Dormagen Denkanstöße in schwarzer Komödie

Dormagen · Tolle Aufführung der Burghofbühne mit "Benefit - Jeder rettet einen Afrikaner".

Fünf Menschen kommen für einen Abend zusammen, um Geld für eine Schule im westafrikanischen Guinea-Bissau zu sammeln. Sie alle wollen aus unterschiedlichen Beweggründen Gutes tun und verheddern sich dabei in den Fallstricken selbstgefälliger Eitelkeiten, pathetischer Floskeln, bis zur Absurdität ausgereizter politischer Korrektheit und schlussendlich doch auch ehrlicher Betroffenheit.

Seit ihrer Premiere 2009 wird Ingrid Lausunds schwarze Komödie "Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner" landauf, landab in den Theatern zwischen Hamburg und München, Aachen und Rudolstadt gespielt. Am Samstag nun auch in der Dormagener Theateraula vom Ensemble der Burghofbühne Dinslaken, das in herausragender schauspielerischer Leistung fünf Charaktere mit höchst unterschiedlichen Überzeugungen präsentierte. Christine (Christiane Wilke) will durch ihr karitatives Engagement gut dastehen ("Ich erwarte hier von allen ein Mindestmaß an Professionalität!") und presst sich während ihres Vortrags kühl-kalkulierte Tränen ab, während Idealistin Eva (Lara Christine Schmidt) sympathisch-niedlich bis naiv wirkt in ihrem von Herzen kommenden Mitgefühl mit den Schwachen. Der gechillte Turnschuhträger Leo (Benedikt Thönes) hält sich lässig im Hintergrund, der bibeltreu-sanfte Eckhard (Christoph Bahr) überrascht am Ende mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für Barmherzigkeit ("Vulgäres geht immer, aber es darf bloß niemand das Wort Nächstenliebe in den Mund nehmen!"). Und Rainer (Mirko Schombert), "aufgewachsen mit allen schwarzen Kindern dieser Welt", ("Statt Star Wars-Figuren gab es eine selbstgebastelte Maiskolben-Giraffe aus dem Dritte Welt-Laden zum Geburtstag"), provoziert mit der These: "Für niemanden auf der Welt sind alle Menschen gleich viel wert!"

Hier prallen Überzeugungen aufeinander, werden bei aller Komik, die das Publikum herzhaft lachen ließ, grundlegende Fragen gestellt: Sind der Spendenscheck und die Patenschaft für ein afrikanisches Kind nur erkaufter Ablass dafür, weiter wegsehen zu dürfen von Armut und Elend in der Welt? Kann Hilfe barmherzig sein, ohne den Empfänger abzuwerten? Das begeisterte Publikum nahm zwar keine abschließenden Antworten, aber zahlreiche Denkanstöße mit nach Hause.

(NGZ)
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