Sammler aus Dormagen Hermann Sicius – Der Herr der Elemente

Dormagen · Hermann Sicius sammelt chemische Elemente. Zum 150. Geburtstag des Periodensystems zeigt der Lanxess-Mitarbeiter seine Stücke.

 Dr. Hermann Sicius mit seiner Sammlung aus 56 Elementen des Periodensystems.

Dr. Hermann Sicius mit seiner Sammlung aus 56 Elementen des Periodensystems.

Foto: Matthias Koch

Es gibt solche und solche Sammler. Manch einer sammelt Briefmarken, andere verlegen sich auf Vasen oder Schallplatten. Doch so einen Sammler wie ihn, den gibt es kein zweites Mal: Dr. Hermann Sicius sammelt Elemente. Und er hat sie alle. Naja, fast zumindest. 56 von insgesamt 118 Elementen des Periodensystems hält er in seinem Besitz. Diese aus heutiger Sicht einzigartige Sammlung hat der Diplom-Chemiker aus Dormagen der NGZ-Redaktion vorgestellt, ganz feierlich, denn immerhin wird das Periodensystem der Elemente am heutigen Mittwoch, 6. März, 150 Jahre alt.

„Brom wäre jetzt der Hit!“, ruft Hermann Sicius aus, als er die kleinen, zarten, etwa fünf Zentimeter großen Glas-Fläschchen Schritt für Schritt auf dem Tisch vor sich zu einem Periodensystem zurechtlegt und damit seine Sammlung – inklusive einiger Infos zu jedem einzelnen Element – präsentiert. Brom, erklärt der Lanxess-Mitarbeiter, sei ein Element der siebten Hauptgruppe, das zwar zu den Halogenen gehöre – aber (leider) nicht zu seiner Sammlung. Zwar ist es ein aus chemischer Sicht äußerst spannendes Element, doch es ist zugleich höchst giftig, ätzend und umweltschädlich – also nichts, was Sicius zu Hause lagern würde. Und dann geht es weiter: Von Rubidium über Jod und Schwefel bis hin zu Zink oder Cäsium, dem reaktivsten aller Elemente. Cäsium würde beispielsweise – wäre es nicht doppelt von Glas umhüllt – an der Luft sofort verbrennen, so Sicius.

 Faszinierender Anblick: Sicius’ Bismut-Kristall ist ganz schwach  radioaktiv und leuchtet in Regenbogenfarben.

Faszinierender Anblick: Sicius’ Bismut-Kristall ist ganz schwach radioaktiv und leuchtet in Regenbogenfarben.

Foto: Maren Könemann

Der 1958 in Düsseldorf geborene Diplom-Chemiker studierte und promovierte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und lebt seit zwölf Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Dormagen. Für die Chemie hat sich der 60-Jährige allerdings nicht von Anfang an interessiert: „Anfangs habe ich das alles nur schwer verstanden“, sagt er. Erst die vielen verschiedenen Möglichkeiten, Reaktionsgleichungen aufzustellen, hätten ihn wirklich fasziniert. „Dadurch ist das Interesse sprunghaft gekommen.“ Zu dieser Zeit war Hermann Sicius gerade einmal 14 Jahre alt. Nur ein Jahr später begann er schließlich damit, Elemente zu sammeln. Die ersten stammen noch aus seinem Chemiebaukasten. „Das waren Schwefel und Eisen“, erinnert sich Sicius. Alle weiteren habe er sich über die Jahre zugelegt, meist über einen Chemikalienhändler aus Düsseldorf. Bis etwa 1985 habe er gesammelt, sagt er. Und das war oft nicht gerade billig: Für sein halbes Gramm Europium zahlte er damals 64 Deutsche Mark.

 Bei Lanxess werden mehr als 20 der insgesamt 118 Elemente gehandelt. Diese sollen den Mitarbeitern unter anderem durch Sicius’ Sammlung näher gebracht werden.

Bei Lanxess werden mehr als 20 der insgesamt 118 Elemente gehandelt. Diese sollen den Mitarbeitern unter anderem durch Sicius’ Sammlung näher gebracht werden.

Foto: Matthias Koch

Nach dem Studium trat Hermann Sicius schließlich eine Stelle bei Bayer in Leverkusen an. Heute arbeitet der Dormagener, der im Übrigen zehn Sprachen sprechen kann, beim Spezialchemie-Konzern Lanxess am Standort Leverkusen. Dort kümmert er sich im Geschäftsbereich „Liquid Purification Technologies“ (LPT) haupstächlich um die Patentrecherche. Bei LPT können schädliche, im Wasser enthaltene Elemente durch Technologien wie Ionenaustausch herausgefiltert werden. Lanxess arbeitet in allen Geschäftsbereichen mit mehr als 20 der 118 Elemente des Periodensystems – so wird zum Beispiel im Betrieb in Krefeld-Uerdingen aus Eisenspänen Eisenoxid gewonnen. Das wiederum verleiht Beton oder Lacken ihre Farbe.

Dormagen: Hermann Sicius sammelt chemische Elemente
Foto: Matthias Koch
 Ein Schwefelkristall. Das Element war eines der ersten in Sicius’ Sammlung.

Ein Schwefelkristall. Das Element war eines der ersten in Sicius’ Sammlung.

Foto: Pixabay

Dass Hermann Sicius seine Sammlung jetzt, da das Periodensystem Geburtstag feiert, wieder vorzeigen kann, freut ihn sehr. „Irgendwie habe ich damit ja schon mein Leben verbracht“, sagt er, „und so wie sie ist, könnte ich die Sammlung heute nicht nochmal zusammenstellen.“ Ein Lieblingselement hat Sicius aber nicht: „Ich finde sie alle spannend.“ Außerdem bestehe alles um uns herum aus ihnen. Und das sei es, sagt Sicius, was ihn am meisten fasziniere: „Das ist Chemie zum Anfassen.“

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