Musik in Dormagen Neue Ausstellung im Radio-Museum

Dormagen · Eine neue Besonderheit ist der „Schneewittchensarg“.

1952 beschlossen Arthur und Erwin Braun, Geschäftsführer der Max Braun OHG, das Erscheinungsbild der Braun-Produkte zu ändern und richteten dafür eine Abteilung „Formgestaltung“ ein. Daraus ging der „Phonosuper SK4“ hervor, der sich nicht nur durch die verwendeten Materialien, sondern auch durch seine kompakte optische Erscheinung von den damals gängigen Musiktruhen unterschied. „Eine Besonderheit ist die durchgehende Abdeckung aus Plexiglas, der dem Gerät die umgangssprachliche Bezeichnung Schneewittchensarg bescherte“, erklärt Helmut Dietsch vom Phono- und Radiomusuem Dormagen. Und dieser „Schneewittchensarg“ wird auch Bestandteil der neuen Ausstellung sein, an der der Radio- und Plattenspieler-Fan derzeit arbeitet und die am Sonntag, 5. Mai, eröffnet wird. „1950er-Jahre ,Dampfradios‘ und Plattenspieler“ lautet der Titel. „Die sogenannte Wirtschaftswunderzeit war geprägt von Radios, auf denen der Plattenspieler installiert war. Aber es gab auch ähnliche Kombinationsgeräte mit Tefiphon oder Tonbandgerät, denn die Menschen hatten nach dem Krieg einen enormen Nachholbedarf an gepflegter Unterhaltung. Da hat man nicht nur augenblickliche Rundfunksendungen hören wollen, sondern auch Konservenmusik von der Schallplatte – oder sogar Stücke aus dem Radio aufnehmen wollen.“ Diese Kombinationsgeräte sind übrigens die Vorgänger der seit 1965 im Handel erhältlichen Kassettengeräte, die durch eine wesentlich unkompliziertere Handhabung überzeugten. „Der Schneewittchensarg ist Bestandteil einer neuen Entwicklung durch die Firma Braun, da der Plattenspieler nicht über, sondern neben dem Radio installiert war, woraus sich die Mode der Kompaktanlagen entwickelte.“

Insgesamt werden die Besucher der sonntäglichen Führungen, die immer um 14.15 Uhr starten, rund 50 Geräte aus der Wirtschaftswunderzeit bestaunen können. Darüber hinaus werden Schallplatten mit zeitgenössischer Musik aus den 50ern, aber auch klassischer Musik aus der Zeit davor ausgestellt. „Und mit dem Tefiphon gab es eine derzeit neue Technologie, die ermöglichte, stundenlang Musik zu hören, ohne die Platte zu wechseln“, so Dietsch begeistert. Immer neue Themen für die Ausstellungen zu finden, fällt ihm nicht schwer. „Das ist mein Hobby, deswegen gibt es dieses Museum doch auch.“ Froh sei er über die tolle Resonanz der Besucher, von denen einige seit Jahren immer wieder kommen. „Aber wir sehen auch immer wieder neue Gesichter. Das ist ein tolles Lob für unsere ehrenamtliche Arbeit.“ Die Ausstellung wird bis Ende September gezeigt. Ab November lockt eine Sammlung von DDR-Rundfunkgeräten und -Plattenspielern die Besucher. „Und im kommenden Jahr, wenn das Museum sein zehnjähriges Bestehen feiert, planen wir eine Ausstellung von Extras, das sind vorwiegend Geräte, die es nur einmal auf der Welt gibt“, kündigt Helmut Dietsch an.

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