Dormagener Unternehmen Die Filmspezialistin aus Zons

Zons · Vor 13 Jahren hat Verena Oefler mit ihrem Mann Andreas Niemand die Filmlichter GmbH gegründet. Die Firma hat sich gewandelt: Der Schwerpunkt verschob sich vom Filmverleih zum Vermarkter für andere Verleiher.

Die beiden Klappsessel mit rotem Bezug sind Relikte aus vergangenen Zeiten. Längst stehen sie nicht mehr vor einer Kinoleinwand, sondern dienen als ungewöhnliche Dekorationsstücke im Wohnhaus von Verena Oefler und Andreas Niemand an der Zonser Schloßstraße. Aber sie sind auch ein Fingerzeig  auf das Unternehmen, das das Ehepaar im Jahr 2006 gegründet hat und in dem die Welt des Kinos die zentrale Rolle spielt: die Filmlichter GmbH.

Rund zehn Jahre lang hatte die Firma ihren Anteil daran, was in deutschen Programmkinos gezeigt wurde. Denn auf diese Häuser und deren Publikum hatte sie sich spezialisiert. Eine spannende Aufgabe, zumal die Branche vor allem wegen der Digitalisierung nicht nur massiv im Umbruch steckte und steckt, sondern auch, weil es stets eine neue Herausforderung ist, einen Film in die Kinos zu bringen. Dazu nämlich braucht es einen langen Atem, und wer Verena Oefler zuhört, wenn sie den dazugehörigen Prozess schildert, kann leicht selber aus der Puste kommen. Das beginnt bei der Auswahl eines mutmaßlich erfolgreichen und auf das anvisierte Publikum zugeschnittenen Streifens auf einem Festival, geht weiter mit dem Kauf zeitlich begrenzter Rechte an einer Produktion sowie dem Überzeugen von Kinobetreibern, diese in ihr Programm aufzunehmen und mündet schließlich in einer umfangreichen Marketingkampagne mit Erstellen von Trailern, Flyern und Plakaten, Pressearbeit, Organisation von Premierenvorführungen mit Schauspielern und manchem mehr.

Wenn Oefler davon erzählt, möchte man am liebsten in einem der eingangs erwähnten Kinosessel Platz nehmen, sich zurücklehnen und gefangen nehmen lassen von all den Geschichten und Zusammenhängen, mit denen sie deutlich macht, wie die Filmbranche funktioniert. In Deutschland ähnelten die Verhältnisse denen in einer großen Familie, urteilt die 44-Jährige. Angesichts von rund 1000 Kinobetreibern und höchstens 200 Filmverleihen sei die Szene relativ überschaubar. „Man kennt sich“, sagt Oefler.

Das kommt der Filmlichter GmbH nun, da diese auch aus familiären Gründen (Oefler und Niemand haben inzwischen zwei Kinder) neue Schwerpunkte gesetzt hat, zugute. Denn anstatt selbst ausgewählte Filme in die Kinos zu bringen, kümmert sich Oefler nun mehr darum, das Marketing für andere Verleiher zu übernehmen; mit den meisten war sie schon vorher in Kontakt gekommen. Das Geschäft ist nicht einfacher geworden. Der deutsche Markt wird überflutet mit Filmen, jede Woche kommen 15 bis 20 neue Produktionen heraus. Nur ein Bruchteil schafft es in die Filmsäle.

Damit, dass es in Dormagen kein Kino mehr gibt, will sich Oefler übrigens nicht abfinden. Gemeinsam mit dem Zonser Guido Schenk ist sie in Gesprächen mit der Stadt. Das Ziel: Auf der Freilichtbühne in Zons Open-Air-Kino-Veranstaltungen aufziehen. „Es sieht ganz gut aus“, sagt sie.

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