Dormagen Die Erdbeersaison läuft ein halbes Jahr lang
Dormagen · Auch wenn der Spargel nach wie vor das Markenzeichen von Willi Feiser ist: Mit der Zucht von Erdbeeren hat sich der Broicher Landwirt seit 1999 längst ein zweites Standbein geschaffen. Der ausgefallene Winter und der milde Frühling waren wesentliche Faktoren dafür, dass die Erdbeerenernte schon seit einem Monat auf vollen Touren läuft.
"Wir haben sonst am 21. oder 22. April begonnen, diesmal haben wir schon am 2. April angefangen", erzählt Willi Feiser. Vom Wetter einmal abgesehen, hat er das Anbauverfahren verändert und setzt auch auf veränderte Erdbeersorten: Sonata, Elianny und Clery heißen seine Favoriten, die er im Glashaus auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern langsam reifen lässt.
"Es ist unser Ziel, den Verbrauchern von März bis Oktober eine gleichmäßig gute Qualität anzubieten", sagt Feiser. Die Zufuhr der Nährstoffe läuft in seinem Betrieb per Computersteuerung. Eine Überdüngung ist angesichts der kontinuierlichen Messung der pH-Werte und anderer wichtiger Daten ausgeschlossen, so dass "die Pflanze praktisch immer in optimalem Zustand ist", erzählt Feiser. Gedüngt wird inzwischen mit Regenwasser, das weniger hart als das bislang verwendete Brunnenwasser ist. Insektizide werden so gut wie nicht eingesetzt: "Wir verwenden Nützlinge wie etwa Marienkäfer und Raubmilben", erläutert Feiser.
So innovativ er ansonsten ist, die High-Tech-Apparatur im Gewächshaus "muss zehn bis 15 Jahre halten", sagt Feiser. Geerntet werden auf seinem Spargelhof zurzeit 400 Kilo Erdbeeren am Tag, wobei sich die Schlagzahl schon im Mai deutlich auf 1200 Kilo erhöhen soll. Jeder Meter Erdbeerfeld wirft dabei drei bis vier Kilo Früchte ab. 25 Frauen sind derzeit mit dem Pflücken beschäftigt, in der Hoch-Zeit werden es bis zu 40 sein. Auch die eher aufs Spargelstechen abonnierten Männer sind dann zumindest zeitweise gefragt, obwohl denen die Erdbeerernte eigentlich weniger liegt, wie Willi Feiser aus Erfahrung weiß. "In der Regel ist es so, dass die Männer für den Spargel zuständig sind und die Frauen für die Erdbeeren, aber manchmal müssen auch die Männer ran." November und Dezember sind die "klassischen" Urlaubsmonate auf dem Spargelhof Feiser. In den Glashäusern muss dann alljährlich die Erde erneuert werden, und auch Desinfektionsmaßnahmen sind nötig.
Die für das Pflanzenwachstum günstige Witterung zeigt sich auch bei den Himbeeren. Mit deren Ernte kann wohl in Kürze ebenfalls begonnen werden, mehr als einen Monat früher als üblich. "Das hat es noch nie gegeben", sagt Willi Feiser. Was die neuerdings angebauten Blaubeeren angeht, "müssen wir noch etwas tüfteln. Da kann man erst nächstes Jahr Genaueres zu sagen", so der Landwirt, der seit 32 Jahren den Spargelhof betreibt. 70 Prozent der Erdbeeren werden privat über den an sieben Tagen in der Woche geöffneten Hofladen vermarktet. Die restlichen 30 Prozent gehen in den Zwischenhandel. Wobei jedoch alles in der Region bleibt, wie Feiser versichert. Die Frage, ob er angesichts seiner intensiven Beschäftigung mit Erdbeeren und Spargelstangen sie nicht hin und wieder satt sei, erübrigt sich bei Willi Feiser: "Ich esse sie nach wie vor jeden Tag", sagt er.