Dormagen "Die Gaspreis-Debatte schadet unserem Image"

Dormagen · Rudolf Esser, evd-Geschäftsführer, nimmt im Interview Stellung.

 Rudolf Esser, evd-Geschäftsführer, nimmt Stellung.

Rudolf Esser, evd-Geschäftsführer, nimmt Stellung.

Foto: Archiv

Herr Esser, das Thema "Gaspreiserstattung" wird zum Politikum — verstehen Sie die Eskalation?

Esser Aus der Politik halten wir uns raus. Allerdings würden wir uns wünschen, dass in der öffentlichen Debatte die Fakten stimmen. Der Vorwurf, wir hätten den Kunden zu viel Geld abverlangt, ist in dieser Form unzutreffend. Richtig ist, dass wir eine unwirksame Preisanpassungsklausel in alten Verträgen hatten, die wir aber nie zum Nachteil der Kunden angewandt haben. Unsere Rückstellungen wegen der Rechtsstreitigkeiten liegen auch nicht etwa bei drei oder sechs Millionen, sondern bei 300 000 Euro.

Die evd wird von der Initiative als unbelehrbar und kundenfeindlich dargestellt und von vielen auch so wahrgenommen. Wie reagieren Sie darauf?

Esser Wir bleiben dabei: Wir haben unsere Kunden immer fair behandelt und sowohl kaufmännisch als auch moralisch richtig gehandelt. Unsere Kostenrechnungen für 2005 und 2006 sind geprüft worden: Das Landgericht Düsseldorf hat 2008 die Preiserhöhungen und unseren Gewinn als angemessen beurteilt.

Sie haben aber wegen des BGH-Urteils aus 2008 zu unwirksamen Preisanpassungsklauseln auch in evd-Verträgen drei Prozesse verloren. Wieso bleiben Sie trotzdem bei Ihrer Position?

Esser Es ist eine verfahrene Situation: Zum einen können wir beweisen, dass wir keine überhöhten Preise verlangt haben. Zum anderen gibt es den Formfehler in Verträgen, aus dem Rückzahlungsansprüche entstehen, wenn Kunden sie geltend machen. Hier muss der Einzelfall juristisch geprüft werden.

Haben Sie wegen der Formfehler und der Urteile nie eine pauschale Erstattung erwogen?

Esser Dafür gibt es keine Grundlage. Wenn Kunden den Formfehler in Verträgen nutzen wollen, um Geld zurückzuerhalten, müssen wir dies in berechtigten Fällen hinnehmen. Letztlich läuft diese Forderung aber darauf hinaus, dass wir Erdgas im Nachhinein billiger abgeben als wir es eingekauft haben. Eine pauschale Erstattung wäre finanziell übrigens gar nicht zu stemmen und hätte nicht nur für die evd negative Folgen. Die evd befindet sich zu 51 Prozent im Eigentum der Stadt. Wenn das Unternehmen Schaden erleidet, schadet dies auch den Bürgern.

Versorger wie die DSW 21 und ewe haben kulant reagiert.

Esser Damit lösen sie das eigentliche Problem hoher einzelner Rückforderungen nicht. Wir wissen auch gar nicht, wie die Konstellation in anderen Unternehmen ist.

Wie sehr schadet die Debatte der evd?

Esser Natürlich schadet das unserem Image. Ich gehe davon aus, dass leider etwas hängen bleiben wird. Aber viele Kunden verstehen unsere Position.

Heiko Schmitz führte das Gespräch.

(NGZ/rl)
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