Dormagener Privatdächer Diskussion um Mini-Windräder

Dormagener Privatdächer · Seit das Umweltteam der Stadt bei einem Solarstammtisch über Mini-Windkraftanlagen auf Privathäusern informiert hat, ist das Interesse im Dormagener Stadtgebiet groß. Das Problem: Noch scheint unklar, ob jeder einfach ein solches Windrad aufstellen darf.

 In Grevenbroich-Jägerhof ist eines der ersten Mini-Windräder im Rhein-Kreis Neuss auf einem Privathaus aufgestellt worden. In Dormagen werden wahrscheinlich schon bald die nächsten Anlagen installiert.

In Grevenbroich-Jägerhof ist eines der ersten Mini-Windräder im Rhein-Kreis Neuss auf einem Privathaus aufgestellt worden. In Dormagen werden wahrscheinlich schon bald die nächsten Anlagen installiert.

Foto: M. Reuter

Dormagen Von weitem ähneln sie auf den ersten Blick einer größeren Satellitenschüssel, auf den zweiten erkennt der Beobachter, dass sich mehrere Blätter im Inneren eines Kugelgestells drehen. Nachdem in den vergangenen Jahren Solarzellen auf Privatdächern in Dormagen einen Boom erlebten, sind jetzt Mini-Windräder als weitere Form der umweltfreundlichen Energiegewinnung im Kommen. "Das ist ein Thema, auf das ich immer wieder angesprochen werde", sagt der gerade aus dem Rat ausgeschiedene CDU-Politiker Hermann Harig. Anna Janoschka vom städtischen Umweltteam bestätigt: "Das Interesse ist groß. Seit wir bei einem Solarstammtisch über diese Mini-Windkraftanlagen informiert haben, häufen sich die Nachfragen." Auch Reimund Büschleb, der in Neuss Mini-Windräder vertreibt, sagt: "Ich hatte schon mehrere Beratungsgespräche in Dormagen." Das Problem: Bis jetzt ist die rechtliche Lage, wer wo einen solche Windkugel aufstellen darf, noch unklar.

"Wir recherchieren im Moment auf mehreren Ebenen, wie wir mit diesem Thema umgehen sollen", sagt Susanne LoCicero-Marenberg, Leiterin des Fachbereichs Städtebau. Denn bislang gebe es in Nordrhein-Westfalen keine einheitliche Regelung. Die ersten Reaktionen aus Düsseldorf — in einer gemeinsamen Stellungnahme des NRW-Bau-, Innen-, Wirtschafts- und Umweltministeriums — deuteten jedoch darauf hin, dass ein Mini-Windrad baugenehmigungspflichtig sei. Das heißt: Anders als bei einer Solaranlage kann sich ein Eigentümer in Dormagen nicht einfach eine kleine Windkraftanlage aufs Dach setzen, sondern muss einen Bauantrag bei der Stadt einreichen. "Das wird in Baden-Württemberg oder Hessen anders gehandhabt", so LoCicero-Marenberg. "Dort wird kein Bauantrag verlangt." In NRW solle aber offenbar den Städten die Verantwortung für eine Entscheidung übertragen werden. Und das bedeute auch, dass die Genehmigung jedes Mini-Windrades ein Abwägungsprozess mit einer Einzelfallentscheidung sei.

"Wir in Dormagen sind Klima-Bündnis-Gemeinde, deshalb wäre es aus meiner Sicht das falsche Signal, hohe Hürden für diese neue regenerative Technik aufzubauen", sagt Jürgen Reith, Umweltbeauftragter der Stadt Dormagen. Das sieht LoCicero-Marenberg grundsätzlich genauso. "Trotzdem müssen wir natürlich im Genehmigungsverfahren die Umgebung berücksichtigen", sagt sie. Auf einem gewerblichen Objekt oder auf einem höheren Mehrfamilienhaus sehe sie spontan keine Gründe, ein Mini-Windrad zu verbieten. In einem reinen Einfamilienhaus-Gebiet könne das möglicherweise anders aussehen. "Es empfiehlt sich auf jeden Fall, zunächst einmal — wie bei anderen Bauvorhaben auch — mit den Nachbarn zu sprechen und dort schon einmal vorzufühlen, damit es anschließend nicht zum Konflikt kommt", so die Chefin des Städtebau-Bereichs. Wenn die ersten konkreten Anträge vorlägen, könne die Stadt Erfahrungen sammeln, wie sie damit umgehen werde.

Vorstellen kann sich Janoschka, dass die Stadt als Pilotprojekt das Modell der Bürgersolaranlage auf die Mini-Windräder überträgt. Denkbar sei, dass auf einem geeigneten öffentlichen Gebäude mehrere der Propeller aufgestellt würden — und sich mehrere Interessierte an der Finanzierung beteiligten und vom Ertrag profitierten. Zurzeit liegt die Einspeisevergütung laut Büschleb bei rund neun Cent pro Kilowattstunde. "Nach meinen Informationen soll diese Summe aber erhöht werden", sagt er.

(RP)
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