Naturschutz in Dormagen Insektenhilfe soll zum Bürger-Trend werden

Dormagen · Dormagen will den Schutz der Kleinlebewesen ausbauen. Die Bevölkerung soll mit ins Boot – auch über den Nachhaltigkeitspreis der Stadt.

 Blühwiesen wie diese im Zonser Grind sind ein Paradies für nützliche Kleinlebewesen wie zum Beispiel Bienen. Auch der heimische Garten kann eine Öko-Oase sein.

Blühwiesen wie diese im Zonser Grind sind ein Paradies für nützliche Kleinlebewesen wie zum Beispiel Bienen. Auch der heimische Garten kann eine Öko-Oase sein.

Foto: Biol. Station

Dass der nachgewiesene drastische Rückgang von Insekten Politik und Verwaltung in Dormagen kalt lässt, kann niemand behaupten. In den vergangenen Jahren wurden viele Projekte wie Anlage von Blühstreifen und Wildblumenwiesen, Bau von Insektenhotels oder behutsameres Mähen umgesetzt und mit „Dormagen tut etwas für Insekten“ ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, zu dem auch Vertreter aus Umweltverbänden, Landwirtschaft und der Biologischen Station in Knechtsteden gehören. Allein: Die Beteiligten haben erkannt, dass noch viel mehr getan werden muss. Ein wichtiger Ansatz dabei: Die Bürger sollen beim Thema Insektenhilfe und Natur- und Umweltschutz verstärkt mit einbezogen werden.

Gelingen soll dies mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit, aber zum Beispiel auch mit dem Dormagener Nachhaltigkeitspreis, der 1983 erstmals vergeben wurde – damals noch als Umweltschutzpreis, ehe 2016 die Namensänderung beschlossen wurde. Und 2021 soll der Nachhaltigkeitspreis das Thema „Insekten“ zum Schwerpunkt haben. Die Ausschreibung soll im November erfolgen. Bis dahin werden die Kriterien für die Teilnahme präzise festgelegt, informiert Anke Tobies-Gerstenberg im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie arbeitet im städtischen Fachbereich Liegenschaften, Umweltschutz und Bauverwaltung und gehört auch dem Arbeitskreis „Dormagen tut etwas für Insekten“ an.

Tobies-Gerstenberg ist wichtig, dass sich nicht nur Schulen, Initiativen und Organisationen um den Nachhaltigkeitspreis bewerben, sondern möglichst immer mehr Einzelpersonen oder Familien. „Die Bürger sollen erkennen, wie wichtig ihre Unterstützung bei diesem Thema ist, welchen Einfluss sie nehmen können“, sagt Tobies-Gerstenberg.

Wer schon länger etwas für den Insektenschutz tue, könne sich genauso für den Preis bewerben wie jemand, der gerade damit begonnen hat. Man müsse das Rad dabei nicht unbedingt neu erfinden. Allerdings müssten die schriftlich eingereichten Ideen zum Insektenschutz bzw. zur Insektenhilfe über die Planungsphase hinaus sein, erläutert die Fachfrau.

Grundsätzlich hätten die heimischen Gärten eine enorm große ökologische Bedeutung. Und selbst Gartenbesitzer, die sich nicht für den Nachhaltigkeitspreis bewerben wollten und auch keine besonderen Projekte planten, könnten etwas für Natur und Umwelt tun, gerade jetzt im Herbst. Tobies-Gerstenberg gibt dazu drei Tipps, die schon viel bewirken können:

1) Nichts tun! Das Staudenbeet stehen lassen. Die abgeblühten Stängel sind das Winterquartier von Insekten. Sie warten dort auf das neue Jahr. Wer den Garten zu sehr aufräumt, nimmt Insekten die Winterquartiere. Im Frühjahr ist die passende Zeit, um die alten Stängel der Stauden abzuschneiden.

2) Liegen lassen! Die Laubhaufen im Garten belassen. Für Igel, Insekten und andere Tiere ist ein Laubhaufen ein optimaler Ort, die kalten Wintermonate zu verbringen, denn das Laub isoliert und bietet einen gemütlichen Unterschlupf. Igel machen sich langsam auf die Suche nach einem geeigneten Quartier, in dem sie den Winter verbringen können. Wer ein Herz für Igel hat, lässt einen Laubhaufen liegen oder stellt ein geeignetes Häuschen auf. Nach dem Winter wird das Laub von tausenden Lebewesen abgebaut und in wertvollen Humus umgewandelt. Ein weiterer Vorteil: Die Nährstoffe bleiben im Garten.

3) Bewusst pflanzen! Jetzt ist die beste Zeit, um Hecken und Sträucher zu pflanzen. Denn noch ist der Boden frostfrei. Dabei sollten heimische Pflanzen bevorzugt werden, sie bieten Vögeln und anderen Tieren Nahrung und Schutz. Heimische Arten haben zudem den Vorteil, anspruchsloser und widerstandsfähiger gegen witterungsbedingte Einflüsse und Schädlinge zu sein. Informationen, welche Sträucher besonders geeignet sind, erhält man in Gartenbaubetrieben oder Baumschulen.

Für die nächste Gartensaison könnte dann ein Stück Rasen in eine Blumenwiese oder in Blumenbeete mit heimischen Stauden verwandelt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort