Kabarettreihe in der Kulle Dormagen Pufpaffs Vorpremieren in der Kulle

Dormagen · Der Kabarettist Sebastian Pufpaff trat zwei Mal mit „Wir nach“ auf.

 Sebastian Pufpaff gastierte mit der Vorpremiere seines neuen Programms „Wir nach“ zwei Mal in der ausverkauften Kulle.

Sebastian Pufpaff gastierte mit der Vorpremiere seines neuen Programms „Wir nach“ zwei Mal in der ausverkauften Kulle.

Foto: Olaf Moll/Kulturbüro

Als der Kabarettist und Moderator Sebastian Pufpaff vor zwei Jahren in der ausverkauften Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums vor 540 Zuschauern gastierte, hat er sich in Dormagen eine vitale Fangemeinde eingespielt. Denn beide Abende jetzt in der Kulturhalle waren seit September ausverkauft. In einer Vorpremiere probierte er sein neues Programm, das wie seine beiden bisherigen Soloprogramme „Auf Anfang!“ und „Warum!“ ebenso kurz „Wir nach“ titelt. „Sie erleben ein unfertiges Produkt, damit alle, die nach Ihnen kommen, einen richtig guten Abend erleben“, sagt der studierte Politikwissenschaftler und Staatsrechtler.

Der 1976 in Troisdorf als Sebastian Pufpaff – von wegen Künstlername – geborene Student hatte mit seiner Magisterarbeit an der Uni Bonn 2008 über „Der moderne Politiker – Inszenierung in der Demokratie“ den Abschluss gemacht. In seinem neuen Programm verliert der immer im schwarzen Anzug mit weißem Hemd, schwarzer Krawatte und streng gescheiteltem Haar auftretende Kabarettist kein Wort über Politik oder Parteien. „Ich will über mich reden! Wissen Sie, mir geht’s gut.“ Und so erzählt er in rasantem Tempo und mit gelegentlich versteckter Pointendichte über Grillpartys, Umweltprobleme, seine von der Emanzipation emanzipierten Frau – „Ich bin berufstätig, sie kehrt wieder nach Hause zurück!“ -, über Cluburlaub und Arztbesuche. „Ich gehe immer noch gern zum Kinderarzt, weil es dort nach dem Impfen eine Tüte Gummibärchen gibt. Außerdem verleihen einem die kleinen Stühlchen ein Gefühl von Größe.“

Längst nicht alles ist so nett. Seine scharfzüngige und bissige Satire hat manchmal eine Leidenschaft, dass den Zuhörern das Lachen vergeht. Da bleibt zu hoffen, dass er mit seinen beiden wirklichen Kindern in der „Vollzeitversorgung“ nicht so umgeht. Sebastian Pufpaff prangert unsere selektive Wahrnehmung an: „Vergewaltigung durch Flüchtlinge – das schmerzt, wird ja auch medial aufgepöbelt. Aber wenn ein Priester ein Kind missbraucht?“ Ein-, zweimal gibt er zu: „Okay, das war blöd!“

Da es sich um eine Vorpremiere handelte, lädt der Kabarettist die Zuhörer zur Diskussion ein: Was war zu hart? Was fehlte? Was war zu lang? Ausnahmslos Zuhörerinnen beteiligen sich an der Analyse. Bei seinem Schlusswort wird es mucksmäuschenstill: „Wann eigentlich ist unser Miteinander verschwunden? Wann ist das Gegeneinander entstanden? Manchmal sind wir bei den Geschichten da draußen selber der Arsch!“ Dann aber gab es Riesenapplaus für einen heiteren, oft nachdenklichen Abend.

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