Dormagen Der motorisierte König
Dormagen · 47 Schüsse, dann stand der neue König fest: Hans-Joachim Krapp, genannt "Jocky", tritt die Nachfolge von Udo Bünz an. Dessen Tatendrang wollen sich auch der neue Regent und seine Königin Heike zum Vorbild nehmen.
Der König residiert auf der Kö. Das Zentrum von Dormagen, die Flaniermeile. Passt das zu ihm? Wie ein Herrscher wirkt Hans-Joachim Krapp (53) indes nicht, während er gestern Mittag im Polohemd durch die Kulle schlendert, gut gelaunt Glückwünsche entgegennimmt, ein paar Anweisungen für die Dekoration des Krönungsballs gibt.
Mit dem 47. Schuss fiel am Montag um 17.56 Uhr die Entscheidung am Schießstand. Hans-Joachim Krapp, genannt "Jocky", hatte sich gegen den Jägeradjutanten Uwe Kosab durchgesetzt. Was er gefühlt hat in diesem Moment? "Die pure Freude!", sagt Hans-Joachim Krapp, der bereits vor vier Jahren am Schießstand gestanden hatte. Er sei aber froh, dass es damals nicht geklappt habe.
Bewerber schon vor vier Jahren
Für "Jocky" Krapp und seine Frau Heike Loibl-Krapp hat das Datum zudem eine besonders emotionale Komponenten: gestern vor einem Jahr war der Vater der Königin, Ehrenoberst Willi Loibl, am Festsonntag gestorben.
Die Entscheidung, den BSV-Thron besteigen zu wollen, hatte dennoch nicht mit dem tragischen Todesfall zu tun. Der 53-Jährige hat sich vor vier Wochen für seine Kandidatur entschieden — und das auch eher spontan. "Wir haben hier gestanden", sagt Hans-Joachim Krapp und zeigt auf einen runden Stehtisch mit weißer Tischdecke, die nur wenige Meter entfernt steht vom Eingang der Kulle. Dort hatte er mit Udo Bünz zusammengestanden, geplaudert.
"Der Udo hat dann irgendwann gesagt: ,Du wirst mein Nachfolger'." Er habe sein Okay gegeben, sagt "Jocky" mit einem schelmischen Lächeln. Ohnehin ist sein Vorgänger auch Vorbild. "Das amtierende Königspaar hat uns auf emotionaler Ebene viele Einblicke gegeben", bestätigt auch Königin Heike Loibl-Krapp. Ohnehin ist für das frisch gekrönte Paar ein Ziel, "aus allen Situationen Genuss" mitzunehmen.
Schütze ist der gebürtige Horremer von klein auf: Edelknabe, als Jungschütze den ersten Jägerzug gegründet, später Prinz. "Da gibt es schon eine Verwurzelung", sagt er. Nur zwischen den 80er Jahren und 1991, als der 53-Jährige in Bedburg lebte, nahm er eine Auszeit vom Brauchtum.
Es dauerte schließlich bis 2003, als er sich dem Jägerzug Heideröschen anschloss; heute marschiert der gelernte Betriebsmeister der sich im Chempark um die Kraftwerkstechnik kümmert, beim Grenadierzug Bloomepott mit.
Nach den Schützenfeierlichkeiten nimmt sich das Königspaar indes erstmal eine Auszeit. Ins österreichische Vorarlberg führt die Reise. Dort will sich "Jocky" Krapp seinem Hobby widmen, dem Motorradfahren. Die BMW K1200 GT ist für Bergtouren bereits gerüstet.
