Dormagen Die CDU trauert – Jubel bei der SPD

Dormagen · Überrascht von dem Wahlergebnis waren beide Seiten: Während die Sozialdemokraten im Ratskeller an der Kölner Straße ausgelassen ihren Sieg feierten, diskutierte die CDU im Höttche die Niederlage kritisch. Dort war man sich einig: Am Kandidaten Wiljo Wimmer hat es nicht gelegen.

 Lange Gesichter bei der CDU im Höttche (v. l.): Fred Dahmen, Dr. Gert Ammermann, Bernd Engwicht und Alana Schiffer.

Lange Gesichter bei der CDU im Höttche (v. l.): Fred Dahmen, Dr. Gert Ammermann, Bernd Engwicht und Alana Schiffer.

Foto: h. jazyk

Die Stimmung im neu eröffneten Ratskeller hatte das Format einer zünftigen Après-Ski-Party. Die SPD-Stadtverbandsvorsitzende konnte ihre Euphorie bei ihrer Ansprache nur schwer bändigen. Nicht in ihren kühnsten Träumen habe sich mit diesem Ergebnis gerechnet. Und: "Hannelore Kraft hat einen phantastischen Wahlkampf gemacht, sie ist einfach eine tolle Frau, die bei den Menschen ankommt." Doch lobte sie auch Rainer Thiel für einen "tollen Wahlkampf".

 Zeigten sich auf der SPD-Party im Ratskeller in Feierlaune (v. l.): Martin Voigt, Erik Lierenfeld und Michael Dries.

Zeigten sich auf der SPD-Party im Ratskeller in Feierlaune (v. l.): Martin Voigt, Erik Lierenfeld und Michael Dries.

Foto: Jazyk, Hans

Der stellvertretende Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) war schon während der Präsentation im Ratssaal hin und weg: "Das Ding ist gelaufen", sagte er gleich mehrfach, während er die Zwischenstände auf seinem Telefon checkte. Lierenfeld glaubt, dass die CDU eine Quittung dafür bekommen hat, dass sich Norbert Röttgen unsouverän präsentiert hat.

Der ehemalige SPD-Fraktionsvize Nils Szuka jedenfalls meinte: "Ein toller Erfolg für die SPD und für unseren Kandidaten Rainer Thiel, die Arbeit in den vergangenen beiden Jahren in Dormagen hat sich gelohnt." Er sei nun zuversichtlich, auch das Rathaus in Dormagen wieder zurückzuerobern.

Das Lächeln aus dem Gesicht bekam auch Rafael Kazior von der Piratenpartei nicht. 8,7 Prozent eroberte Kazior, der Mitte 2009 in die Partei nach der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung eingetreten ist. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", erklärte Kazior. Sechs Wochen habe er im Wahlkampf versucht "den Bürgern die wichtigsten Fragen piratig zu erklären". Grünen-Kandidat Martin Knoke, der im KIT, "einer Grünenhochburg in Düsseldorf" weilte, kannte sein vorläufiges Ergebnis gegen 20 Uhr noch gar nicht. "Wir haben einen reinen Zweitstimmenwahlkampf gemacht", so Knoke. Mit dem Ergebnis zeigte er sich dann aber zufrieden. "Das bewegt sich in dem Rahmen, den wir erwartet haben."

Im Keller war die Stimmung logicherweise im Hotel Höttche, wo die CDU sich zu ihrer Wahlparty verabredet hatte. "Mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet", sagte JU-Vorsitzende Alana Schiffer. "Auf Landesebene dachte ich, dass wir vielleicht nur 30 oder 32 Prozent holen. Aber über dieses Ergebnis heute Abend bin ich sehr enttäuscht." Es ist für sie die logische Konsequenz, dass Norbert Röttgen zurückgetreten ist. "Er hat zu viele Fehler gemacht. Wir waren präsent und haben gekämpft. Dass es so gekommen ist, schockiert mich." Ähnlich sah es Ratsfrau Tanja Engwicht, die Wiljo Wimmer einen "guten Job" attestierte. CDU-Planungsexperte Hermann Harig hat mit diesem Ergebnis ebenfalls nicht gerechnet: "Ich habe geglaubt, dass wir eine Große Koalition bekommen."

Jo Deußen hatte den Dormagener CDU-Landtagskandidaten im Vorfeld "zwei bis drei Prozent vorn gesehen". Er glaubt, dass der Landestrend Effekt auf das Ergebnis in Dormagen gehabt habe. Zudem habe das Wählerpotenzial nicht gut motiviert werden können. Vize-Bürgermeister Hans Sturm war sogar "mehr als erschüttert". An der Arbeit von Wiljo Wimmer hat es auch aus seiner Sicht nicht gelegen. Vielmehr trage der Spitzenkandidat im Land schuld, weil der sich nicht zwischen Düsseldorf und Berlin habe entscheide können.

(NGZ)
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