Reparieren statt wegwerfen Repair-Café Dormagen – ein Erfolgsmodell
Dormagen · Reparaturwissen weitergeben, Hilfe zur Selbsthilfe leisten: Das sind Grundideen eines Repair-Cafés. In Dormagen ist es ein Erfolgsmodell.
Reparieren statt wegwerfen lautet das Motto des Repair-Cafés Dormagen. Seit acht Jahren arbeiten dort ehrenamtliche Dormagener, die ihr Reparaturwissen weitergeben, aber auch alte Schätzchen reparieren. Solche Angebote soll es mehr geben, wenn es nach der Verbraucherzentrale NRW geht. Am Mittwoch bietet sie deshalb ein kostenloses Online-Coaching an. Wer sich für das Reparieren begeistern kann, erfährt im Coaching-Programm Schritt für Schritt, wie aus der Idee „Repair-Café“ Wirklichkeit werden kann.
„Wir sind der Meinung, dass wir in Dormagen kein zweites Repair-Café brauchen. Aber über einen zusätzlichen Tag im Monat kann man durchaus nachdenken“, sagt Projektleiter Heinz Schneider. Er betreut hauptamtlich das Repair-Café an der Bismarckstraße 54a in Nievenheim, das zu den Netzwerktreffen der Generation 55+ zählt. „Darüber hinaus bieten wir einen solchen Service auch vierteljährlich im Jugendhilfezentrum Raphaelshaus an.“ Gegründet wurde das Repair-Café im Juni 2015, nachdem Schneider und ein Kollege ein solches in Köln besucht hatten und sich das Modell auch für Dormagen vorstellen konnten. Seit nunmehr acht Jahren bieten die ehrenamtlichen Mitarbeiter im Alter zwischen 50 und 80 Jahren ihre Hilfe an. Ob Haushaltsgeräte, Handys, Kinderspielzeug, Fahrräder oder die geliebte Kaffeemaschine - im Repair-Café gilt: Dinge möglichst lange nutzen und Kaputtes reparieren. Das spart Geld, schont Ressourcen und nicht zuletzt das Klima.
„Wir haben uns gut etabliert“, freut sich Gruppenleiter Bernhard Kurzaj. Er ist seit sieben Jahren mit Leib und Seele dabei. „Ich bin ein Vollbluttechniker. Das kommt daher, dass ich Oldtimer liebe und gerne an ihnen arbeite.“ Seit 2016 reparieren er und sein Team, insgesamt 16 Leute, fast alles, was die Dormagener vorbeibringen. Zum Beispiel den Stuhl einer alten Dame, der wackelte und eigentlich schon ausrangiert gewesen sei. „Wir konnten ihn reparieren und haben sie so glücklich gemacht“, freut sich Kurzaj. „Einmal hat sich eine Dame aus einem Altersheim gemeldet. Ihre geliebte Wanduhr lief nicht mehr. Wir haben sie abgeholt, das Innere geputzt und dann festgestellt, dass tatsächlich ein Teil kaputt war. Leider gab es kein Ersatzteil mehr. Aber anstatt aufzugeben, habe ich das Teil dann selbst angefertigt und konnte der Dame eine funktionierende Wanduhr zurückgeben.“
Das Thema Nachhaltigkeit steht für Kurzaj allerdings nicht so sehr im Mittelpunkt, denn er und sein Team wollen nur eines: den Menschen helfen. Doch der ambitionierte Tüftler und Bastler macht sich Gedanken über die Räumlichkeiten. „Wir sind eigentlich Wanderarbeiter. Jeder hat sein Werkzeug, das packt er in sein Köfferchen, bringt es mit, repariert, packt alles wieder ein und nimmt es mit nach Hause. Wir können nichts in der Werkstatt lassen, auch nicht die Sachen, die man eben nicht in einer Stunde reparieren kann. Die nehme ich manchmal mit nach Hause“, sagt Kurzaj. Der 77-Jährige kann sich einen Raum zum Beispiel auf dem Betriebshof der Technischen Betriebe in Dormagen vorstellen. „Dort gibt es viele Handwerker, vielleicht könnte man uns dort einen Raum geben.“
Ein weiteres Problem, das eines Tages auf die Repair Cafés zukommen könnte, ist fehlendes Wissen. „Wir sind noch gut aufgestellt, wir können alle noch Dinge reparieren, die zum Beispiel 20 Jahre alt sind. Aber den Jüngeren fehlt zum Teil dieses Wissen. Vollbluthandwerker sind sehr selten. Wir schärfen heute zum Beispiel auch Scheren. Den Scherenschleifer, der früher durch die Straßen gezogen ist, den gibt es heute nicht mehr“, so Kurzaj, der hofft, noch lange weiterzumachen.
Die nächsten Termine des Repair-Cafés finden mittwochs, 4. Oktober, 8. November und 6. Dezember, von 16 bis 18 Uhr, in den Räumlichkeiten des Internationalen Bundes (IB) an der Bismarckstraße 54 in Nievenheim statt. Ein weiterer Termin ist am 13. Dezember, ebenfalls von 16 bis 18 Uhr, im Raphaelshaus, Krefelder Straße 122, Dormagen.