Dormagen Die erste "Nacht der Kirchen"

Dormagen · Am 16. Juli öffnen die drei Innenstadtkirchen am Abend ihre Pforten und laden zu Gebet, Musik und Gesprächen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen sichtbar werden. Und nicht nur die Christen sollen sich näherkommen.

 "Gute Nacht, Dormagen": Frank Picht, Roger McCloy und Peter Stelten (v.l.) laden ein zur ersten "langen Nacht der Kirchen".

"Gute Nacht, Dormagen": Frank Picht, Roger McCloy und Peter Stelten (v.l.) laden ein zur ersten "langen Nacht der Kirchen".

Foto: H. Jazyk

Wer Ökumene pflegen will, muss mit hohen, oft zu hohen Erwartungen rechnen, braucht Protagonisten ohne Berührungsängste — und einen langen Atem. Als Startschuss für mehr gelebte Ökumene, mehr gegenseitiges Verständnis und weitere gemeinsame Aktionen wollen die Pastoren Peter Stelten, Frank Picht und Roger McCloy ihr jüngstes Gemeinschaftsprojekt verstanden wissen: die erste Dormagener "Nacht der Kirchen". Die Besucher können zwischen 20 und 24 Uhr die katholische Pfarrkirche St. Michael an der Kölner Straße, die evangelische Christuskirche an der Ostpreußenallee und die Baptistenkirche an der Bürger-Schützen-Allee besuchen und in Ruhe erforschen.

"Etwas ganz Großes trauen wir uns noch nicht zu", sagt Roger McCloy von der Baptistengemeinde, der die "Einheit der Christen" dieser Stadt betonen möchte. Die Geistlichen haben dafür einen ebenso pragmatischen wie sympathischen Ansatz gewählt, das Machbare gesucht und gefunden: eine konzertierte Aktion unter dem Motto "Gute Nacht Dormagen", bei der jedermann eingeladen ist, neugierig zu sein — auf die Kirchen und ihre Gemeinden, auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken, Protestanten und Baptisten.

"Wir haben eine Menge zu bieten und wissen, dass viele Dormagener unsere Kirchen nicht kennen", sagt Peter Stelten. Er betont, dass hier keine "Verbrüderungsaktion" stattfindet. "Wir leben in unterschiedlichen Welten und pflegen unterschiedliche Stile. Das darf durchaus deutlich werden." "Aber natürlich wollen wir uns nicht gegenseitig die Gläubigen abwerben", sagt Frank Picht und lacht. "Wir wollen aus unterschiedlichen Traditionen und Organisationen heraus erste gemeinsame Schritte gehen — und dabei nicht auf Vorgaben warten, sondern vor Ort die Initiative ergreifen."

Jeweils eine halbe Stunde lang wird am offenen Abend um 20, 22 und 23.30 Uhr zur Andacht geladen, die verschieden gestaltet wird. Es gibt Kirchenmusik, Lesungen, Gespräche; in der Christuskirche kann der Glockenturm bestiegen oder die Orgel besichtigt werden, in der Baptistenkirche wird für Besucher gebetet, in St. Michael werden die Stundengebete zelebriert. "Wir haben uns für das Wort "Andacht" entschieden, weil wir beim Wort Gottesdienst zu verschiedene Vorstellungen hatten", erklärt Roger McCloy. Der erste Erfolg der gemeinsamen Idee: "Wir haben uns besser kennengelernt", sagt er.

Genau darum geht es bei der Nacht der Kirchen: um das miteinander, nicht übereinander reden. Um die Anerkennung und das Verstehen der anderen Kirchen. "Wir wollen keinen ökumenischen Einheitsbrei", so Roger McCloy.

(NGZ)
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