Dormagen Der Dormagen-Planer

Dormagen · Ernst Albrecht, 67 Jahre alter Städteplaner, wird demnächst zum zweiten Mal in den Ruhestand verabschiedet. Nach dem Weggang von Susanne LoCicero-Marenberg war er reaktiviert worden.

 Ein Mann mit Visionen, aber auch mit Sinn für das Mach- und Wünschbare: Ernst Albrecht hat die städtebauliche Entwicklung Dormagens entscheidend mitgestaltet.

Ein Mann mit Visionen, aber auch mit Sinn für das Mach- und Wünschbare: Ernst Albrecht hat die städtebauliche Entwicklung Dormagens entscheidend mitgestaltet.

Foto: H. Jazyk

Ein vierstöckiger Luxus-Bahnhof mit Nobel-Restaurant inmitten eines riesigen Verwaltungs- und Geschäftszentrums im Bahnhofsumfeld, bis zu zwölf Stockwerke hoch. Oder die Pläne für den "Tatzelwurm", 500 Meter lange und bis zu 17 Stockwerke hohe Wohnblocks in Wurmform in Hackenbroich nahe dem Randkanal – so könnte Dormagen heute aussehen. Könnte, wenn da nicht unter anderem Ernst Albrecht gewesen wäre. Er wurde in über 40 Jahren Tätigkeit in der Stadtplanung im Dormagener Rathaus ein Garant für die Einhaltung des richtigen Maßstabs. Oft gehört, aber – Beispiel Hackenbroich-Süd – nicht immer. Das Prognos-Institut hatte damals bis zu 100 000 Einwohner für Dormagen vorhergesagt, doch die erste Wirtschaftskrise ließen diese Pläne des Wirtschaftswunders platzen. "Zum Glück", sagt Albrecht heute. Dormagen ist übersichtlich geblieben, der Gigantomie wurde Ende der 60er Jahre abgeschworen. Hackenbroich-Süd und Teile von Horrem blieben als Reminiszenz. Ernst Albrecht heute: "Wenn dann etwas schiefgeht, lässt sich der Hebel nicht einfach umlegen." Das bekommen heute die Hackenbroicher zu spüren.

Ernst Albrecht war fast 40 Jahre lang die Planungsinstanz in Dormagen. Kein Baugebiet, das nicht auf seinem Reißbrett entstanden ist, keine Straße, kein Viertel, das er nicht mit erdacht hat. Ein wirklicher Meilenstein für den Planer war die Umgehung der Bundesstraße 9 und die südliche Tangente Europastraße. Es war die Zeit, als sich der zunehmende Verkehr durch die Kölner Straße zwängte. "Mit beiden Straßen bekamen wir den Verkehr aus der Innenstadt, die sich dann entwickeln konnte."

Zu einem weiteren Höhepunkt seines Schaffens wurde die Fußgängerzone – damals mit einer Stimme Mehrheit im Stadtrat durchgesetzt. Sie ermöglichte den Aufschwung des Handels in der City, es entstand als Gegengewichtdas Top-West-Gewerbegebiet.

Bei den Baugebieten von den ersten Anfängen rund um St. Maria vom Frieden bis zu Malerviertel und Gansdahl verfolgte er eine Maßstäblichkeit, die von den Bürgern nachgefragt und angenommen wurde und wird. Doch nicht nur das Reißbrett war seine Welt: Er kommt bei den Bürgern an. "Ich habe versucht, Kompromisse zu finden", so Albrecht. Zum Beispiel in Bürgerversammlungen oder aber im abendlichen Gespräch mit nachbarlichen Streithähnen.

Zum 1. September beginnt sein Nachfolger Gregor Nachtwey bei der Stadt – doch so ganz geht Ernst Albrecht noch nicht: Er bearbeitet noch den neuen Flächennutzungsplan, der zurzeit in Arbeit ist .

(NGZ)
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