Projektkurs am Leibniz-Gymnasium Dormagen Wie ist es, alt zu sein?

Dormagen · Seit Beginn des Schuljahres bietet das Leibniz-Gymnasium einen neuen Projektkursus an: Darin beschäftigen sich Schüler mit dem Altsein, besuchen Senioren und lernen Wichtiges über Themen wie Demenz oder Altersarmut.

 Vierzehn Schüler nehmen an dem Projektkursus „Jung und Alt“ des Leibniz-Gymnasiums teil, darunter Sophie Kleideiter (l.), Laura Kluth (3.v.l.), Duygu Öztürk (4.v.r.) und Stella Nohr (2.v.r.).

Vierzehn Schüler nehmen an dem Projektkursus „Jung und Alt“ des Leibniz-Gymnasiums teil, darunter Sophie Kleideiter (l.), Laura Kluth (3.v.l.), Duygu Öztürk (4.v.r.) und Stella Nohr (2.v.r.).

Foto: Dieter Staniek

Wenn Stella, Duygu, Laura und Sophie von ihrem neuen Projektkursus erzählen, macht sich Begeisterung in ihren Gesichtern bemerkbar. Immer wieder fällt den vier Schülerinnen noch ein Thema ein, dass sie interessant fanden, noch ein Film oder noch eine Exkursion, bei dem oder der sie viel über das „Altsein“ gelernt haben. Zu verdanken haben sie das ihrer Lehrerin, Julia Vierling, die den Projektkursus „Jung und Alt“ am Leibniz-Gymnasiums initiiert hatte. Bisher ging es hauptsächlich um die Theorie – und nun folgt die Praxis.

Dazu dürfen Laura, Sophie, Stella, Duygu und ihre zehn Projekt-Kameraden den Bewohnern der Alloheim-Senioren-Residenz und des Malteserstifts St. Katharina ab sofort jeden zweiten Freitagvormittag einen einstündigen Besuch abstatten. Dort werden sie sich jeweils in Zweiergruppen mit den Bewohnern eines Wohnblocks beschäftigen, beispielsweise Spiele spielen oder einfach nur erzählen.

Hemmungen, fremden älteren Menschen so privat zu begegnen, haben die jungen Frauen aber nicht. Denn im vergangen Halbjahr haben sie sich ausführlich mit Themen wie Demenz oder Altersarmut auseinandergesetzt, haben Interviews mit ihren Großeltern geführt, eine Demenzschulung besucht oder eine Exkursion in ein Pflegemuseum gemacht. Beispielsweise wissen die Schülerinnen jetzt, wie sie mit einem demenzkranken Menschen umgehen können. „Solche Menschen erinnern sich eher an früher und erzählen gerne darüber“, sagt Laura Kluth. Deswegen hätten sie sich im Kursus anhand von Büchern damit auseinandergesetzt, was die vergangenen Generationen geprägt hat.

Auch Altersarmut sei Thema gewesen. Etwas, das den Schülerinnen bisher noch nicht allzu bewusst war – und etwas, das sie sehr bewegt hat. „Dass manche Menschen ihr Leben lang arbeiten und am Ende trotzdem in Armut leben, ist hart zu sehen“, findet Stella Nohr. Laura Kluth fügt hinzu: „Solche Sachen realisiert man aber erst, wenn man damit konfrontiert wurde.“ So wie im Projektkursus. Das lasse einen auch über das eigene Leben nachdenken, findet Sophie Kleideiter. „Wir haben ausgerechnet, dass man mit Mitte zwanzig schon anfangen muss vorzusorgen“, erzählt die 17-Jährige. All das habe ihnen ein wenig die Augen geöffnet, erzählt Duygu Öztürk. Sie würde jetzt, da sie in Dokumentationsfilmen oder im Museum viele Einzelschicksale kennengelernt hat, die kleinen Dinge mehr schätzen. Und: An die Zukunft denken: „Meine Großeltern leben in der Türkei, deswegen haben wir wenig Kontakt. Im Kursus habe ich mich aber zum ersten Mal mit der Frage beschäftigt: Was mache ich, wenn meine Eltern mal so alt sind?“ Angst vor der Zukunft und dem Altwerden haben die Schülerinnen allerdings nicht. Sie sind eher weiterhin wissbegierig: „Es ist eine Chance, sich ein ganzes Jahr mit dem Thema zu beschäftigen“, sagt Stella Nohr.

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