Rat der Religionen Dormagen Spannender Austausch über „Schuld und Vergebung“

Nievenheim · Das Thema „Schuld und Vergebung“ ist ein sehr persönliches – der Umgang mit Enttäuschungen, Vertrauensbruch und Ungerechtigkeiten hängt nicht nur von der Nähe der Betroffenen zueinander und der Schwere der Schuld ab, sondern auch davon, inwieweit sich der Verletzte davon in seinem Alltag beeinträchtigen lässt.

Das war ein Ergebnis des spannenden Dialogabends des Rates der Religionen, zu dem einige Besucher unterschiedlicher Konfessionen mit sehr persönlichen Empfindungen und Erzählungen beitrugen.

Im Evangelischen Katharina-von-Bora-Gemeindehaus an der Bismarckstraße in Nievenheim waren Moslems, Bahá’í, Baptisten, evangelische und katholische Christen vertreten, um von ihrem Verständnis von „Schuld und Vergebung“ zu erzählen. „Diese ökumenische Begegnung und der interreligiöse Austausch haben mich begeistert“, bekennt Fiona Missaghian-Moghaddam vom Dormagener Rat der Religionen. Die Religionswissenschaftlerin und Bahá’í-Vertreterin sieht im Loslassen und Vor-Gott-Bringen des Schmerzes eine Chance: „Man kann alles Wertende Gott überlassen“, fühlt sie sich erleichtert. Auch die anderen Religionsvertreter berichteten vom liebenden und verzeihenden Gott, aber auch von der Zeit, die nötig sei, um zu verzeihen – oder Vergebung zu erhalten. Auch das Nicht-Verzeihen könne heilsam sein, so eine Meinung.

Zu Beginn des Treffens hatte der katholische Gemeindereferent Martin Brendler „brandaktuell zum Volkstrauertag“ darauf verwiesen, dass der falsche Umgang mit „Schuld und Vergebung“ in die Weltkriege geführt habe und trotzdem echte Versöhnung zwischen den Erzfeinden Deutschland und Frankreich möglich gewesen sei. „Es gibt Tendenzen in Europa wie in Deutschland, sich vom Anderen abzuschotten. Das erzeugt Angst“, so Brendler, der trotz des Bibelzitats „Auge um Auge – Zahn um Zahn“ auf Jesu Aufforderung zur Nächstenliebe verwies: „Wir sollen barmherzig sein – das ist nicht immer leicht, aber es befreit.“

(cw-)
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