Dormagen "Der tierische Zappelphilipp"

Dormagen · Die Hundeerzieherin Ulrike Lahme hat sich auf verhaltensauffällige Vierbeiner spezialisiert. In der Volkshochschule gab sie jetzt Hundebesitzern Tipps, wie sie hyperaktive Hunde wieder unter Kontrolle bekommen.

 So sieht es aus, wenn Iris Eickermann mit ihrem einjährigen Ridgeback "Deianira" spazieren geht.

So sieht es aus, wenn Iris Eickermann mit ihrem einjährigen Ridgeback "Deianira" spazieren geht.

Foto: H. Jazyk

Wenn Iris Eickermann mit ihrer einjährigen Hundedame "Deianira" spazieren geht, sieht das so aus: "Der Hund läuft wild durch die Gegend, hört gar nicht auf mich und ich bin ständig damit beschäftigt, mich bei anderen Menschen für sein Verhalten zu entschuldigen", erklärt die Strabergerin. So wie ihr geht es auch den anderen acht Teilnehmern des Vortrags "Der tierische Zappelphilipp — Hyperaktivität beim Hund". Sie alle sind zur Volkshochschule gekommen, um von der Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin Ulrike Lahme (57) zu lernen. "Und zwar, wie ich es schaffe, dass der Hund mich wahrnimmt, ohne dass ich — überzogen gesagt — Samba vor ihm tanzen muss", fasst Eickermann ihr Anliegen zusammen.

Ob sich die Tanzeinheit wirklich vermeiden lässt, konnte die Hundeerzieherin jedoch nicht mit letzter Gewissheit sagen. "Jeder Hund ist anders und jeder verhält sich anders", meinte sie gleich zu Beginn ihres Vortrags. Erschwerend käme hinzu, dass Hyperaktivität beim Hund noch nicht erforscht sei. "Wir können also nicht von ADS oder ADHS beim Hund sprechen, nur über die Symptome. Und wie Hund und Mensch lernen, damit umzugehen", stellte sie klar. Bleibt es also Besitzern von hyperaktiven Hunden nicht erspart, Samba tanzen zu lernen und möglichst viele Entschuldigungsfloskeln zu kennen? "Ganz so schlimm ist es nicht, aber man muss wissen, dass es sehr schwierig ist, diesen Hunden etwas beizubringen", erklärt Lahme, die seit 2003 eine eigene Hundeschule in Rommerskirchen betreibt. Doch was unterscheidet einen hyperaktiven Hund von einem "normalen"? "Ein hyperaktiver Hund reagiert schnell und heftig auf alle Reize der Umgebung, er geht nicht spazieren, er rennt und schnüffelt, ist gereizt, aufdringlich gegenüber anderen Menschen oder Hunden und braucht lange, um sich abzuregen", fasst die Hundeerzieherin zusammen — und Iris Eickermann nickt. "Ich habe das Gefühl, sie kennen meinen Hund", sagt sie schließlich. Geholfen ist ihr damit aber noch nicht. Nur — was hilft diesen Artgenossen? "Als erstes rate ich, den Hund tierärztlich untersuchen zu lassen. Die Hyperaktivität kann nämlich auch an einer Fehlfunktion der Schilddrüse oder an Schmerzen liegen", sagt Lahme. Können Erkrankungen ausgeschlossen werden, empfiehlt die Verhaltensberaterin eine "sensorischen Diät" — also eine Umgebung, die den Hund nicht ständig ablenkt. Außerdem sollen sich Besitzer hyperaktiver Hunde langsam bewegen und viel Geduld mitbringen. Auch Rituale wie feste Futterzeiten würden den Vierbeiner ruhiger machen. Für die Strabergerin ein Anfang: "Ich werde versuchen die Tipps umzusetzen. Wenn ich aber weiterhin meinem Hund durch den Wald hinterherlaufe, dann hat es nicht funktioniert", sagt sie und nimmt es mit Humor.

(NGZ)
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