Dormagener Geschichte Der Steinzeitmensch war gut zu Fuß

Dormagen · Der Archäologe und Historiker Jost Auler ist tief in Dormagens Vergangenheit eingetaucht und hat Forschungsergebnisse aktualisiert.

 Diese Feuersteinartefakte wurden in Dormagen gefunden.

Diese Feuersteinartefakte wurden in Dormagen gefunden.

Foto: Jost Auler

Die Zeiten, als die Römer in Durnomagus, dem heutigen Dormagen, ein Reiterlager mit rund 480 Menschen aufgebaut hatten, sind gut belegt. Beim Historischen Rathaus befindet sich ein Lageplan, mit dessen Hilfe man ausgezeichnet nachvollziehen kann, wo sich seinerzeit welche Gebäude befanden. Weitaus weniger erforscht ist die Steinzeit in Dormagen. Doch auch da hielten sich hier schon Menschen auf. Und die jagten Rentiere und Wildpferde. Der Stürzelberger Archäologe und Historiker Jost Auler hat sich dieser Epoche angenommen und die vorliegenden Erkenntnisse aktualisiert, neu bewertet und differenzierter eingeordnet. Dazu hat er zwei längere Abhandlungen veröffentlicht.

„Es gab nur einen Buchband zur Steinzeit in Dormagen aus dem Jahr 1982, die Basis zu diesem Werk ist noch älter“, urteilt Auler. Die Prähistorikerin Hertha Johanna Brandt (1922 bis 1996) hatte in den 1960er und 70er Jahren zu dem Thema geforscht. Sie sollte möglichst alle archäologischen Funde erfassen, arbeitete sich dazu durch Museen und Privatsammlungen und suchte auf Äckern nach Überbleibseln aus alter Zeit. Die Relikte wie Beilteile, Kratzer etc. seien damals schwierig zu datieren gewesen, erzählt Auler. „Frau Brandt konnte die Stücke nur in drei große Epochen aufteilen, Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit. Jetzt geht es genauer.“ Denn die Forschung ist fortgeschritten, neue Funde kamen hinzu. Ein Meilenstein war die Ausgrabung am Parkplatz der Raststätte Nievenheim-Ost 2016. Dort fanden sich diverse Funde, die auf ein Lager von Rentier- und Wildpferdejägern hindeuten. „Das sind die ältesten Stücke, die wir haben“, sagt Auler. Sie stammten aus der Altsteinzeit (9800 und 9600 vor Christi).

 Pinsel und Kelle gehören zum „Werkzeug“ von Archäologen wie dem Stürzelberger Jost Auler.

Pinsel und Kelle gehören zum „Werkzeug“ von Archäologen wie dem Stürzelberger Jost Auler.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Die Steinzeitmenschen legten damals riesige Strecken zurück. So fand sich in der hiesigen Gegend roter, mattglänzender Feuerstein, der ausschließlich auf de Insel Helgoland vorkommt. „Das Vorkommen dieses Feuersteins ist also gut 350 Kilometer Luftlinie vom Fundplatz entfernt“, stellt Auler in einer seiner Abhandlungen fest. Dormagener Funde aus der Mittelsteinzeit konnte er drei verschiedenen Klimaphasen zuordnen: dem Präboreal (9650 bis 68600 vor Christi) ein großes Lager der Waldjäger beim Berger Hof in Broich, dem Boreal (8600 bis 7100 vor Christi) das 1993 bei Straberg gefundene Auerochsenskelett und ein Lager am Pletschbach bei Hackenbroich sowie dem Atlantikum (7100 bis 5300 vor Christi) weitere menschliche Nachweise in Gohr und Hackenbroich.

Für die Jungsteinzeit (5300 bis 4300 vor Christi) konnte der Stürzelberger in Gohr entdeckte Linearbandkeramik der Alt-Jungsteinzeit zuordnen, Relikte aus einem Bereich zwischen Hackenbroich und Delhoven der Rössener Kultur in der Mittel-Jungsteinzeit (4900 bis 4300 vor Christi). In die Jüngere Jungsteinzeit (4300 bis 3500 vor Christi) fallen Funde der Michelsberger Kultur wie Feuersteine und Keramikscherben von der heutigen Nettergasse. Beilklingen aus Hackhausen und Pfeilspitzen aus einem Grab bei Straberg konnte Auler zudem der späten Jungsteinzeit (3500 bis 2150 vor Christi) zuordnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort