Dormagener Schüler Mehr Schulverweigerer als gedacht

Dormagen · Vergangenen November waren Schulverweigerer und -abbrecher erstmals Thema im Stadtrat. Dort war die Rede von 15 Schulverweigerern im laufenden Schuljahr 2018/19. Nun ist aber sicher: Es sind deutlich mehr.

 Nicht nur ältere Jugendliche haben Probleme in der Familie oder in ihrem Umfeld, die sie dazu bringen, die Schule zu verweigern. Auch Grundschüler gehören zu Schulverweigerern.

Nicht nur ältere Jugendliche haben Probleme in der Familie oder in ihrem Umfeld, die sie dazu bringen, die Schule zu verweigern. Auch Grundschüler gehören zu Schulverweigerern.

Foto: Jens Kalaene/dpa

Im vergangenen Oktober wollte die CDU-Ratsfraktion wissen: Wie steht es eigentlich um Schulabbrecher und -verweigerer in Dormagen? In einem entsprechenden Antrag hatte die Fraktion die Stadtverwaltung für die Schulausschusssitzung im November vor allem damit beauftragt, konkrete Kennzahlen zu benennen. Die Antwort: Bis November wurden 15 Fälle aktiver oder passiver Schulverweigerer für das laufende Schuljahr 2018/2019 gezählt. Im Schuljahr davor waren es elf Schüler. Doch nun steht aber fest: Es sind und waren deutlich mehr.

Eine genauere Antwort der Stadtverwaltung steht nämlich noch aus: In der nächsten Schulausschusssitzung im März soll ein ausführlicher Lagebericht des Jugendamtes zu dem Thema vorgestellt werden. Ina Oberlack, Abteilungsleiterin „Erzieherische Hilfen“ des Jugendamtes, steckt dafür bereits mitten in den Vorbereitungen. Zwar stehe der Inhalt der Berichts noch nicht vollkommen fest, und auch die Zählungen für die Jahresstatistiken seien noch nicht abgeschlossen. Doch eines ist bereits jetzt sicher: Insgesamt hat es im vergangenen Jahr mindestens dreimal so viele Schulverweigerer gegeben wie ursprünglich von der Stadtverwaltung angenommen. Über die geringe Anzahl von elf oder gar 15 Schulverweigerern sei sie zunächst verwundert gewesen, so Oberlack, doch wahrscheinlich kämen sie aus folgenden Gründen zustande: „Nicht alle Dormagener Schüler gehen in Dormagen zur Schule. Wir betreuen ja auch Schüler, die zum Beispiel in Neuss zur Schule gehen. Und: Soweit ich weiß sind die Grundschulen nicht abgefragt worden.“

Nicht nur die unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen zeigen also: Das Thema Schulverweigerer ist komplex und bisher kaum untersucht. Laut Ina Oberlack handele es sich bei Schulverweigerern nämlich keinesfalls um den 15-jährigen Jugendlichen, der öfter Mal die erste Stunde schwänzt, sondern hauptsächlich um Kinder und Jugendliche, die sich in einer extrem komplexen Familien- oder Lebenssituation befinden. „Das kann die Sucht der Eltern sein, Erziehungsüberforderung, eine psychische Erkrankung des Schülers, oder gleich mehrere Dinge gleichzeitig“, so Oberlack. Aus diesem Grund würde die Darstellung konkreter Fallbeispiele von Schülern Sinn machen. „Um die Komplexität darzustellen“, so Oberlack, „denn das ist keine Sache, die man mit einem Konzept für alle ausmerzen kann.“

Allerdings gebe es bereits zahlreiche Betreuungs-, Hilfs- und Begleitungsangebote – nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern für die gesamte Familie. Regelmäßig würden das Jugendamt und diverse Kooperationspartner wie beispielsweise das Bildungszentrum Niederrhein oder das Kolpings-Bildungswerk in Neuss Psychatrieaufenthalte, Erziehungsberatung oder Familientherapeuten anbieten. Und das mit Erfolg: „Nur ein geringer Prozentsatz der Schüler schafft es nicht zurück in die Schule.“ Auch Kooperationen mit den Schulen finden statt. So trifft sich Oberlack beispielsweise zweimal jährlich mit Alois Moritz, Leiter der Realschule Hackenbroich, um konkrete Konzepte für die Schule zu erarbeiten.

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