Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche in Dormagen- Horrem Psychische Probleme früh erkennen

Großes Interesse an niederschwelliger Beratung war jetzt bei der ersten offenen Sprechstunde in der Jugendeinrichtung „Die Rübe“ in Horrem zu verzeichnen.

 Isabel Grave und Dr. med Claudia Neumann im Jugendzentrum Rübe in Dormagen.

Isabel Grave und Dr. med Claudia Neumann im Jugendzentrum Rübe in Dormagen.

Foto: RKN/Stefan Büntig

Das Beratungsangebot „totalnormal“ für Jugendliche mit psychischen Problemen ist jetzt in der Jugendeinrichtung „Die Rübe“ in Horrem erfolgreich gestartet. Das Projekt wurde von der Dormagener Jugendeinrichtung in Zusammenarbeit mit dem Kreisgesundheitsamt und dem Neusser Alexius/Josef-Krankenhaus entwickelt.

Ausgebucht war die erste offene Sprechstunde von Oberärztin Dr. Claudia Neumann und Diplom-Pädagogin Isabell Grave vom Alexius/Josef-Krankenhaus. Die jungen Leute im Alter von 14 bis 18 Jahren besuchten die Beratung allein oder in Begleitung der Betreuer aus der Jugendeinrichtung. Zur Sprache kam eine umfangreiche Bandbreite an Themen, von Mobbing, über Verdacht auf Depressionen, Trauerarbeit bis hin zu Gewalt.

Andreas Stefen, Leiter der in Trägerschaft der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss befindlichen Einrichtung „Die Rübe“, beobachtete, wie die Jugendlichen schnell ihre Scheu gegenüber den Therapeuten ablegten: „Die Kids erhielten konkrete Hilfestellungen zur Lösung ihrer Probleme und auch Hinweise und Ratschläge, wie der weitere Weg aussehen könnte. Auch für uns Betreuer gab es wichtige fachliche Informationen – angefangen von Einrichtungen, an die wir uns wenden können, bis hin zu dem weiteren Umgang mit den Jugendlichen“, sagte der Jugendleiter.

Auf die Idee für ein solches Projekt ist Andreas Stefen schon vor gut drei Jahren gekommen. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass viele Jugendliche gestresst und erschöpft sind“, sagt er, wobei „Leistungs- und Erwartungsdruck“ besonders häufige Faktoren seien. Unter dem Motto „irrsinnig menschlich“ sei ein ähnliches Programm bislang nur an Schulen angeboten worden, mit dem jetzt gestarteten Pendant gebe es ein derartiges Angebot nun „erstmals in der offenen Jugendarbeit“, berichtet Andreas Stefen.

Eine erste Infoveranstaltung vor geraumer Zeit hat ihm zufolge die große Nachfrage gezeigt. Ein ehemals depressiver Erwachsener hatte dort über seine Erfahrungen berichtet und war bei den überaus diskussionsfreudigen Jugendlichen auf großes Interesse gestoßen.

Die Betreuer aus der „Rübe“ werden die Jugendlichen weiterhin unterstützen. „Die positive Resonanz hat gezeigt, dass ein hoher Bedarf an niederschwelligen Beratungsangeboten zu psychischen Problemen besteht“, waren sich Dr. Claudia Neumann und Isabell Grave nach ihren Gesprächen in der ersten offenen Sprechstunde einig. Eine Eintagsfliege wird das Ganze nicht bleiben: Einmal im Quartal werden künftig Ärzte, Psychologen oder Kinder-Psychiater in der Dormagener Jugendeinrichtung Einzelberatungen und Gruppengespräche anbieten.

Das Ziel ist es, psychische Erkrankungen früher zu erkennen und behandeln zu können. Außerdem sollen Vorurteile gegenüber betroffenen Menschen abgebaut werden. Auch die Eltern betroffener Jugendlicher haben die Möglichkeit, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Nach einer Projektzeit von zwei Jahren soll Bilanz gezogen werden.

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