Jeckes Treiben in Dormagen Die Geschichte des hiesigen Karnevals

Dormagen · „Fastelovend“ steht vor der Tür – und Heimatforscher Eduard Breimann weiß, wie der Karneval in Dormagen entstand. Er hat es uns erzählt und wir zeigen die Bilder dazu.

Fotos: Die Geschichte des Dormagener Karnevals
11 Bilder

Die Geschichte des Dormagener Karnevals

11 Bilder
Foto: Eduard Breimann

Es ist wieder soweit: Fastelovend steht vor der Tür. Die „fünfte Jahreszeit“ wird offiziell am „Elften im Elften“, also dem 11. November, um „elf Uhr elf“ eingeläutet. Viele Dormagener stehen dann in ihren Kostümen parat, machen sich entweder auf den Weg in die Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf, oder feiern den Sessions-Start in den heimischen Dörfern. Ob die „Jecke“ aus Dormagen schon immer so karnevalsverrückt waren, das weiß Eduard Breimann. Der Rheinfelder ist Heimatforscher, Autor, Sammler von historischen Fotos und Referent über lokalhistorische Themen und kann einen Rückblick auf die „jecken Zeiten“ geben.

Laut Breimann gehört der Karneval schon seit vielen Jahren in Dormagen dazu. „Es begann damit, dass viele Dormagener zunächst in den Kölner Stadtteil Worringen vordrangen“, führt er seine Recherchen aus. „Zahlreiche Narren, den Handwagen voll mit Bier und anderen lebens- und feierwichtigen Dingen bepackt, zog es nach Worringen, wo man gemeinsam feierte. Sie stellten sich kostümiert an den Straßenrand, feierten und riefen ‚Kölle Alaaf!’“ Es sei nun aber so gewesen, dass Worringer und Dormagener eine „kleine Hass-Liebe“ verband. „Hatte doch Dormagen den ‚Wurringern’ 1920 das Bayerwerk weggeschnappt und kassierte fortan die reichlichen Steuern“, erklärt Breimann. „Darum, und weil die Worringer die Dormagener schon immer etwas scheel angeschaut hatten, nannten sie sie hämisch ‚Wenkbüggel’. Der Rheinländer weiß, dass damit der Windbeutel gemeint ist.“

Einige Jahr nach dem Krieg, im Jahr 1948, reichte der Karneval in Worringen vielen Bewohnern aus dem Stadtgebiet nicht mehr aus. Am 11. Februar 1948, dem Aschermittwoch, beschlossen Bürger und Bürgerinnen nach dem Besuch der Messe, dass man es den „Wurringern“ schon zeigen werde. „Im Gasthof ‚Zur Krone’ setzten sich etliche bedeutende Dormagener Männer zusammen und berieten, wie es weitergehen sollte mit der Narrerei“, so Breimann. „Wir gründen einen Dormagener Karnevalsverein, nennen uns Wenkbüggel und feiern unseren eigenen Fastelovend! Dann sind die Worringer platt“, habe es damals geheißen. So wurde es beschlossen und die nächste Session beraten. Das geschah mit reger Beteiligung der Rheinfelder Narren, die bislang im Haus Dick ihren eigenen Fastelovend gefeiert hatten. Die „Wenkbüggele“ wurden die großen Spaßmacher in Dormagen – und das auch in Zeiten, in denen vielen Dormagenern der Spaß verging, denn noch waren viele Männer in russischer Kriegsgefangenschaft. Somit begann der organisierte Dormagener Karneval im Jahre 1949.

Am 28. Februar 1949 fand in Dormagen zum ersten Mal in der Geschichte ein Rosenmontagszug statt. Aus diesem Grund fiel in Dormagen und in anderen Dörfern in der Stadt auch erstmals der Unterricht aus und wurde dafür am 7. März, dem ersten Tage der Osterferien, nachgeholt. Der erste Dormagener Rosenmontagszug, veranstaltet von den Wenkbüggel, stand unter dem Motto „Dormagen, wie es lebt und lacht“.

 Prinz Blömacher mit seinem Gefolge im Jahr 1953. Schon damals trugen die Narren aufwendige Kostüme. Die Frauen trugen lange und hochgeschlossene Kleider und eine Krone. Der Prinz eine weiße Strumpfhose.

Prinz Blömacher mit seinem Gefolge im Jahr 1953. Schon damals trugen die Narren aufwendige Kostüme. Die Frauen trugen lange und hochgeschlossene Kleider und eine Krone. Der Prinz eine weiße Strumpfhose.

Foto: Eduard Breimann

Am 19. Februar 1950, am Karnevalssonntag, trafen sich viele Rheinfelder und Dormagener Kinder im Saale Päffgen in Dormagen, um den 1. Kinderball zu feiern. So ging es mit Riesenschritten vorwärts. Am 21. Oktober 1979 wurde der Verein der KG „Ahl Dormagener Junge“ ins Leben gerufen. „Der in ganz Dormagen bekannte Nikolaus Schmitz von der Marktstraße, genannt ‚de Schmitze Klös’ übertrug den Bazillus ‚Karnevalitis’ auf Jung und Alt“, sagt Eduard Breimann. Die Umzüge wurden ständig größer, immer neue „Fußtruppen“ und immer mehr bunte Wagen begeisterten das Publikum am Straßenrand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort