Veranstaltung in der Stadtbibliothek Dormagen Künstler sehen die Demokratie in Gefahr

Dormagen · Bei einer Veranstaltung mit der Landeszentrale für politische Bildung wurde in der Stadtbibliothek Dormagen das Problem des Rechtsradikalismus beleuchtet – mithilfe von Schauspiel, Texten und Musik.

 Schauspieler Roman Knizka und das Ensemble Opus 45 traten in der Stadtbibliothek Dormagen vor voll besetzten Reihen auf. Auf überzeugende Weise konfrontierten sie die Zuhörer mit dem Thema Rechtsradikalismus.

Schauspieler Roman Knizka und das Ensemble Opus 45 traten in der Stadtbibliothek Dormagen vor voll besetzten Reihen auf. Auf überzeugende Weise konfrontierten sie die Zuhörer mit dem Thema Rechtsradikalismus.

Foto: Stabi

Wirklich besiegt und verschwunden war sie nie. Auch wenn es den Anschein hat, dass rechte Gewalt in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erst in der jüngeren Vergangenheit wieder zu einem Problem geworden ist. Diesen Eindruck widerlegten jetzt freilich der Schauspieler und Rezitator Roman Knizka und das Bläser-Ensemble Opus 45 bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadtbibliothek Dormagen. Überzeugend machten sie deutlich, dass die extreme Rechte ein Teil der deutschen Demokratiegeschichte war – und es bis heute geblieben ist.

Der Literarische Kammermusikabend mit Knizka und den Musikern unter dem Titel „Zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland“ war über die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen zustandegekommen. Die vergibt jedes Jahr Veranstaltungen zu politischen Themen an Bibliotheken, wie Katrin Pöllnitz, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek, berichtete. Ihre Einrichtung hatte sich zum dritten Mal mit Erfolg dafür beworben. Die Kammermusikabende fanden in der zurückliegenden Woche außerdem in Warendorf, Siegburg und Versmold statt, am Freitag war außerdem die Stadtbücherei in Hattingen Gastgeber.

Knizka und Opus 45, deren Vorträge sehr gut aufeinander abgestimmt waren und die ausgezeichnet harmonierten, erinnerten unter Anderem an die Schändung der Kölner Synagoge im Jahr 1959, an das von einem Rechtsextremisten verübte Oktoberfestattentat in München 1980, an die Angriffe auf ein Asylantenheim in Rostock-Lichtenhagen und an den Brandanschlag auf das Haus türkischer Bewohner in Solingen Anfang der 1990er Jahre, nicht zuletzt an die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Knizka, der auch durch zahlreiche Auftritte im Fernsehen (darunter mehrere  „Tatort“-Folgen) bekannt ist, schlüpfte immer wieder in verschiedene Rollen – von Tätern und von Opfern. Das Ziel der Akteure: Sie möchten dazu anregen, dass sich Menschen mit der Problematik Rechtsextremismus auseinandersetzen und der Opfer gedenken.

Die rund 60 Zuschauer, die zu der eintrittsfreien Veranstaltung in die Bibliothek gekommen waren, lauschten gebannt und bewegt. „Das war Gänsehautatmosphäre, die Akteure haben das Publikum emotional eingefangen“, urteilte Ingrid Fleckenstein von der Stadtbibliothek, „zeitweise war es so still, dass man eine Stecknadel zu Boden hätte fallen hören können.“ Selten habe sie etwas so sehr berührt wie dieser Abend, gestand Fleckenstein.

Eröffnet worden war er von Dormagens Kulturdezernentin Tanja Gaspers, die auch Staatssekretär Klaus Kaiser vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Kultur und Wissenschaft begrüßen konnte. Anstelle einer offiziellen Diskussion konnten am Ende alle Anwesenden  die Veranstaltung bei Getränken nachwirken lassen und sich in persönlichen Gesprächen über das Thema austauschen.

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