Fremdklingender Name Jordanischer Arzt findet keine Wohnung in Köln

Dormagen/Köln · Mahmoud Najjar nimmt in wenigen Tagen eine Arbeit im Hackenbroicher Krankenhaus in Dormagen auf. Seinen derzeitigen Schlafplatz im Schwesternwohnheim möchte der 28-Jährige gerne mit einer Wohnung in Köln tauschen. Doch er erhält nur Absagen. Naijar glaubt, dass sein Name der Grund ist.

Mahmoud Najjar ist ein glücklicher Mensch. Er hat sein Studium mit großem Erfolg in Kairo absolviert, seine Approbation in Mainz auf Anhieb geschafft. Jetzt freut er sich auf seine neue Stelle. Die tritt er Mitte dieses Monats am Kreiskrankenhaus in Hackenbroich an, wo er in der Inneren Medizin als Assistenzarzt in Weiterbildung anfängt. Es läuft also gut, bis auf eine wichtige Kleinigkeit: Der 28-Jährige, der in Jordanien geboren wurde, hat noch keine Wohnung. Die sucht Najjar seit drei Monaten - bislang ohne Erfolg. Auch die Facebook-Gruppe "Miteinander leben - Eine Chance für alle" versprach mit diesem Titel zuviel. "Ich habe auf viele Wohnungsanzeigen geschrieben, aber in 90 Prozent der Fälle keine Antwort erhalten. Die anderen waren leider viel zu teuer."

Dass es womöglich an seinem fremdländischen Namen liegen könnte, das hat der Jordanier selbst erkannt. "Ich sehe aus wie ein Flüchtling, mein Name ist arabisch, daher gibt es sicher bei vielen Vorbehalte." Eine Vermutung, die offenbar nicht ganz falsch ist. Zwar kann Anja Reinold-Kapff in ihrer Funktion als Rechtsanwältin des Mietervereins Dormagen ein solches Hemmnis bei der Wohnungssuche nicht direkt bestätigten, aber sie glaubt, dass ein Bewerber mit dem Namen Peter Schmitz eher erfolgreich ist als jemand mit dem Vornamen Mahmoud. "Schwierigkeiten haben auf jeden Fall Bewerber mit Haustieren und diejenigen, die mehr als zwei Kinderzimmer benötigen." Beim Mieterverein in Köln wird das Namensproblem bestätigt: "Für Vermieter sind Bewerber mit ausländischem Namen oft zweite Wahl", sagt ein Sprecher. "Dem jordanischen Arzt kann ich nur raten, seinen Beruf bei der Bewerbung in den Vordergrund zu stellen."

Wer Mahmoud Najjar gegenübersitzt, unterhält sich mit einem sympathischen jungen Mann, der ausgezeichnetes Deutsch spricht. Jemand, der aus seinem Leben schon etwas gemacht hat, aber noch mehr erreichen möchte. Er schreibt keine klassische Geschichte, in der es einen Junge aus schwierigen Verhältnissen hinaus in die weite Welt zieht, um sein Glück zu finden. Der 28-Jährige kommt aus einem normalen Elternhaus, er wuchs in der Hauptstadt des Königreiches, Amman, auf. "In der Schule war ich ganz gut, wohl weil ich mich gut konzentrieren kann. Denn ich habe gar nicht so viel zu Hause gelernt, sondern nur Fußball gespielt", erzählt er. Sein Wunsch nach einem Medizinstudium erfüllte er sich dank eines Stipendiums der jordanischen Regierung in Kairo. "Mein Praktisches Jahr habe ich dann in Amman absolviert. Ich wollte aber besser werden und habe mich entschieden, am Goethe-Institut Deutsch zu lernen."

Das war vor drei Jahren. Sein Vater Yousef riet ihm: "Geh nach Deutschland und lerne die Sprache richtig." Das gelang in Bonn, wo er bei einer Familie lebte, mit dem Sprachzertifikat Stufe C1 sehr erfolgreich. An einem Krankenhaus in Speyer absolvierte Mahmoud Najjar ein Praktikum und bekam dann eine Stelle als Assistenzarzt. In Mainz bestand er die Zulassungsprüfung zum Arzt ("ungewöhnlich für Ausländer") auf Anhieb. Zurzeit lebt Najjar im Schwesternwohnheim in Hackenbroich. Sein Traumziel aber ist Köln, "eine große, offene, internationale Stadt, in der ich Freunde finden möchte."

(schum)
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