Dormagen Der Afrika-Kenner

Dormagen · Gerhard de Vos handelt seit 25 Jahren mit Kunstwerken aus Afrika und der Südsee sowie mit zeitgenössischer Malerei. Bisweilen jagt er Objekten jahrelang hinterher – um sie nach dem Erwerb gleich wieder weiterzuverkaufen.

 Gerhard de Vos umgibt sich gerne mit Kunst aus Afrika und Neu-Guinea. Der Delhovener ist Antiquitätensammler und Kunsthändler aus Leidenschaft.

Gerhard de Vos umgibt sich gerne mit Kunst aus Afrika und Neu-Guinea. Der Delhovener ist Antiquitätensammler und Kunsthändler aus Leidenschaft.

Foto: H. Jazyk

In allzu freundliche Gesichter blickt Gerhard de Vos nicht, wenn er auf seinem Sofa im Wohnzimmer sitzt. Für den Delhovener aber sind Skulpturen und Masken aus Afrika und Neu-Guinea vertraute Gestalten. "Die Maske des Volks der Mende in Sierra Leone ist eine der wenigen, die nur von Frauen und Mädchen getragen wird", erklärt er mit Blick auf eine ausdrucksstarke Holzmaske mit Fransen. Daneben steht eine Mutter-Kind-Figur – "eine von vielen solchen Darstellungen aus Afrika, von denen keiner so genau weiß, was sie bedeuten."

Selbst Gerhard de Vos nicht, der seit rund 25 Jahren mit Kunst aus Afrika und der Südsee handelt. "Meine ersten Stücke bekam ich von einem Spiritaner in den Niederlanden und einem Sammler aus Soest", erinnert sich der 55-jährige Delhovener, der selber mal in den Spiritaner-Orden eintreten wollte, ehe eine Krankheit dazwischen kam. Dafür hat der gelernte Drogist die Missionssammlung in Knechtsteden katalogisiert. "Das war eine wichtige Zeit für mich, da ich mit vielen Fachleuten in Kontakt kam." Die Knechtstedener Sammlung enthält afrikanische Kunst, die Missionare zwischen 1890 und 1930 gesammelt haben. Aus dieser Zeit stammt auch ein großer Teil der Werke, die Gerhard de Vos an Sammler und Kunstbegeisterte verkauft. "Viel länger halten sich die Holzobjekte auch nicht", weiß er.

Sein Kundenkreis ist gemischt und reicht vom Anstreicher bis zum Medizinprofessor. Es sind Menschen, die ein Faible für afrikanische Kultur und Spiritualität haben, denn davon ist die Kunst des schwarzen Kontinents nicht abzulösen: "Ich interessiere mich nicht nur für Kunst, sondern auch für Ethnologie. Die Werke sind fast alle Ausdruck religiösen Lebens und afrikanischer Kultur", erklärt de Vos. Für Sammler freilich zählt der Wert des Kunstobjekts – deshalb ist Authentizität oberste Prämisse für den Händler, der am Stil und an Gebrauchsspuren erkennen kann, ob es sich um wirklich traditionelle Objekte handelt. "Es geht nicht um gewerbliche, für den Verkauf oder Tourismus hergestellte Gegenstände", betont de Vos, der schon mal Mitbringsel von Urlaubern präsentiert bekommt – und gemeinhin rät, die Sachen als Erinnerungsstücke zu behalten. Für authentische, seltene Stücke aber treibt er enormen Aufwand: "Manchen Stücken und Sammlungen jage ich jahrelang hinterher." Nur um sie möglichst schnell wieder abzustoßen, wobei es nicht um die schnelle Mark geht. "Da treibt mich der Ehrgeiz", sagt de Vos – gute Kontakte und solvente Käufer sind das Wichtigste, wenn man einen wertvollen "Nagel-Fetisch" verkaufen möchte.

(NGZ)
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