Das Abpumpen wird eingestellt Die Polder bleiben künftig nass

Das Abpumpen wird eingestellt · Die Polder am Rhein zwischen Zons und Dormagen sind nach heftigen Regenfällen und insbesondere bei Hochwasser mit Pfützen und Weihern übersät. Bisher wurde dieses Wasser durch ein fein gegliedertes System von Pumpen, Gräben und Mulden entwässern. Jetzt wollen der Deichverband und die Stadt das Abpumpen stoppen - um die Deiche zu schützen. Die Polder bei Zons sollen nicht mehr durch ein System von Pumpen und Gräben entwässert werden. Das Abpumpen wird heute sogar als eher schädlich für die Deiche angesehen. NGZ-Foto: H. Jazyk

Die Polder am Rhein zwischen Zons und Dormagen sind nach heftigen Regenfällen und insbesondere bei Hochwasser mit Pfützen und Weihern übersät. Bisher wurde dieses Wasser durch ein fein gegliedertes System von Pumpen, Gräben und Mulden entwässern. Jetzt wollen der Deichverband und die Stadt das Abpumpen stoppen - um die Deiche zu schützen. Die Polder bei Zons sollen nicht mehr durch ein System von Pumpen und Gräben entwässert werden. Das Abpumpen wird heute sogar als eher schädlich für die Deiche angesehen. NGZ-Foto: H. Jazyk

Bisher hatte der Deichverband auf seine Fahnen geschrieben, die Grundstücke in dem etwa 420 Hektar großen Poldergebiet zwischen Zons und Dormagen trocken zu legen. Und zwar auch bei Rheinhochwasser und nach heftigen Regenfällen. Diese Polder sind durch den Deichbau entstanden, dienen Schafherden als Futter und Spaziergängern als Refugium. Vereinzelt kamen Beschwerden von Häusern in Zons.

Doch seit einer Satzungsänderung im vergangenen Jahr sieht der Deichverband die Trockenlegung von Grundstücken nicht mehr als seine Aufgabe an. Technischer Beigeordneter Hans-Dieter Schwarz: "Warum das damals so gehandhabt wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar." Nach heutigen Erkenntnissen ist das Abpumpen eher schädlich." Damit könnte die Stadt eintreten, um das bisherige Entwässerungssystem zu übernehmen und weiter zu führen. Mit einem Beschluss in der Sitzung des Planungsausschusses und des Bezirksausschusses Zons in der kommenden Woche will die Stadt grünes Licht von der Politik für das Ende des Abpumpens bekommen.

Die Oberfläche des Poldergebiets hinter dem Deich wird durch Regenwasser beziehungsweise bei Hochwasser von unter dem Deich herströmendem Quallwasser vernässt. Damit dieses Gebiet trocken bleibt, existierte zunächst ein System von Entwässerungsmulden und -gräben, die das Oberflächenwasser im freien Gefälle zu der Deichschleuse am Herrenweg führen und von dort aus in den Rhein leiten. Dieses System hatte einen Nachteil: Es konnte nach den Worten von Hans-Dieter Schwarz bei Rheinhochwasser nicht funktionieren, denn dann musste die Schleuse geschlossen bleiben. Die Folge: Regen- und vor allem Qualmwasser konnten nicht mehr abfließen. Das führte dazu, dass der damalige Deichverband Zons 1970 einen Entwurf zur Polderentwässerung erarbeitete, der einen Grabenausbau, vor allem südlich von Zons und ein Hochwasserpumpwerk vorsah.

Diese Pläne wurden jedoch nie umgesetzt. Offenbar war der Ausbau des Grabens damals von der Aufsichtsbehörde nicht erwünscht. Doch der Wunsch nach Entwässerung blieb: 1976 stellte die Stadt Dormagen einen Generalentwässerungsplan für Zons auf, der auch die Polderentwässerung beinhaltete. Diese Vorhaben sahen vor allem Geländemulden ohne des ausgeprägten Graben vor. Lediglich unmittelbar östlich von Zons sollten die Gräben beibehalten werden. Das dort anfallende Wasser sollte dann zu dem Hochwasserpumpwerk geleitet und mitgepumpt werden. Umgesetzt wurde die Pläne 1983 mit dem Bau des Pumpwerkes.

Danach entstand das heutige System: Die Entwässerungsgräben wurden zum größten Teil aufgegeben, bis auf den 160 Meter langen Graben an der Wiesenstraße, die alte Schleuse wurde überflüssig, die dortige Vorflut würde vom Regenwasser-Überlaufbecken (RÜB) Zons aufgenommen. Die Pumpmenge lag bei maximal 500 Liter pro Sekunde. Die Verbindung zwischen dem Grabenende und dem RÜB sicherte eine Rohrleitung. Dieses System funktioniert bis heute.

Jedoch merkt der Technische Dezernent Hans-Dieter Schwarz Schwarz an, dass die Polderentwässerung ausschließlich der Ableitung von Oberflächenwasser dient und nicht der Grundwasserabsenkung. Schwarz: "Es ist nicht Aufgabe der Stadt, auf freiem Feld das Grundwasser abzusenken." Damit können also nicht etwa Keller zum Beispiel an der Zonser Stadtmauer trocken gelegt werden.

Schließlich weist der Technische Beigeordnete darauf hin, dass auch das Staatliche Umweltamt als zuständige Behörde für den Hochwasserschutz "keine Notwendigkeit für den Betrieb der Gräben sieht". Schwarz: "Im Gegenteil ist es so, dass das Abpumpen von Qualmwasser während eines Hochwassers für die Standsicherheit der Deiche eher schädlich sein kann."

(NGZ)
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