Dormagen Die neue Chefin im Jugendamt

Dormagen · Martina Hermann-Biert leitet seit Anfang dieses Jahres das Jugendamt in Dormagen. Sie will den eingeschlagenen Weg weitergehen: Das Amt will Hemmschwellen bei der Kontaktaufnahme abbauen und Partner der Eltern sein.

 Martina Hermann-Biert arbeitet weiter daran, den Ruf des Jugendamts aufzupolieren. Sie will Vertrauen schaffen - und frühzeitig helfen.

Martina Hermann-Biert arbeitet weiter daran, den Ruf des Jugendamts aufzupolieren. Sie will Vertrauen schaffen - und frühzeitig helfen.

Foto: Stefan Büntig

Die Freude an ihrer Arbeit kann Martina Hermann-Biert nicht einmal das "Eff-Zeh"-Debakel in Gladbach nehmen – obwohl die Leiterin des Jugendamts der Stadt Dormagen sogar in der Nähe des Wintersportquartiers der Kölner urlaubt und aus ihrem Herz für die benachbarte Großstadt kein Hehl macht. "Ich bin Kölnerin", sagt die 53-Jährige, die mit 22 an den Rhein kam und sehr gerne in der Kölner Südstadt lebt – auch wenn der Weg nach Dormagen ein weiter ist. Auch ihr Weg in die Amtsleiter-Position war alles andere als kurz: "Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht und auf dem zweiten Bildungsweg Sozialpädagogik studiert", erzählt sie.

1986 kam sie nach Dormagen, bei einem Jahrespraktikum auf dem Abenteuerspielplatz in Horrem – seither wollte sie in die Verwaltung. Sie startete als Vertretung für eine schwangere Kollegin, erhielt Zeitverträge und bald Verantwortung. "Seit 1988 bin ich in leitender Funktion", sagt sie. Auf ihren Weg zur Amtsleiterin – "wenn mir das damals in Horrem einer gesagt hätte, hätte ich gesagt: im Leben nicht" – ist sie stolz, zumal sie nicht den klassischen Weg gegangen ist. "Ich war eine unkonventionelle Lösung – jemand, der neue Wege beschreitet", sagt sie über ihre Anfangszeit.

Unkonventionell ist sie in vieler Hinsicht geblieben. Etwa im Hinblick auf ihr Rollenverständnis. Auf Hierarchien legt sie keinen besonderen Wert. Lieber spricht sie von "wir", vom guten Teamgeist, der wenig Fluktuation und wenig Krankenstand zur Folge hat. Die frühere Einzelkämpfer-Rolle als Gleichstellungsbeauftragte war nichts für sie. Teamarbeit, das sind für sie morgendliche Bürotreffen zum informellen Austausch, bei denen schwierige Fälle oder Gerichtstermine zur Sprache kommen. "Der Job kann belastend sein. Das kann man nicht alleine verarbeiten", weiß sie. Das Dormagener Modell verlangt, nah heranzukommen an Menschen und ihre Sorgen und Probleme. "Wir wollen vor allem Eltern die Schwellenangst nehmen."

Am heutigen Dienstag führt ihr Weg in die Staatskanzlei nach Düssseldorf – sie darf Landespolitikern, eventuell Ministerpräsidentin Hannelore Kraft persönlich, erklären, was das Dormagener Modell so erfolgreich macht. In Düsseldorf will man offenbar von Dormagen lernen. Eine politische Mission? "Parteipolitik ist nicht mein Metier", sagt sie. Gleichwohl weiß sie um die politische Dimension der Jugend- und Elternhilfe, die in Dormagen durchaus sozialdemokratisch, in jedem Fall "demokratisch" geregelt sei. "Wir wollen uns zurücknehmen, trotz großer Emphatie. Die Menschen, denen wir helfen, sind Leute wie Du und ich. Sie stecken nur in besonderen Krisensituationen."

(NGZ)
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