Busbegleiterprojekt an der Gesamtschule ist gestartet Die Schüler steuerten selbst den Bus

Busbegleiterprojekt an der Gesamtschule ist gestartet · Langsam bringt Jennifer Petri das elf Tonnen schwere Gefährt zum Stehen, hinter hier applaudieren die Fahrgäste, ihre Schulkameraden: Zum ersten Mal hat die 14-Jährige einen Bus gesteuert.

"Die Lenkung bei einem so großen Fahrzeug geht recht schwer", sagt sie, nachdem sie auf dem Freigelände von Schrott Schaack das Fahrzeug zwischen den aufgestellten Pylonen durch bugsiert hat. Sie und 14 weitere Jungen und Mädchen aus der achten Stufe der Bertha-von Suttner-Gesamtschule werden seit gestern für ihre neue Aufgabe als Busbegleiter fit gemacht.

Bei dem Pilotmodell in Dormagen arbeiten unter anderem die Gesamtschule, die Polizei, der Stadtbus Dormagen und der Busverkehrs Rheinland zusammen. Für die Probefahrten stellte Hillmann-Reisen den Bus, auch die Unternehmen Paas und Afan unterstützen das Modell. Die Beteiligten eint das gemeinsame Interesse. "Immer wieder kommt es zu Klagen über das Verhalten von Schülern in den Bussen und an den Haltestellen", weiß der stellvertretende Schulleiter Alfons Lommerzheim, Stadtbus-Geschäftsführer Ulrich Pfister berichtet von Vandalismus.

Auf 5.000 bis 8.000 Euro jährlich schätzt Kai-Uwe Harth, Geschäftsführer von Hillmann-Reisen, solche Schäden in den Linienbussen seiner Firma. "Sitzpolster werden aufgeschlitzt, Scheiben zerkratzt - das 'Scratching'". Harth steuert selbst regelmäßig einen Schulbus. "Oft werden Fünftklässler gemobbt oder fliegen Gegenstände durch den Bus", auch für den Fahrer sei das eine Belastung. Schüler ärgern solche Missstände ebenso.

"Beispielsweise werden jüngere Schüler am Aussteigen gehindert", erzählt Timo Öztürk (13), Busbegleiter "in Ausbildung". Sandra Jakob (15) sieht häufig, dass Schüler ihre Füße auf die Sitze legen, und Carmen Schumacher (14) hat auch schon andere auf solches Verhalten angesprochen, gebracht habe das aber wenig: "Das ändert sich wohl erst, wenn wir den Busbegleiter-Ausweis haben."

"Kupplung etwas kommen lassen, und viel am Lenkrad drehen, das ist anders als im Personenwagen", mahnt Fahrschullehrer Joe Paefgen. Auch wenn Busfahren natürlich nicht zu ihren künftigen Aufgaben zählt, "sollen die Jugendlichen einmal das Gefühl dafür bekommen, wie sich ein Bus fährt". In den nächsten Wochen geht es ans eigentliche Training. "Die Jugendlichen erhalten eine Ausbildung in Konfliktbewältigung, Streitschlichtung, und Kommunikationstechniken", erläutert Franz-Josef Baumeister, Polizeihauptkommissar und Verkehrssicherheitsberater im Kommissariat Vorbeugung.

"Es ist gut, dass Schüler bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Dann ist auch die Akzeptanz bei den anderen größer. Auf keinen Fall aber sollen sie eine ,Ersatzpolizei" sein." Vielmehr sind die Busbegleiter während der Schulfahrt Ansprechpartner für Mitschüler, sollen durch ihr eigenes Verhalten Vorbild sein, und bei Konflikten bereits früh schlichten.

Die Mädchen sind bei den angehenden Begleitern in der Überzahl. "Mädchen trauen sich mehr", meint Nadine Schülgen, erntet natürlich Widerspruch von den Jungen. Übernommen wurde das Begleiter-Konzept von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn, und auch in Meerbusch wird es mit Erfolg angewendet: "Dort haben wir in den fünf weiterbildenden Schulen 90 Busbegleiter ausgebildet. Die Schäden sind seitdem zurück gegangen", weiß Baumeister. Carsten Sommerfeld

(NGZ)
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