Urlaubsgefühl in Grevenbroich/Dormagen Ein Tag wie in Frankreich

Serie | Grevenbroich/Dormagen · Baguette und Käse genießen am Ufer der Seine, Luxus-Yachten bewundern in Saint Tropez, wandern in der Provence oder spazieren am Strand in der Bretagne – für viele fällt der Urlaub in Frankreich dieses Jahr aus. „C’est la vie“. Wie man sich stattdessen ein kleines bisschen Frankreich nach Hause holen kann, zeigen wir in unserer Sommerserie.

 Paris

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Foto: Pixabay

Wahre Genießer brauchen Zeit

Reiner Klingen vom Pétanque-Club Zons ist mit einer Französin verheiratet und kennt die französische Küche gut. Wichtig ist es, sich Zeit zu lassen – in Frankreich versteht man, zu genießen. Ein Apéritif ist ein Muss – Klingen wählt einen Kir Royal (Champagner oder Sekt mit Crème de Cassis). Dazu werden Häppchen Käse, Erdnüsse oder luftgetrocknete Salami in dünnen Scheiben gereicht. Als Hors-d’oeuvre empfiehlt Klingen Gänseleberpastete mit frischem, regionalen Brot, dazu einen Souternes, einen edelsüßen Weißwein aus dem Bordeaux. Als Hauptgericht gibt es Boeuf Bourguignon, in Rotwein geschmortes Rindfleisch, mit Kartoffeln und grünen Bohnen. Dazu passt ein Rotwein aus dem Burgund. Anschließend darf es eine „Plateau de fromage“ sein – eine Käseplatte mit Camembert, Brie, Emmentaler, Schafs- und Ziegenkäse. Als Wein passt Bordeaux oder Médoc. Zu guter Letzt sollte man nicht auf ein Dessert verzichten: Die Süßspeise Clafoutis ist eine Mischung aus Kuchen und Auflauf. Klassisch wird Clafoutis mit Kirschen zubereitet, man kann aber auch anderes Obst wie Pfirsiche oder Mirabellen verwenden. Dazu trinkt man einen Dessertwein oder Champagner.

Ein Dorf zieht blank

Barbara Kleinesudeik-Fischer aus der Stadtbibliothek Dormagen empfiehlt Literatur und Filme: Im Roman „Das Haus der Frauen“ von Laetitia Colombani kommt die Anwältin Solène nach einem Zusammenbruch in einem Haus in Paris unter, das Frauen aus aller Welt Zuflucht bietet. Im Auftrag der Bewohnerinnen schreibt sie Briefe, erfährt viel über die Magie des Hauses und beginnt, die Geschichte der Gründerin Blanche Peyron aufzuschreiben.

Wer witzige Filme mag, sollte „Ein Dorf zieht blank“ schauen. Ein Dorf in der Normandie ist von der Landwirtschaftskrise stark gebeutelt, die Proteste der Bauern scheinen den Verantwortlichen in Paris und Rouen aber egal zu sein. Als Fotokünstler Blake Newman ins Dorf kommt, um ein spektakuläres Projekt zu realisieren, und die Bauern einbeziehen möchte, sieht der Bürgermeister eine Möglichkeit, genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Jetzt muss er nur noch die Bauern davon überzeugen, sich für das Foto auszuziehen… oh la la!

Wer eine warmherzige, authentische Geschichte sehen möchte, wird mit „La Mélodie – Der Klang von Paris“ fündig. Der Violinist Simon Daoud ist zunächst wenig begeistert von seinem neuen Job als Musiklehrer im Pariser Banlieue, bis ihm sein zurückhaltender, talentierter Schüler Arnold zeigt, dass man mit weniger Strenge auch die Herzen der Schüler erreicht.

Spaß bei Boule und Pétanque

In Frankreich ist es ein Volkssport, aber um mitspielen zu können, muss man nicht erst dorthin fahren: Pétanque, eine Variante des Boule-Spiels (Boule=französisch für Kugel), kann man auch im Dormagener Stadtgebiet praktizieren. Vor 26 Jahren initiierte Reiner Klingen mit dem damaligen Bürgermeister Hans Wingerath das Anlegen eines Bouleplatzes auf dem Dach des ehemaligen Bunkers in der Zollfeste Zons. Seitdem finden sich die Mitglieder des Pétanque-Clubs mehrmals in der Woche auf diesem „Boule-vard“ ein, seit einigen Jahren auch auf dem Bouleplatz am Stürzelberger Tenniscenter. Das Spiel mit den drei Stahlkugeln und dem „cochonnet“, dem Schweinchen, hat für Klingen auch nach vielen Jahren noch nichts von seiner Faszination verloren: „Man kann so viele Varianten spielen und muss so konzentriert dabei sein, dass man Alltag und Stress sofort vergisst.“ Nicht nur Konzentration ist wichtig, auch Technik und Mentalität sind entscheidend: „Man muss gewinnen wollen, sonst kann man es nicht“, sagt der Kenner.

Wer Interesse an dem französischen Sport hat, ist eingeladen, einfach mal dazu zu kommen: montags und mittwochs ab 15 Uhr sowie freitags ab 17 Uhr wird in Stürzelberg gespielt. In Zons trifft man sich dienstags und donnerstags ab 17 Uhr sowie sonntags ab 11 Uhr am „Boule-vard“ auf dem Bunker.

Wo Schlangen gerne laichen

Wer schon einmal in Frankreich im Urlaub war, vor allem im Süden des Landes, ist vielleicht dort auch Schlangen begegnet. Die vermutet man bei uns eher nicht, aber eine Schlange, die in ganz Frankreich vorkommt und auch bei uns beheimatet ist, ist die Barren-Ringelnatter Da sie in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht ist, freut sich Michael Stevens, Leiter der biologischen Station Knechtsteden, dass sie an einigen Stellen im Kreis zu finden ist, unter anderem im Knechtstedener Wald. Das Tier lebt im und am Wasser und ernährt sich vor allem von Amphibien, manchmal auch Fischen. Weil die letzten Sommer so heiß und trocken waren, hat die Station zusammen mit dem Kreis und dem Forstamt ein Projekt ins Leben gerufen, um die Situation für die Laichgewässer der Schlangen zu verbessern. Gewässer werden regelmäßig überprüft, einige sind neu angelegt worden, damit die Tiere Lebensraum und Nahrung vorfinden. Außerdem sind künstliche Verstecke um das Klostergelände herum angelegt worden. Wer einer Barren-Ringelnatter begegnet, muss keine Angst haben: die Schlangen sind Fluchttiere und für den Menschen völlig ungefährlich. Meist huschen sie schnell weg oder stellen sich tot.

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