Dormagen Die "Neue" für die Frauen

Dormagen · Seit 1979 arbeitete sie in der Stadtbibliothek, jetzt mit 48 Jahren war es Zeit für eine Veränderung.Seit dem 15. Februar ist Ingrid Fleckenstein die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dormagen.

 Ingrid Fleckenstein, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dormagen, noch in ihrem Büro in der Stadtbibliothek.

Ingrid Fleckenstein, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dormagen, noch in ihrem Büro in der Stadtbibliothek.

Foto: Hans Jazyk

Es war das Angebot, das sie sofort ansprach und auf das sie sogar Kollegen aufmerksam machten. Als die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten ausgeschrieben wurde, sah Ingrid Fleckenstein für sich die Chance, nun noch einmal etwas ganz Neues zu machen. 13 Mitbewerberinnen hatte die 48 Jahre alte Bibliotheks-Assistentin.

Als die Wahl auf sie fiel, wusste sie zunächst gar nicht, wie sie reagieren sollte. Einerseits die Freude über den neuen Job, andererseits ein wenig Traurigkeit, darüber, die vertraute Umgebung und die Kollegen nach so vielen Jahren verlassen zu müssen. Doch mit Elan will sich die alleinerziehende Mutter zweier erwachsener Söhne nun in neue Aufgaben stürzen. Die Themen "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" sowie "Altersarmut ist weiblich" stehen bei ihr ganz oben auf der Liste. "Frauen müssen mehr Netzwerke bilden", ist ihre Meinung. Tatkräftige Frauen mit einer guten Ausbildung, die nach einer Kinderpause wieder in den Job einsteigen wollen, müssen unterstützt werden, ihnen müssen Möglichkeiten gezeigt und geboten werden, wie sie das bewerkstelligen können.

Auch mit der Freiwilligen Agentur will sie Kontakt aufnehmen, um vielleicht auf diesem Weg Senioren zu finden, die bei berufstätigen Müttern als Großeltern-Ersatz auftreten könnten. "Es gibt viele Möglichkeiten der Unterstützung. Man muss sie einfach ausprobieren", sagt Ingrid Fleckenstein, die zurzeit noch in ihrem Büro in der Stadtbibliothek sitzt.

Als Gleichstellungsbeauftragte ist es ihr ebenso ein Anliegen, junge Männer in sogenannte Frauenberufe zu holen. "Es gibt bei uns kaum männliche Erzieher in den Kindertagesstätten. Ich möchte wissen, warum das so ist, und bin mir sicher, dass es männliche Jugendliche gibt, die an solch einer Ausbildung Interesse hätten", so die "Neue". Insgesamt sieht sie sich als Vermittlerin, als Anlaufstelle – auch für Männer.

Mit dem Thema "Frauenquote" wird sie sich ebenso beschäftigen. "Sicher werde ich auch die Unternehmen in Dormagen besuchen und mir dort ansehen, wie viele Frauen dort arbeiten und auf welchen Stellen sie sitzen."

Das erste große Projekt, das Ingrid Fleckenstein als Gleichstellungsbeauftragte begleiten wird, ist der internationale Frauentag. "Dabei hat die Vorbereitung natürlich noch meine Vorgängerin getroffen", erklärt sie.

In ihrer freien Zeit singt sie im Kirchenchor Via Musica, beschäftigt sich mit Hund und Garten und ist seit 2005 Mitglied des Gästezuges "Treu Horrem", der jedes Jahr in schwarzen Anzügen beim Schützenfest mitmarschiert. Es geht ihr um Gleichberechtigung – selbstverständlich auch im Schützenwesen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort