Händler in Dormagen Corona-Krise trifft die Brauchtumsgeschäfte hart

Dormagen · Die coronabedingte Absage der Schützenfeste reißt ein großes Loch in die Kassen besonders der Dormagener Händler, die ihr Geld vornehmlich mit Uniformen, Werbung und Trophäen wie Pokalen oder Medaillen verdienen.

 „Der Uniformverleih im Sommer ist sonst eine sichere Bank“, sagt Gregor Ruetten. In diesem Jahr nicht.

„Der Uniformverleih im Sommer ist sonst eine sichere Bank“, sagt Gregor Ruetten. In diesem Jahr nicht.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Während der Schützenfestsaison geben sich im Uniformhaus Rütten in Ückerath die Kunden regelrecht die Klinke in die Hand. Gut und gern 200 bis 300 Uniformen täglich verleiht das Geschäft vor einem Festwochenende. Nun wurden wegen Corona alle Schützenfeste abgesagt. „Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Der Uniformverleih im Sommer ist sonst eine sichere Bank, damit reißen wir alles raus“, erklärt Gregor Rütten, Inhaber des traditionsreichen Familienunternehmens.

Seit immerhin schon 70 Jahren besteht das Uniformhaus, „und noch kein einziges Jahr gab es ein Minusgeschäft“. Im Moment kommen täglich im Schnitt drei bis vier Kunden ins Geschäft. „Wir hatten zum Glück noch eine ganze Menge Aufträge von vor Corona. Aber es kommen auch Züge, die jetzt neue Uniformen, Zubehör, Orden oder dergleichen bestellen, weil sie durch die ausgefallenen Feste Geld einsparen. Das ist natürlich gut für uns“, berichtet Rütten. Auch für die Vereine sei das vorteilhaft, denn die Lieferzeiten seien aufgrund der Auftragslage mit drei bis vier Wochen deutlich kürzer als im Normalfall mit drei Monaten. Gregor Rütten hofft, dass zur Karnvalssession wieder gefeiert werden darf, denn „das ist mittlerweile ein tolles Ergänzungsgeschäft, auf das ich nicht mehr verzichten möchte“, sagt er.

Für die kommenden Monate hofft er, neue Firmenkunden gewinnen zu können, die Arbeitskleidung bestellen, in die Logos und Namen eingestickt werden können. Außerdem verkauft er medizinische Masken und Face Shields im Geschäft, aber damit allein könne man nicht überleben. Die Mitarbeiterzahl hat er im Zuge der Krise von zehn auf sechs reduziert, und die sind in Kurzarbeit. „Die Hilfskredite, die man beantragen kann, sind ja schön und gut, aber wenn ich keine Einnahmen habe, mache ich mir die nächsten Jahre auch noch kaputt, denn man muss das Geld ja auch zurückzahlen.“

 Bei Rainer Warstat fallen im Bereich Sportpreise Einnahmen weg, weil keine Turniere stattfinden.

Bei Rainer Warstat fallen im Bereich Sportpreise Einnahmen weg, weil keine Turniere stattfinden.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Ähnlich geht es Rainer Warstat von der SWG (Sport Werbung Gravuren) an der Pommernallee. Der Umsatz im Bereich Schützenbedarf ist gleich null, denn der Verkauf von Uniformzubehör wie Schulterklappen, Offiziersschnüren oder Orden fällt weg. „Unglücklicherweise hatte ich die Ware schon bestellt, und die Lieferanten haben schnell geliefert, sodass ich nicht mehr stornieren konnte“, erzählt der Inhaber. „Immerhin ist die Ware nicht verderblich, die kann ich auch nächstes Jahr noch verkaufen“, sagt er.

Auch im Bereich der Sportpreise fallen Einnahmen weg, weil keine Turniere stattfinden und weder Pokale, Urkunden noch Medaillen gebraucht werden. Lediglich der Umsatz mit den gefüllten Luftballons läuft langsam wieder an. „Mit jeder Lockerung erhöht sich der Luftballonverkauf wieder etwas“, sagt er. „Wenn ich genau wüsste, dass es nächstes Jahr im März wieder losgeht, würde ich gern ein Jahr lang so weitermachen“, berichtet er.

Doch die Ungewissheit der Pandemiedauer bereitet ihm Sorgen. Positiv sieht Warstat die Regelung der Corona-Soforthilfe, die er beantragt hatte. „Innerhalb von vier Tagen war die Auszahlung erfolgt, das war wirklich toll von der Landesregierung“, lobt er. „Aber auch das ist endlich“, fügt er hinzu. Ähnlich wie bei Rütten sind auch zu Warstat schon Kunden gekommen, die eine neue Königskette fürs nächste Jahr gekauft haben, um das Geschäft zu unterstützen. „So etwas freut mich sehr“, sagt der Unternehmer.

 Gerd (links) und Daniel Beisheim haben ihr Angebot um bedruckbare Masken und Schlaufenschals erweitert.

Gerd (links) und Daniel Beisheim haben ihr Angebot um bedruckbare Masken und Schlaufenschals erweitert.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Auch Beisheim Promo an der Krefelder Straße hat mit der Coronakrise zu kämpfen. „Im April und Mai hatten wir einen Umsatzrückgang von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Inhaber Gerhard Beisheim. Obwohl er auch Geschenkartikel verkauft und Firmen mit Arbeitskleidung beliefert, ist die Lage angespannt. Die Saisongeschäfte fallen fast komplett aus. Abschlussklassen der Schulen, die sonst Shirts und Pullover bedrucken lassen, Schützenzüge, Sportvereine, Firmenläufe – sie alle fallen als Kunden im Moment weg.

Eine Mitarbeiterin musste entlassen werden, die beiden verbliebenen Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Auch die Öffnungszeiten sind verkürzt. Beisheim hat sein Angebot um bedruckbare Masken und Schlaufenschals erweitert. Man kann sich einen Mund, Schnurrbart oder Spruch auf einen Schal drucken lassen. „Wir sind froh über alles, was reinkommt“, berichtet er. Ein neuer Online-Auftritt soll die Leute besser erreichen.

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