Wildbienen in Dormagen Die ersten flauschigen Gäste im Garten

Dormagen · Frühlingszeit ist Bienenzeit – und schon jetzt kann man es in Gärten, im Wald oder sogar auf dem Balkon summen hören. Eine der ersten Wildbienen, die man derzeit beobachten kann, ist die gehörnte Mauerbiene.

 Bienenhotel in der Biologischen Station.

Bienenhotel in der Biologischen Station.

Foto: Maren Könemann

Es summt und brummt im Bienenhotel auf dem Gelände der Biologischen Station in Knechtsteden. Dort sind bereits seit einigen Tagen hunderte fleißige Insekten am Werk, die sich in ihrer kurzen Lebensdauer von etwas mehr als einem Monat schnell um ihren Nachwuchs kümmern müssen: die gehörnten Mauerbienen. Sie gehören zu den ersten Wildbienen, die man im Frühjahr in der Natur – aber auch in städtischen Gärten und auf Balkonen – beobachten kann.

 Von Ende März bis Mittw Juni schwirrt die gehörte Mauerbiene, hier ein Weibchen, auch in städtischen Gärten oder auf Balkonen herum.

Von Ende März bis Mittw Juni schwirrt die gehörte Mauerbiene, hier ein Weibchen, auch in städtischen Gärten oder auf Balkonen herum.

Foto: Dr. Jürgen Esser/Dr. Juergen Esser

Bei der gehörnten Mauerbiene handelt es sich allerdings nicht etwa um eine Honigbiene sondern um eine wildlebende Verwandte. „Honigbienen sind eher wie Haustiere, die Honig produzieren. Solange es Imker gibt, gibt es also auch Honigbienen“, erklärt Landschaftsökologe und stellvertretender Geschäftsführer der Biologischen Station, Thomas Braun. „Wildbienen hingegen brauchen geeignete Lebensräume in der Natur. Da sind zum einen Nistmöglichkeiten wichtig, und zum anderen die Nahrung.“

Damit die gehörnte Mauerbiene ein erfülltes, zwar kurzes, aber auch aktives Leben haben kann, benötigt sie also zunächst geeignete Nester für ihren Nachwuchs. Vorzugsweise sind das längliche Holräume, wie beispielsweise Abflussröhrchen am Fenster, Bambusmatten, Grashalme oder ein paar in Holz gebohrte Löcher – so wie im Bienenhotel in der Biologischen Station. Dabei reicht ein Durchmesser von etwa zehn bis 15 Millimetern, denn größer ist die Mauerbiene nicht. Ihre Brutzellen baut die gehörnte Mauerbiene meist linienförmig, also eine vor der anderen. Doch nicht nur das passende Zuhause ist für diese Wildbienenart – und für alle anderen Insektenarten – überlebenswichtig. Sie benötigt auch Nahrung und geeignetes Material zum Verschließen ihrer Nester. „Und da kommen die Blüten ins Spiel“, verrät Thomas Braun. Pollen, feuchte Erde oder Lehm sind der gehörnten Mauerbiene willkommene Substanzen, die ihr als Nahrung oder Baumaterial dienen. Zudem ist die Mauerbiene ein wichtiger Bestäuber frühblühender Obstbäume wie Kirsch-, Pfirsich- oder Obstbäume.

Doch intensive Landwirtschaft, immer weniger Naturfläche und harte Grenzen in der Landschaft führen zu weniger Blütenvielfalt – und damit auch zu einer geringeren Artenvielfalt, vor allem bei Insekten. Deswegen begrüßen die Mitarbeiter der Biologischen Station die vielen Projekte der Stadt Dormagen, insektenfreundlicher zu werden. In enger Zusammenarbeit erarbeitete die Biologische Station das Ökokonto der Stadt Dormagen, und erst kürzlich stellte die Dormagener CDU einen Antrag auf noch mehr Ausgleichs- und Blühflächen, der einem Projekt in Bayern ähnelt, das Thomas Braun vorbildlich findet: „Dort werden Landstücke an Bürger vermietet und als Blühwiesen eingerichtet.“ Jetzt hat sich auch ein Arbeitskreis gegründet: „Dormagen hilft den Insekten“. Der Arbeitskreis „Dormagen tut etwas für Insekten“, der seine erste Sitzung im Mai abhalten wird, unterstützt dieses Ansinnen.

Die Biologische Station Knechtsteden führt aber auch Projekte mit Kindern und Schülern durch, um das Bewusstsein für die Natur und für mehr Biodiversität zu fördern – so zum Beispiel mit dem von der Sparkassenstiftung im Rhein-Kreis Neuss geförderten Vorhaben „Straberger Pänz helfen den fleißigen Bienchen“ an der Grundschule am Kronenpützchen, bei dem neben einer großen Bienenherberge auch eine Wildblumenwiese angelegt wurden. Ein Glück für die pelzige, gehörnte Mauerbiene.

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