Planspiel zur Kommunalpolitik in Dormagen Jugendliche halten der Politik den Spiegel vor

Dormagen · Das Planspiel, bei dem Dormagener Jugendliche Einblicke in die Kommunalpolitik erhielten, ist mit einer fiktiven Ratssitzung erfolgreich abgeschlossen worden. Es ging um eine Brücke über den Rhein nach Monheim.

Nach fünf Wochen und sechs Terminen waren alle Beteiligten hochzufrieden. Am letzten Projekttag hatten die Jugendlichen alle Hände voll zu tun. Sie hielten in einem Planspiel selbst eine Ratssitzung ab, nachdem sie zuletzt bereits eine echte besucht hatten. Fiktive Ausgangslage war dabei, dass eine Bürgerinitiative eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke zwischen Dormagen und Monheim anstrebte.

Als sich die Jugendlichen im Ratssaal trafen, begann eine einstündige, hitzige Diskussion. Die Vertreter von CDU und Zentrum brachten jeweils einen Antrag gegen eine Brücke, inklusive Gegenentwurf, ein. SPD, Grüne, Fraktion Die Linke, FDP und FDB/Ein Herz für Dormagen reichten einen gemeinsamen Antrag für eine Brücke und eine Bürgerbefragung ein. Der Planspiel-Bürgermeister musste häufiger  bremsen und die Diskussion in geordnete Bahnen leiten. Viele Situationen brachten die Mentoren aus der Politik, die sich das Planspiel im Hintergrund ansahen, zum Schmunzeln. Wenn beispielsweise die Technik streikte. Oder aber, wenn der Antrag der SPD von einem CDU-Vertreter mit der Trump-Mauer verglichen wurde. Oder wenn die Jugendlichen Gegenargumente einfach mit „es gibt Wichtigeres, als darüber zu diskutieren“ abtaten, weil ihnen die Argumente ausgegangen waren

Dabei bekamen die Politiker auch  den Spiegel vorgehalten. Dass Argumente mitunter zerredet oder von der Gegenseite nicht anerkannt werden, bestätigten sie in der folgenden Analyse. Die Jugendlichen ihrerseits glaubten, dass die Politiker in der Realität etwas zivilisierter argumentierten. Bürgermeister Erik Lierenfeld verneinte dies. „Es ist oft hitzig. Oft wird dazwischengeredet. Wie der Bürgermeister im Planspiel muss ich oft einschreiten. Dass man auf andere Redebeiträge eingeht und diese diskutiert, ist nicht immer so.“

„Ich bin auf jeden Fall froh, wie gut alles gelaufen ist. Man muss schauen, ob es solch ein Projekt noch einmal geben wird und was sich verbessern lässt“, sagte die Dormagener Kinder- und Jugendbeauftragte Julia Stöcker, die das Projekt betreut und organisiert hatte.

„Ich hoffe, viele werden sich weiter engagieren“, sagte Lierenfeld, der Stöcker dankte. „Ohne sie wäre das Projekt nicht so gut gelungen. Meines Wissens nach ist bei ähnlichen Angeboten immer nur eine Handvoll Jugendliche gekommen. Wir hatten die größte Beteiligung deutschlandweit. Das ist etwas Besonderes.“

Auch Martin Euler, Vorsitzender der Jungen Union, konnte nur Positives sagen. „Selbst ich mit meinen 25 Jahren kann nur noch schwer in den Kopf der Jugendlichen blicken. Umso wichtiger sind solche Projekte. Nun muss man schauen, wie man die Jugendlichen weiter einbindet. Dabei ist es mir weniger wichtig, in welcher Partei sie am Ende landen, auch wenn die Junge Union natürlich schön wäre.“

Die Teilnehmer zeigten sich ebenfalls zufrieden. „Ich konnte lernen, wie langwierig Verwaltung sein kann und habe mehr Verständnis gewonnen. Außerdem habe ich für mich erkannt, dass ich in Zukunft in die Politik möchte“, so die 19-jährige Derya Yesdin. Fünf der jungen Leute dürfen jetzt schon weiter aktiv bleiben. Sie wurden von den anderen Jugendlichen gewählt, um die Politiker zu einem Jugendzentrum zu beraten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort