Im Selbstverlag „Bitte 1,5 Meter Abstand halten“ - Dormagenerin schreibt Corona-Buch

Dormagen · Die Künstlerin und Schriftstellerin Irmela Hauffe hält das historische Ereignis auf unterhaltsam-leichte Weise fest. Es ist bereits das dritte Buch, das sie veröffentlicht hat.

 Irmela Hauffe an ihrem Schreibtisch: In der Hand hält sie ihr Buch „Bitte 1,5 Meter Abstand halten“.  Foto: G. Salzburg

Irmela Hauffe an ihrem Schreibtisch: In der Hand hält sie ihr Buch „Bitte 1,5 Meter Abstand halten“. Foto: G. Salzburg

Foto: Georg Salzburg (salz)

Fast schon steril wirkt der große weiße Schreibtisch, der direkt vor dem Fenster steht und den Blick auf das Wetter und das Geschehen draußen erlaubt. In seiner Nüchternheit bildet er einen Gegensatz zu dem zierlichen antiken Mahagoni-Sekretär nur ein paar Meter weiter.

Wenn Irmela Hauffe in ihrem Arbeitszimmer in Nievenheim an einem neuen Buch schreibt, dann braucht sie Ruhe. Ganz frisch in den Buchhandlungen zu haben ist ihr aktuelles Werk mit dem Titel „Bitte 1,5 Meter Abstand halten“, in dem die 66-Jährige jetzt mit einem Augenzwinkern ihre ganz persönliche Sicht auf die Corona-Krise festgehalten hat.

Dokumentarisch, fast wie ein Tagebuch, kommt die Krise dort daher, und bleibt trotz der eigentlichen Tragik des Themas amüsant zu lesen. Von Eintrag zu Eintrag beobachtet Hauffe auf unterhaltsam-leichte Art, wie das Virus von China über Italien und Österreich immer näher kommt und schließlich auch ihren persönlichen Lebensalltag direkt betrifft.

Es ist bereits das dritte Buch, dass die Tochter eines Arztes und Mutter von drei erwachsenen Kindern im Selbstverlag veröffentlicht. „Ich habe viele Jahre gemalt. Seit meinem Umzug vor sieben Jahren von Dormagen nach Nievenheim, von einem großen Haus in eine Etagenwohnung, habe ich einfach zu wenig Platz für weitere Bilder“, sagt sie. Seit 1995 waren die naturalistisch geprägten Werke jedes Jahr in verschiedenen Einzelausstellungen in ganz NRW zu sehen. Ursprünglich hatte Hauffe Chemie, Kunst und Textilgestaltung auf Lehramt studiert. Seit nach der Referendarzeit ihre Kinder — zwei Jungs und ein Mädchen — kamen, hat immer die Familie für sie im Vordergrund gestanden.

Zum Schreiben kam die gebürtige Duisburgerin, die in Dinslaken zusammen mit einer älteren und einer Zwillingsschwester aufwuchs, durch ihre spätere berufliche Tätigkeit in einer Seniorenresidenz in Krefeld. „Da war eine Bewohnerin, die hat mir immer aus ihrem spannenden Leben erzählt. Und ich dachte, das müsse man doch alles mal aufschreiben“, erinnert sich Hauffe. So habe sie mehrmals in der Woche nach Feierabend mit der alten Dame lange gesprochen und deren Biografie aufgeschrieben, die dann jedoch auf deren Wunsch nie veröffentlicht wurde. „Das Schreiben hat mir großen Spaß gemacht. So ist bei mir dann einer große Liebe zur Literatur entstanden.“

Hauffe selbst liest am liebsten spannende Krimis, zum Beispiel von den Autoren Alex Beer, Ulla Hahn oder Robert Seethaler. Sie verrät: „Dort sammle ich auch gerne Ideen für meine eigenen Bücher. Ich beobachte teilweise spannende Schreibweisen, aber auch gähnende Langeweile.“ Ihren eigenen Schreibstil richte sie dann auch danach aus. Ihr Erstlingswerk war 2016 unter dem Titel „Ruhestand — Ab morgen habe ich Zeit: Ü60 Zeit, sich Gedanken zu machen“, erschienen, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen aus der Zeit als Rezeptionistin in der Seniorenresidenz niedergeschrieben hat.

Wenn die Autorin nicht gerade an einem neuen Buch arbeitet, dann reist sie gerne. „Am liebsten Städtereisen. Auch wenn ich da manchmal acht Stunden am Stück herumlaufen muss“, sagt sie. „Da erfährt man so viel Neues. Eine Woche lang am Strand zu faulenzen, das ist einfach nichts für mich.“ Das sei ihr zu langweilig. Sogar die Millionenstadt Sankt Petersburg in Russland habe sie schon ganz alleine besucht. „Aber je älter ich werde, desto vorsichtiger und weniger abenteuerlustig bin ich. Heute würde ich das nicht mehr machen, ganz alleine in eine so große fremde Stadt zu reisen, wo ich noch nicht mal die Sprache verstehe.“ In ihrem zweiten Buch hat sie ihre Reiseabenteuer verarbeitet. Besonders wichtig ist Irmela Hauffe inzwischen ihre ganz persönliche Auszeit auf der Nordseeinsel Langeoog, die sich sich jeder Jahr gönnt, und die sie bereits als Kind mit ihren Eltern besuchte. „Dort gibt es wenig Abwechslung. Man lernt, mit wenig zufrieden zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen.“ Das sei die hohe Kunst des Alterns.

Eine Fortsetzung ihres Corona-Buches herauszubringen, sei derzeit nicht in Planung. „Es sei denn, es passiert etwas richtig spannendes, etwa dass der amerikanische Präsident sich mit Corona infiziert“, sagte Hauffe und schmunzelt.

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