Dormagen Die „Blaue Madonna“ von Zons
Dormagen · Zons Um Zons ranken sich manch merkwürdige Sagen und Legenden. Zu den interessantesten überlieferten Geschichten zählt die der "Blauen Madonna". Ein Madonnen-Statue aus Wachs mit seidenen Kleidern, der Wunder wie die Heilung eines Jungen von seiner Hautkrankheit zugesprochen werden.
Zons Um Zons ranken sich manch merkwürdige Sagen und Legenden. Zu den interessantesten überlieferten Geschichten zählt die der "Blauen Madonna". Ein Madonnen-Statue aus Wachs mit seidenen Kleidern, der Wunder wie die Heilung eines Jungen von seiner Hautkrankheit zugesprochen werden.
Und die dennoch auf Verfügung des Landrats und des Generalvikars auf einen Speicher verbannt wurde... Am Mittwoch (20. 6) um 15 Uhr feiert Pastor Bastian Graeber an der Kapelle am Rheinturm eine heilige Messe und erinnert an die Rückkehr der Madonna in die Kirche vor 150 Jahren.
Die Geschichte der geheimnisumwitterten Madonnenstatue beginnt im Jahre 1813. Kaplan Adam Maurus Ankenbrandt schenkt seiner Kirchengemeinde St. Martinus eine Marienstatue mit Jesuskind. Kopf und Hände sind aus Wachs modelliert, sie ist geschmückt mit silbernen Kronen und seidenen Gewändern. Sie findet einen Ehrenplatz am Hochaltar der alten Kirche.
Knapp zehn Jahre später: In der Region herrscht die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Eine Folge ist unter anderem eine verheerende Mäuseplage. Die Saat ist binnen weniger Stunden vernichtet, die Ernte fällt weitgehend aus. Zur selben Zeit, im März 1822, erkrankte in Rom der damals 79jährige Papst Pius VII. schwer. So beschlossen die Gläubigen in Zons, zu dessen Genesung ein 13-stündiges Gebet abzuhalten.
Bei der Vorbereitung dazu stellte der damalige Küster Schwieren die Madonna an eine andere Stelle in der Kirche. Zur Abwendung der Mäuseplage beteten die Zonser seit dem 9.Juli 1822 acht Tage lang den Rosenkranz. Am dritten Tage der Rosenkranzgebete ereignet sich Sonderbares: Die Witwe Petra Siebenacker betet die heilige Jungfrau für die Genesung ihres an einer schrecklichen Hautkrankheit leidenden Sohnes an. Plötzlich erscheint ihr in der Krone der Statue eine seltsames Licht. Ihr Sohn ist am nächsten Tag geheilt. Die Plage lässt nach.
Diese Ereignisse verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Täglich kommen mehr Pilger nach Zons. Allabendlich gehen Prozessionen zu Ehren der Blauen Madonna. Der Strom der Gläubigen stellt bald die Besucherzahlen anderer Gnadenorte, selbst der von Kevelar, in den Schatten. Es muss etwas geschehen.
Der Landrat in Neuss muss zur Wahrung der Ordnung einschreiten. Er wendet sich an das Generalvikariat. Anfang Oktober 1822 entsendet der Erzbistumsverweser Fonk eine Kommission nach Zons, um die Statue und die Heilung des Kindes zu untersuchen. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass sich wohl das Licht der Kerzen in den Kronen gespiegelt und die Heilung des Jungen wohl nur ein Zufall war.
Das Generalvikariat greift hart durch. Auf sein Geheiß hin wird die Statue aus der Kirche in das Pfarrhaus gebracht. Dort verschwindet sie auf dem Dachboden. Vikar Brings, der sich um die Marienverehrung in Zons bemüht hatte, wird von Zons nach Weiden bei Aachen versetzt.
Trotz der Verbannung der Statue will die Marienverehrung nicht enden. 35 Jahre nach diesen Ereignissen entscheidet der Erzbischof von Köln, Johannes von Geissel, zur Freude der Zonser, dass die Madonna in die Kirche zurückkehren, sie sogar einen eigenen Altar link des Hauptschiffes bekommt. Anlässlich einer Volksmission wird das Gnadenbild dann am 17. Juni 1857 begleitet von einer unübersehbaren Schar Pilger durch das allerorts mit Fahnen, Girlanden, frommen Spruchbändern und Altären geschmückte Zons getragen und mit Glockengeläut wieder in die Kirche geführt. Noch am Abend erleuchtet Zons in einem Lichtermeer, zum Abschluss des Festes gibt es ein bengalisches Feuerwerk.
Nach 75 Jahren, am 1. Mai 1932, erinnern sich die Zonser an die Wiedereinführung und tragen die neu eingekleidete und geschmückte Figur in einer feierlichen Prozession durch Zons. Mit Unterstützung aller Vereine sowie im Geleit von 29 Kommunionkindern, der Vincentinerinnen und vielen Zonsern begleiten Pfarrer Johannes Klüwer und der Kirchenvorstand die Mutter Gottes bei Sonnenschein durch die Straßender Zollfeste und stellen sie in der 1878 neu errichteten heutigen Kirche auf. Später findet sie dann ihren Platz in der Kapelle am Rheinturm.
In diesen Tagen ist es nun 150 Jahre her, dass der nicht enden wollende Glaube der Menschen an die heilige Jungfrau, den Erzbischof von Köln davon überzeugt hatte, den Zonsern das Gnadenbild wiederzugeben. "Wir bekamen aber nicht nur eine Figur zurück, sondern - ob Wunder oder nicht - auch wieder eine Bittstätte für unsere Hoffnung, an der wir gemeinsam dem WirkenGottes in unserem Leben gedenken können", sagt eine alte Zonserin.
Auf Anfrage können Interessierte bei Anneliese Bauers eine Reprografie des aus Anlass der Wiedereinsetzung vor 150 Jahren von Carl Langener gefertigten Kunstdruckes von 1857 erhalten.