Dormagen Die Super-Schnüffler

Dormagen · Der Jäger Winfried Bender züchtet auf seinem Anwesen zwischen Gohr und Rommerskirchen Hunde mit besonders feinen Näschen. Job der Deutschen Drahthaar ist es, angefahrenes Wild auf den Straßen B 477 und L 35 aufspüren.

 Winfried Bender und seine Deutschen Drahthaar. Der 65-Jährige bildet die Tiere aus, angefahrenes Wild auf der B 477 oder L 35 aufzuspüren.

Winfried Bender und seine Deutschen Drahthaar. Der 65-Jährige bildet die Tiere aus, angefahrenes Wild auf der B 477 oder L 35 aufzuspüren.

Rund 20 Mal im Jahr klingelt das Telefon von Winfried Bender (65) mitten in der Nacht. Am anderen Ende der Leitung ist dann die Polizei, die den Jäger mit dem markanten Schnauzbart um Hilfe bittet. Er müsse dann ausrücken, "um Tiere, die auf der B 477 oder L 35 angefahren wurden, von ihrem schweren Leid zu erlösen". Winfried Bender zieht einen Stapel seiner Einsatzprotokolle aus einer Mappe und blickt ernst. Als Jagdpächter ist der Job eine Pflichtaufgabe für den 65-Jährigen.

Und im Herbst, wenn die Dämmerung schon während des Berufsverkehrs hereinbricht, steigt die Gefahr für Wildunfälle. Verlassen können muss sich der 65-Jährige insbesondere auf seine Helfer auf vier Pfoten. Auf seinem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück auf der Grenze zwischen Gohr und Rommerskirchen züchtet Bender so genannte Deutsche Drahthaar. Familienhunde, die für die Jagd aufgrund ihrer Größe und Stärke geeignet sind. Derzeit betreut Bender drei ausgebildete Tiere und 16 Welpen, die später an Jäger nach Frankreich, Dänemark oder Griechenland verkauft werden.

Weltweit gibt es rund 3000 Deutsche Drahthaar. Davon qualifizieren sich etwa 250 für die internationale Hegewald-Zuchtprüfung. Winfried Bender trainiert dafür seine Hunde selbst. Er übt mit aufgeschrecktem Wild. "Der Gesetzgeber schreibt vor, dass jeder Jagdpächter einen brauchbaren Jagdhund nachweisen muss", sagt Bender. Es wird klar, was er meint: Oft ist das nicht der Fall.

Besonders gefragt sind seine Hunde, wenn das angefahrene Wild bereits ins Unterholz entwischt ist. "Ein Drittel der Tiere haut ab, ohne zu bluten", sagt Bender, "oft mit schweren inneren Verletzungen." Anhand eines Sekrets, das die Tiere ausstoßen, können seine Hund die Fährte auch im Dunkeln aufnehmen. Das Spektrum der angefahrenen Tiere ist breit: Rehe, Wildschweine, Hasen oder auch Fasane. "Am Tag sitzen die Tiere in den Brombeeren und gehen abends auf die Suche nach Fressen", sagt Revierförster Theo Peters.

Und es sind in Dormagen immer wieder die gleichen Stellen, an denen es knallt: die L 280 am Knechtstedener Wald, die L 35 am Mühlenbusch und die B 477 am Alt-Hövelerhof, das Revier von Winfried Bender, gelernter Zahntechnikermeister a. D.. Neben seinen Einsätzen unternimmt der 65-Jährige jeden Tag Kontrollfahrten auf der zwölf Kilometer langen Strecke. Er spricht von "praktiziertem Tierschutz".

Ausgezeichnet wurde Winfried Bender dafür von der ehemaligen Umweltministerin Bärbel Höhn. "Ausgerechnet von einer Grünen", sagt er und lächelt.

(NGZ)
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