Dormagenerin wird 100 Ein ganzes Jahrhundert miterlebt

Hackenbroich · Die Dormagenerin Kläre Simons feiert heute ihren 100. Geburtstag und ist trotz des hohen Alters noch engagiert in ihrer Kirche und in der Familie. In der Vergangenheit hat sie viel Freud’ und Leid erfahren.

Am 31. August 1918 wurde Kläre Simons in Köln-Deutz geboren, heute feiert sie ihren 100. Geburtstag. Die Jubilarin steckt voller Erinnerungen. Mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester lebte die Hackenbroicherin bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in Deutz. „Mein Vater hat sich damals in der Markuskirche engagiert, und so besuchte ich ab meinem fünften Lebensjahr die Sonntagsschule und später die Jugendgruppe“, erinnert sich Simons. Außerdem war sie im Kirchenchor und im Musikverein der Freikirche und bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges Organistin dort. „Als der Krieg losging, haben wir gar nichts davon mitbekommen. Die Geschäfte und Büros hatten wie immer geöffnet“, erinnert sie sich. „Erst später wurde Deutschland bombardiert.“

1943 brachte Kläre Simons ihre erste Tochter zur Welt. „Geboren im Bombenhagel im Keller des Krankenhauses.“ Ihr damaliger Ehemann war 24 Jahre älter. „1943 waren die schlimmsten Bombardierungen auf Köln, wir wurden evakuiert“, erzählt sie. Mit ihrer sieben Wochen alten Tochter zog Simons in die Nähe von Kassel. Acht Monate später kehrte sie zurück nach Köln-Poll, wo sie eine kleine Wohnung bezog. 1944 wurden Frauen und Kinder erneut evakuiert. „Mit Mutter und Tochter bin ich in die Nähe von Heidelberg gezogen.“

Nach Ende des Krieges machte sie sich zu Fuß auf den Weg zurück nach Köln. „Immer durch die Wälder, weil wir eigentlich nicht mehr als sechs Kilometer von unserem Wohnort wegdurften.“ Sechs Tage dauerte der Fußmarsch. Angekommen in Köln durfte Simons nicht auf die linke Rheinseite, wo ihre Schwester lebte. So ging sie zurück. „In Heidelberg fand ich eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei und blieb fast zehn Jahre dort“, erzählt Simons. Ihr erster Mann war da bereits gestorben. Mit ihrem zweiten Mann kehrte Simons 1953 zurück nach Köln, wo er eine Kanzlei eröffnete, in der sie gemeinsam arbeiteten. Aus dieser Ehe stammt ihr zweites Kind.

Als der Mann sie und ihre Kinder verließ, blieb sie in der großen Wohnung. „Wir hatten einen riesigen Balkon, und von dort aus konnten wir an Karneval immer mit vielen Gästen den Rosenmontagszug anschauen. Als gebürtige Kölnerin ist für mich die Karnevalszeit immer noch eine der schönsten Jahreszeiten“, sagt sie lachend. Zum Zuschauen kam auch Heinrich Simons. Heute sind sie 55 Jahre verheiratet. „Er hatte gerade eine Reinigung aufgemacht, und so kam ich 1963 nach Dormagen.“

Als das Ehepaar 1980 in der Zeitung las, dass Dormagen ein Tierheim braucht, wurden sie Gründungsmitglieder des Tierschutzvereins und bauten ehrenamtlich die alte Mühle in Hackenbroich zu einem Tierheim um. Um die anderen Ehrenamtler bei Laune zu halten hat Simons bis 2001 regelmäßig Tombolas und Vereinsfeste organisiert. Trotz ihres hohen Alters leben sie und ihr Mann im eigenen Haus mit Garten. Sie besucht regelmäßig die Kirche, arbeitet in der Redaktion des Gemeindeblattes, gestaltet Themennachmittage und Tombolas im Seniorenkreis der Kirche und ist Ehrenmitglied im Tierschutzverein Dormagen.

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