Dormagen Der Bumerang-Weltmeister aus Zons

Dormagen · Günter Möller hat ein ungewöhnliches Hobby. Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich der Lehrer mit dem Sportgerät Bumerang. Bei Wettkämpfen hat er es weit gebracht: Mit dem deutschen Team wurde er schon sieben Mal Weltmeister.

 Günter Möller mit Bumerangs verschiedener Bauart und Eigenschaften. Ganz rechts ein historisches Exemplar.

Günter Möller mit Bumerangs verschiedener Bauart und Eigenschaften. Ganz rechts ein historisches Exemplar.

Foto: LINDA HAMMER

Angefangen hat alles im Jahr 1983. Günter Möller war damals zwölf oder 13 Jahre alt, als er auf der Kinderseite einer großen deutschen Programmzeitschrift die Anleitung zum Bau eines kleinen zweiflügeligen Bumerangs fand. Der Schüler machte sich an die (Bastel-)Arbeit und fertigte auch zwei Objekte an. Nur: Sie wollten nicht fliegen. Schließlich fand er heraus, woran das lag: am falschen Tragflächenprofil. Denn ein Bumerang braucht eine Schrägkante, damit er "funktioniert". Durch das Profil in den Flügeln wird Auftrieb erzeugt. Zudem muss sich ein Bumerang drehen.

1985 nahm Möller dann an seinem ersten Turnier teil. "Das war in Mainz, meine Eltern haben mich hingefahren", erinnert sich der Dormagener. Seine Leidenschaft war geweckt und ist bis heute nicht erloschen. Inzwischen ist der Lehrer an der Gesamtschule Nievenheim gar Präsident des Bumerang-Weltverbandes. Und am Freitag, wenn er seinen 44. Geburtstag feiert, bestreitet er sein 200. Turnier.

Weil er seinem Hobby schon seit mehr als drei Jahrzehnten treu geblieben ist, gehört er zu den "alten Hasen" in der Szene. Die Erfolge sind nicht ausgeblieben: Sieben Mal (bei insgesamt 14 WM-Teilnahmen) sicherte sich Möller mit der deutschen Mannschaft den Weltmeistertitel. Vorübergehend war er auch deutscher Rekordhalter in der Disziplin Fast Catch, in diesem Jahr wurde er Deutscher Meister in der Sparte Australische Runde.

Im Bumerangsport gibt es sechs klassische Disziplinen. Eine davon ist das Genauigkeitswerfen, das ein bisschen an Dart erinnert, weil das Sportgerät ähnlich wie ein Dartpfeil so exakt wie möglich in einem Feld mit konzentrischen Kreisen platziert werden muss, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erzielen. Pro Durchgang können 100 Zähler erreicht werden, der Weltrekord liegt laut Möller bei 99.

Bei der Australischen Runde kommt es auf Flugweite des Bumerangs an sowie auf die Fangqualität des Werfers, zudem gibt es eine Genauigkeitswertung. Beim Trickfangen sind die Fänge genau vorgeschrieben, beim Fast Catch geht es um Geschick und Tempo (pro Durchgang werden fünf Fänge auf Zeit verlangt). Weitere Disziplinen sind Ausdauerwerfen und Langzeitflug.

Über den Erfolg entscheiden nicht allein Können und Geschicklichkeit des Werfers, sondern auch die Wahl des richtigen Bumerangs. Die Sportgeräte können nämlich je nach Gewicht und Bauart unterschiedliche Eigenschaften haben. "Bei starkem Wind setzt man zum Beispiel eher ein schwereres Exemplar ein", erklärt Möller. Wobei "schwer" relativ ist: Selbst die gewichtigeren Ausführungen liegen noch ziemlich leicht in der Hand. Auch Löcher, Gewichte und Gummibänder verändern die Flugeigenschaften.

Die Bumerangs werden von den Sportlern in der Regel nicht gekauft, sondern selbst angefertigt. "Es gibt eigentlich keinen Markt dafür", sagt Möller. Was auch damit zusammenhängt, dass die Zahl der Sportler recht klein ist. Die Rangliste in Deutschland umfasst zurzeit nur ungefähr 50 bis 60 Personen. Dabei zählt Deutschland neben Frankreich und den USA zu den "großen Nationen" im Bumerangsport. Weltweit sind zwölf Länder organisiert, hinzu kommen einige ohne feste Organisationsstrukturen.

Weltmeisterschaften finden im Zwei-Jahres-Rhythmus statt, 2016 ist Deutschland Gastgeber. Austragungsort werden dann die Jahnwiesen am Rheinenergiestadion in Köln sein. Günter Möller gehört zu den Organisatoren. Die WM in diesem Jahr wurde in Perth/Australien ausgetragen. Doch obwohl viele den Bumerang mit "Down Under" in Verbindung bringen, weil er ursprünglich von den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, bei der Jagd eingesetzt oder als Grabstock oder Keule verwendet wurde, gehört das Land nicht zu den Hochburgen der Sportart. "In Australien ist es schon vorgekommen, dass wir Europäer die Bumerangs geworfen haben, während die Aborigines nebenan Fußball spielten", erzählt Günter Möller schmunzelnd.

(NGZ)
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