Brauchtum in Dormagen Dreifach gebeutelt, aber voller Hoffnung

Dormagen · Die Karnevalszüge fallen 2021 aus – einigen Dormagener Jecken erging es schon 2020 so. Zwei von ihnen erzählen: Dirk Rosellen aus Stürzelberg und Mathias Rakow aus Nievenheim.

 Dirk Rosellen gehört der KG Rot-Weiß Stürzelberg an.

Dirk Rosellen gehört der KG Rot-Weiß Stürzelberg an.

Foto: Rhein-Kreis/Andreas Baum

Eigentlich sind wir sogar dreifach gebeutelt. Am Karnevalssonntag 2020 mussten wir unseren Umzug wegen des Sturms absagen. Das war schon bitter, vor allem für die Gruppen, die immer lange im Voraus ihre Kostüme planen und Wurfmaterial kaufen. Als dann klar war, dass wegen Corona auch der Nachholtermin am 17. Mai nicht als Umzug stattfinden konnte, mussten wir uns etwas einfallen lassen, um die Kamelle nicht alle wegwerfen zu müssen.

Einiges haben wir an ein Seniorenheim gespendet, aber den Großteil haben wir dann am 17. Mai bei einem Drive-in auf dem Edeka-Parkplatz in Stürzelberg verteilt. Eltern konnten mit ihren Kindern im Auto vorbeikommen, und wir haben dann die Kamelle in abgepackten Tüten durchs Fenster gereicht. Das ist sehr gut angekommen, und manche Kinder haben sich sogar verkleidet! Das war ein sehr schöner Aspekt bei der Aktion, es war aber auch traurig, weil uns bewusst wurde, dass wir eigentlich auf dem großen Wagen stehen und die Kamelle werfen wollten.

Auch in diesem Jahr wird es wieder keinen Umzug geben, weil die Pandemie-Lage das nicht zulässt. Als wir uns Ende November mit der Stadt und allen Vereinen getroffen haben, war uns allen schon bewusst, dass auch der Straßenkarneval nicht stattfinden kann. Der Sitzungskarneval wurde ja schon früher abgesagt – es hatte auch niemand mehr damit gerechnet, dass man ihn feiern könnte. Wir haben im Laufe des Jahres immer wieder überlegt, wie man ein bisschen Karneval aufrecht erhalten kann, aber in der aktuellen Lage ist klar, dass auch kleine Dinge nicht stattfinden können.

Wir hatten geplant, anstatt unseres jährlichen Seniorenkaffees eine kostenlose, Corona-konforme Kuchenausgabe für zu Hause zu machen, aber auch das mussten wir ebenso streichen wie unseren traditionellen Glühweinstand im Dezember. Wir versuchen, den Karneval mit Bildern und Videos auf der Homepage und in den sozialen Medien nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, aber alles, was über virtuelle Kontakte hinausgeht, fällt aus.

Es ist kein schönes Jahr für alle, aber zumindest besteht durch den Beginn der Impfungen die Hoffnung, dass wir im Laufe des Jahres wieder mehr machen können und in der Session 2021/22 wieder feiern und einen Umzug machen können. Nach der Zwangspause freuen sich dann vielleicht alle nochmal mehr.

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