Dormagen Die längste Buslinie der Stadt

Dormagen · Vom Marktplatz über Zons zum Nievenheimer Bahnhof fährt die Buslinie 866. Etwa eine halbe Stunde benötigen die Fahrer für die rund 28 Kilometer lange Strecke. Viel zu sehen gibt es nicht auf dem Weg.

 Hat alles im Griff: Busfahrerin Miroslawa Hamala kennt viele ihrer Fahrgäste mit Namen.

Hat alles im Griff: Busfahrerin Miroslawa Hamala kennt viele ihrer Fahrgäste mit Namen.

Foto: Lothar Berns

Miroslawa Halama blickt kurz auf die Uhr, dann gibt sie Gas. "Wir müssen uns beeilen", sagt sie. Aus gutem Grund: Kommt sie spät, kommen auch viele andere zu spät. Die gebürtige Polin ist Busfahrerin. Seit 13 Jahren arbeitet sie beim Verkehrsbetrieb Stadtbus Dormagen, einer Tochtergesellschaft des Düsseldorfer Unternehmens Busverkehr Rheinland (BVR).

"Die Zeiten sind knapp"

An diesem Morgen ist Halama auf der Linie 886 unterwegs, der längsten Strecke, die von Stadtbus Dormagen bedient wird. Sie führt vom Marktplatz über Zons nach Nievenheim, endet dort am Bahnhof. Weil gerade die Osterferien begonnen haben, sind viele der 36 Sitzplätze leer, niemand steht. Die ersten Stationen liegen im Wohngebiet, kaum jemand steigt ein oder aus. Nach Angaben des BVR-Betriebsleiters Klaus Bauer ist die Strecke (eine Richtung) etwa 28 Kilometer lang.

Die Fahrt dauert laut Fahrplan exakt 32 Minuten. Miroslawa Halama bemüht sich, immer pünktlich zu sein. "Die Zeiten sind knapp", sagt die 50-Jährige, "man muss sich beeilen." Derweil passiert der Bus die Dormagener Stadtgrenze. Jetzt geht es über Land, draußen fliegen Äcker und Wiesen vorbei. Außer ein paar grasenden Pferden und mit weißer Folie abgedeckten Spargelfeldern ist nicht viel zu sehen. Wer die Gegend hier kennt, für den gibt es wenig Neues zu entdecken.

Das ist wohl auch einer der Gründe, warum Halama nicht allzu gern auf der Linie 886 fährt. "Ich mag lieber die Strecken in der Stadt, wenn es hin und her geht, viele Kurven dabei sind", sagt sie. "Auf der Landstraße kann ich zwar mehr Gas geben, aber langweilig ist es oft trotzdem." Neue Kollegen hätten wegen der Länge so ihre Probleme mit der Strecke: Insbesondere, weil die Linie 886 am Nievenheimer Bahnhof zur Linie 885 wird und von dort aus über Worringen zurück nach Dormagen führt. Aussuchen können sich die Fahrer ihre Routen nicht. Der Dienstplan "wird oben gemacht", sagt Halama.

Die Tagschicht dauert von kurz vor 8 bis 17 Uhr, auch nachts, an Sonn- und Feiertagen ist sie im Dienst. Trotz Zeitdruck, Stress und hoher Verantwortung für die Fahrgäste mache ihr der Job "immer viel Spaß". Das spürt schnell, wer die Busfahrerin auf ihrem Weg begleitet. Sie winkt mal links, mal rechts, grüßt die Kollegen in anderen Bussen, Mitarbeiter der Stadt, Passanten am Straßenrand und bekannte Fahrgäste. "Über die Jahre lernt man sich kennen, bei vielen brauche ich nicht mehr die Fahrscheine kontrollieren. Ich weiß genau, dass sie nicht ohne einsteigen."

Mehr als einmal am Tag fährt Halama die 886 nur in Ausnahmefällen. Oft steigt sie um. "Sicher", meint sie, "die 866 ist die längste Linie, die es gibt. Aber eine besondere Herausforderung ist sie nicht."

(NGZ/rl)
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