Sport in Dormagen Hackenbroicher richtet beim DFB

Hackenbroich · Der Hackenbroicher Andreas Buchartz gehört dem höchsten Gremium der Sportgerichtsbarkeit an. Eins seiner Ziele: Schiedsrichter stärken.

 Andreas Buchartz ist auch Vorsitzender des Fußballverbands Niederrhein, dessen Satzung er hier präsentiert.

Andreas Buchartz ist auch Vorsitzender des Fußballverbands Niederrhein, dessen Satzung er hier präsentiert.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin (MZ)

Es ist die zunehmende Verrohung der Sitten auf dem Fußballplatz, vor allem der Sprache und des Umgangstones dort gegenüber den Unparteiischen, die Andreas Buchartz sorgen macht. „Früher wurden die Referees vielleicht als Blinder oder Penner beschimpft. Heute fallen Ausdrücke wie Bastard, Nazi und Schlimmeres“, urteilt der Hackenbroicher – und zitiert im Gespräch mit unserer Redaktion auch gleich noch derbe Drohungen, die nicht druckreif sind. Buchartz weiß, wovon er spricht. Denn der 66-Jährige kann 45 Jahre Erfahrungen im Fußballgeschäft vorweisen – lange als Schiedsrichter und seit 1997 auch in der Sportgerichtsbarkeit auf den unterschiedlichen Ebenen im Deutschen Fußball-Bund. Dort hat er nun quasi den „Olymp“ erreicht. Denn der CDU-Politiker ist inzwischen auch als Jugend-Beisitzer in das höchste Gremium der Fußball-Gerichtsbarkeit in der Republik berufen worden, ins DFB-Sportgericht.

Zweifellos eine besondere Auszeichnung seiner bisherigen Arbeit als Referee, Vorsitzender der ehemaligen Jugendspruchkammer im Kreis Grevenbroich/Neuss, Beisitzer in der ehemaligen Jugendspruchkammer im Fußballverband Niederrhein (FVN) sowie – seit 2019 – Vorsitzender des Verbandsjugendsportgerichts im FVN. 2013 kam auch noch der Vorsitz beim Jugendsportgericht des Westdeutschen Fußball-Verbandes hinzu. Eigenlob liegt Buchartz freilich fern. „Wahrscheinlich war meine langjährige praktische Erfahrung hilfreich bei der Berufung – und dass man meine Entscheidungen bisher als gerecht und respektvoll den Beteiligten gegenüber empfunden hat“, mutmaßt er bescheiden. Aktiv beworben um den verantwortungsvollen Posten hat sich Buchartz, der weiterhin seinem Heimatverein TuS Germania Hackenbroich angehört, jedenfalls nicht, nachdem sein Vorgänger als Vertreter des Westdeutschen Fußball-Verbandes beim DFB-Sportgericht ausgeschieden war.

Fiel in seine Zuständigkeit als Jugendsportgerichtschef beim WFV schon die Jugend-Regionalliga in Nordrhein-Westfalen mit vielen klangvollen Namen der großen Clubs, deren Talente in dieser Klasse antreten, so ist er beim DFB-Sportgericht direkt dran an den Kickern der Bundesliga, 2. und 3. Liga sowie an den Bundesligisten im gesamten deutschen Jugendbereich – und an deren Verfehlungen. Als Beisitzer wird der Hackenbroicher über alle Entscheidungen des Sportgerichts informiert. Und wenn es um Themen aus dem Jugendbereich geht und die Notwendigkeit dazu besteht, wird Buchartz’ Stimme angehört.

„Überwiegend laufen die Verfahren schriftlich. Aber es kann auch sein, dass es in einzelnen Fällen zu mündlichen Verhandlungen kommt“, erläutert der Sportrichter. Bislang war es in dieser Hinsicht in diesem Jahr allerdings erfreulich ruhig nicht zuletzt aufgrund der coronabedingten Spielpause, die sich über einige Wochen erstreckte.

Motive, sich in der Sportgerichtsbarkeit auf sovielen Ebenen zu engagieren, hat der 66-Jährige mehrere. „Mich ehrenamtlich für Sport und Gesellschaft einzusetzen, macht mir Spaß und verschafft mir Genugtuung“, erzählt der Hackenbroicher. Zudem sei es befriedigend, „meinen Teil dazu beizutragen, dass die Organisation im Fußball funktioniert“.

Dann ist da noch sein Faible für den Nachwuchs in seiner favorisierten Sportart. Buchartz weiß: „In der Jugend werden die Grundlagen für das spätere Verhalten auf den Spielfeldern im Seniorenbereich gelegt.“ Dort rechtzeitig erzieherisch eingreifen, Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen zu können, empfindet er als sinn- und reizvoll.

Und den Schiedsrichtern das Gefühl zu geben, dass Beleidigungen und schlimmere Attacken auf sie nicht ungestraft bleiben, sondern gerecht sanktioniert werden. „Das betrachte ich als Kernaufgabe“, betont Buchartz.

Schließlich weiß er aus seiner langen Laufbahn als aktiver Unparteiischer ganz genau, wie es sich anfühlt, auf dem Fußballplatz wegen mitunter notwendiger unpopulärer Entscheidungen angefeindet zu werden. Und noch etwas ist ihm sehr bewusst: Dass die Umgangsformen auf dem Spielfeld ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklungen sind. Hier lenkend und somit positiv Einfluss nehmen zu können, treibt Buchartz bei seinem Ehrenamt ebenfalls an.

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