Dormagen Die Schuldnerberaterin

Dormagen · Sina Degenhard hilft aus dem finanziellen Schlamassel. Die 30-Jährige ist beim Internationalen Bund (IB) Dormagen als Schuldnerberaterin tätig. Bei der Entschuldung ist auch die Initiative der Betroffenen gefragt.

 Die Sozialpädagogin Sina Degenhard ist beim Internationalen Bund als Schuldnerberaterin tätig.

Die Sozialpädagogin Sina Degenhard ist beim Internationalen Bund als Schuldnerberaterin tätig.

Foto: h. jazyk

Am Anfang ist es nur die Handyrechnung, die nicht mehr beglichen werden kann, dann stapeln sich die unbezahlten Rechnungen. Viele Menschen merken erst, dass sie in die Schuldenfalle getappt sind, wenn sie keinen Überblick mehr über ihre finanzielle Lage haben. Spätestens, wenn existenzielle Probleme drohen, weil die Miete oder der Immobilienkredit nicht mehr bezahlt werden können, ist professionelle Hilfe nötig.

"Überschuldung macht krank"

Zum Beispiel von Sina Degenhard: Die Sozialpädagogin arbeitet beim Internationalen Bund als Schuldnerberaterin. Sie kennt die Probleme und Sorgen der Ratsuchenden genau. Ob jung oder alt, ob 1500 Euro oder 150 000 Euro Schulden, "Überschuldung macht krank", weiß die 30-jährige. Schlafstörungen und Angstzustände sind bei ihren Kunden keine Seltenheit. Mit den Ratsuchenden gemeinsam sichtet und sortiert sie die Unterlagen. Gegebenenfalls nimmt sie Kontakt mit den Gläubigern auf.

Das läuft jedoch unspektakulärer ab, als viele es aus dem Fernsehen kennen: "Ich reise nicht quer durch die Republik, um mit den Leuten persönlich zu reden wie Herr Zwegat", erklärt Degenhard. Sie schreibe die Gläubiger lediglich an oder telefoniere mit ihnen. Die RTL-Serie "Raus aus den Schulden" mit dem kultigen Berliner Schuldnerberater wecke in manchem Ratsuchenden falsche Erwartungen. Viel mehr als in der Serie werden die Schuldner selbst mit in die Arbeit einbezogen: "Ich zeige den Leuten, wie sie ihre Papiere sortieren müssen, aber ich übernehme die Unterlagen nicht komplett so wie ein Steuerberater", erklärt sie. Natürlich sei es schön, wenn jemand durchgehalten habe und es zu einer Entschuldung komme. "Aber auch wenn Leute zu mir kommen und sich nach einer Beratung dafür bedanken, dass sie jetzt auf einem guten Weg sind und wieder ruhig schlafen können, ist das für mich ein gutes Gefühl", fügt sie hinzu.

Vor ihrer Arbeit als Schuldnerberaterin hat sie – ebenfalls beim IB – Langzeitarbeitslose in 1,50 Euro-Jobs betreut. Über Fortbildungen konnte sie sich dann für den Job in der Beratungsstelle qualifizieren. Seit zwei Jahren hat sie nun gemeinsam mit einem weiteren Kollegen ihr Büro an der Bismarckstraße. Von dort aus betreuen die beiden Schuldner aus Dormagen, Rommerskirchen und Jüchen. Durch den beruflichen Umgang mit den Geldsorgen anderer ist Sina Degenhard vorsichtiger geworden: "Ich werde mir wahrscheinlich nie eine Immobilie zulegen, sondern lieber weiter zur Miete wohnen."

(NGZ)
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