meint Kaiser. „Das heißt, sie müssen unter anderem kochen, putzen und ihr Zimmer ordentlich halten.“

Die sechs Bewohner sind in ihrem Zuhause glücklich. In der Vorweihnachtszeit haben sie viel gemeinsam unternommen. „Wir haben gemeinsam gebastelt, den Tannenbaum geschmückt und Plätzchen gebacken“, sagt die 23-jährige Kimberly Harms. Vor einiger Zeit konnte sie sich ihren Wunsch erfüllen: Sie zog von Zuhause aus und lebt seitdem eigenständiger. Ähnlich sieht es bei Kai Breuer aus. „Ich wollte auch endlich eine eigene Wohnung haben. Hier fühle ich mich sehr wohl.“ Harms und Breuer kannten sich bereits vor der WG-Gründung. Seit fünf Jahren sind die beiden befreundet. Alle Bewohner gehen zudem einer eigenen Arbeit nach. Viele von ihnen arbeiten in Grevenbroich.

Auch an Weihnachten findet in der WG das ein oder andere Programm statt. Ein Großteil der Bewohner verbringt das Fest zwar mit der Familie, doch kehren sie abends in die WG zurück. „An Heiligabend wollen wir zusammen frühstücken und die restlichen Weihnachstage gemeinsam kochen, Filme schauen und Spiele spielen“, sagt die Sozialpädagogin und Mitarbeiterin Nursima Öztürk. „Wir freuen uns schon sehr auf die Weihnachtstage. Es wird trotz der aktuellen Lage sicherlich eine schöne gemeinsame Zeit werden.“

Es ist das erste Weihnachten, das in der gemeinsamen WG gefeiert wird. Für die meisten Bewohner ist es auch das erste Weihnachten, das sie in ihrem eigenen Zuhause verbringen. „Das Problem bestand darin, dass es in Dormagen kaum Angebote für Menschen mit geistiger Behinderung in Bezug auf betreutes Wohnen gibt“, meint Kaiser. „Zwar unterstützen wir die Bewohner in ihrem Alltag und bei persönlichen Problemen, doch das Wohnen in der WG hier klappt insgesamt sehr gut. In anderen Einrichtungen wären sie vermutlich zu fit, um dort wohnen zu können.“ Das war der Hauptgrund, weshalb Anfang des Jahres die WG gegründet wurde. Am vergangenen Donnerstag hatte die Wohngemeinschaft  eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Nun freuen sich Personal und Bewohner auf die kommenden Feiertage. „Wir sind schon sehr gespannt, wie es dann im nächsten Jahr weitergehen wird“, sagt Kaiser.

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