Dormagen: Treibhausgas als Rohstoff Covestro baut Sportplatz mit Kohlendioxid

Dormagen · Aus dem klimakritischen CO2 werden bei dem Werkstoffhersteller sinnvolle Produkte gemacht. Die aktuelle Innovation, bei denen das Gas Verwendung findet, sind Böden für Sportfelder aus Kunststoff.

 Die Hockey-Nationalspieler Niklas Wellen (l.) und Oskar Deecke haben den weltweit ersten CO 2- basierten Hockeyplatz bereits getestet.

Die Hockey-Nationalspieler Niklas Wellen (l.) und Oskar Deecke haben den weltweit ersten CO 2- basierten Hockeyplatz bereits getestet.

Foto: Covestro

Stillstand ist Rückschritt: Gemäß dieser Devise treibt der Werkstoffhersteller Covestro seine Forschung voran. Mit großem Erfolg: Denn es ist gelungen, ein innovatives Verfahren zur Nutzung von Kohlendioxid (CO2) marktreif zu machen. Vor knapp zwei Jahren lieferte das Unternehmen mit einer zentralen Schaumstoff-Komponente für Matratzen und Polstermöbel erstmals ein neuartiges Produkt aus, das auf der Verwendung von Kohlendioxid basiert. Nun kommt eine weitere Erfolgsmeldung: Neuerdings lassen sich auch Kunststoff-Sportböden mit Kohlendioxid herstellen. Covestro präsentierte einen Hockeyplatz mit dem nach Unternehmensangaben weltweit ersten Unterboden dieser Art. Die Hockeynationalspieler Niklas Wellen und Oskar Deecke haben die Anlage gemeinsam mit Juniorennationaltorhüter Luis Beckmann bereits getestet.Wellen zeigte sich angetan. „Der Platz ist schnell und macht einen guten Eindruck“, sagte er.

Covestro betont, dass das neue Material besonders nachhaltig sei und Ressourcen schone. Denn es werde bei der Produktion weniger Erdöl benötigt. Auf bis zu ein Fünftel beziffert der Werkstoffhersteller die mögliche Einsparung. Das CO2 für den Unterboden des Hockeyfeldes stecke in einem Bindemittel – genauer gesagt, in einer Komponente davon, einem Polyol, informiert Covestro-Sprecher Stefan Paul Mechnig. Bislang habe das neue CO2-basierte Material namens Cardyon zur Produktion der oben genannten weichen Polyurethan-Schaumstoffe gedient. Mechnig: „Die Weiterentwicklung zur Nutzung im Sport ist nun der nächste Schritt in der Erweiterung des Anwendungsspektrums.“ Covestros Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann kündigte bereits an: „Wir wollen auf dieser Basis ein umfangreiches Produktportfolio für möglichst viele Anwendungsbereiche anbieten – gemäß unserer Vision, die Welt lebenswerter zu machen.“

Den ersten großen Kunden hat Covestro in dem zur Sport Group gehörenden Sportbodenproduzenten Polytan aus Burgheim in Bayern bereits gefunden. Polytan stellt mit dem Material und Gummigranulat elastische Unterböden für Sportfelder her. „Wir legen sehr viel Wert darauf, nachhaltige Rohstoffe einzusetzen, und sind immer auf der Suche nach ökologisch sinnvolleren Alternativen zu herkömmlichen Produkten“, sagt Sport-Group-Einkaufsleiter Daniel Klomp. Im besten Fall könne sogar die Produktqualität verbessert werden. Dies gewährleiste Cardyon.

Covestros NRW-Standortleiter Daniel Koch hat übrigens einst in dem CO2-Thema promoviert. „Ich habe Ende der 90er drei Jahre zu der Frage geforscht, ob es möglich sei, CO2 in Kunststoffe einzubauen. Das Ergebnis meiner Forschung mit den damaligen Mitteln war ein klares: Nein“, erzählt er. Heute ist die Ausgangslage anders. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen moderne Katalysatoren entdeckt, mit deren Hilfe wir Kohlendioxid zu einer Reaktion bewegen. Und das, ohne große Mengen Energie einzubringen.“

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