Nachbarschaftsbeauftragter Ein Dormagener informiert nun die Ineos-Nachbarn

Dormagen · Andreas Hain berichtet bei Krisen und will das Vertrauen durch Transparenz stärken.

Wenn es auf Industriegelände explosionsartig knallt oder wenn dort plötzlich eine große Flamme zu sehen ist, sind die Anwohner alarmiert – besonders, wenn es sich um das Areal von Chemiebetrieben handelt. Mitunter lassen sich die Sorgen schnell vertreiben: mit schnellen, aber gesicherten Informationen und mit verständlichen Erklärungen zur Ursache. Beim Petrochemieunternehmen Ineos neben dem Chempark Dormagen ist das jetzt die Aufgabe von Andreas Hain: Der 50-Jährige hat vor einigen Wochen die Leitung des Bereichs „Ereigniskommunikation und Nachbarschaftsdialog“ übernommen. Wenn mal wieder eine Sicherheitseinrichtung anspricht und mit ohrenbetäubendem Donnerschlag wie für diesen Fall vorgesehen eine Berstscheibe bricht oder wenn Hochfackelbetrieb herrscht, dann ist es seine Aufgabe, die Bürger darüber aufzuklären, dass sie sich keine Sorgen machen müssen und auch, warum nicht. Hain ist natürlich erst recht gefordert, wenn es um die Kommunikation in tatsächlichen Krisenfällen geht.

Obwohl Ineos streng genommen schon auf Kölner Gebiet liegt, möchte er Ansprechpartner für alle Nachbarn sein – für die im Kölner Norden, aber auch für die Dormagener. „Meine Tür steht allen offen, das mache ich nicht davon abhängig, wo das Ortsschild steht“, sagt Hain. Zumal er selbst waschechter Dormagener ist. Der verheiratete Familienvater kam im alten Krankenhaus an der Krefelder Straße zur Welt, besuchte die Realschule am Sportpark und lebt in Hackhausen.

Bei Ineos ist er schon seit 26 Jahren. 1992 kam er als Elektrotechniker ins Unternehmen, kümmerte sich dann um die Prozessleittechniken (früher Mess- und Regeltechniken) und wurde 2004 Ausbilder im Fachbereich Elektrotechnik, in einer Zeit, als bei Ineos die dualen Studiengänge eingeführt wurden. Zehn Jahre lang fungierte er als Leiter des gesamten Ausbildungsbereiches. Kommunikation war überall wichtig; von diesen Erfahrungen profitiert Andreas Hain jetzt.

Punktuellen Kontakt zu den Nachbarn des Petrochemieunternehmens hatte er auch zuvor schon. Einmal im Monat hielt Hain Sprechstunden im In-Café an Ineos-Tor 7 ab. Dieses Angebot gibt es derzeit nicht. „Aber mir schwebt vor, dass wir eine ähnliche Dialogplattform wieder einführen“, sagt der Leiter Nachbarschaftsdialog. Treffpunkt soll dann das neue, schmucke Verwaltungsgebäude an der B 9 sein, „wenn der Kantinenbereich fertig gestellt ist“. Das dürfte im vierten Quartal dieses Jahres oder im ersten Quartal 2019 der Fall sein. Grundsätzlich gehe es ihm darum, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, bevor überhaupt ein Ernstfall eingetreten ist. Um den Betrieb in einem großen Chemieunternehmen anschaulich zu machen, will er Einblicke ermöglichen, zum Beispiel bei Besichtigungen der Sicherheits- und der Produktionszentrale. Zudem nimmt Ineos an den Tagen der offenen Tür des Verbandes der chemischen industrie (VCI) teil, bietet dabei Touren durchs Ausbildungszentrum und zum Betriebskraftwerk an. Die Internetseiten von Ineos hat Hain ebenfalls im Blick. Dort sollen künftig verstärkt Erklärfilme zum Unternehmen zu finden sein.

Chempark-Betreiber Currenta hat schon in den vergangenen Jahren den Dialog mit den Anrainern vertieft und an seinen Standorten Nachbarschaftsbüros eingerichtet. Für ein einzelnes Unternehmen wie Ineos wäre das wahrscheinlich nicht lohnend, doch den Kontakt zu seinem Currenta-Kollegen Jobst Wierich pflegt Hain durchaus. Regelmäßig gibt es Treffen, bei denen die Möglichkeit zum Austausch über diverse Themen genutzt wird. „Wir lernen voneinander“, urteilt der Ineos-Experte.

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