Jugendhilfezentrum in Dormagen „Lesezeichen“ des Raphaelshauses

Dormagen · Die Helen-Keller-Gruppe, eine Außenwohngruppe des Raphaelshauses, hat sich mit „Lesezeichen“ am Demokratie-Projekt des Jugendhilfezentrums beteiligt. Die Standpunkte gegen Rechts „versteckten“ sie in Büchern der Bibliothek.

 Die Mädchen der Helen-Keller-Gruppe des Raphaelshauses mit ihren „Lesezeichen“ in der Dormagener Stadtbibliothek, wo sie sie in Büchern „versteckten“.  Foto: Stadt

Die Mädchen der Helen-Keller-Gruppe des Raphaelshauses mit ihren „Lesezeichen“ in der Dormagener Stadtbibliothek, wo sie sie in Büchern „versteckten“. Foto: Stadt

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Im Haupthaus des Jugendhilfezentrums Raphaelshaus sind noch bis Ende Februar die Ergebnisse des Demokratie-Projektes zu bewundern. Die Gruppen und Klassen haben sich mit den Themen Toleranz, Respekt und Demokratie beschäftigt. „Rechtsorientierte Parteien erfreuen sich leider immer größerer Beliebtheit und gefährden unsere Demokratie. Es ist Zeit, Flagge zu zeigen und sich zu positionieren für Demokratie und Toleranz“, erklärte Marco Gillrath, Direktor des Raphaelshauses, die Idee, sich gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander einzusetzen.

Auch die Helen-Keller-Gruppe, eine Außenwohngruppe des Raphaelshauses, beteiligte sich an diesem Projekt mit „Demokratie auf Lesezeichen“. Die sieben Mädchen, die von sieben pädagogischen Fachkräften betreut und pädagogisch gefördert werden, fragten sich: „Woher dieser Hass auf Minderheiten kommt und wieso er nicht unterbunden wird.“ Denn im Spätsommer 2018 sei die Gesellschaft durch die Ereignisse in Chemnitz erneut mit rechter Gewalt konfrontiert worden. „Dabei wurden Ausländer durch Straßen gejagt und Minderheiten gezielt angegriffen“, beschreibt Ramona Peter, Gruppenleiterin der Helen-Keller-Gruppe die schockierenden Bilder und Nachrichten, die die Mädchen der Helen-Keller-Gruppe berührten.

Im Unterricht der Raphaelschule bei Klassenlehrerin Tanja Halberstadt und nachmittags in der Gruppe wurden viele Gespräche geführt, und es wurde versucht, Antworten auf die diversen Fragen zu finden. „Die Mädchen beschäftigten sich damit, wie Widerstand und Positionierung aussehen könnten“, so Ramona Peter: Ängste und Sorgen wurden thematisiert, gelesene Texte reflektiert und weitere Informationen über aktuelle und vergangene Ereignisse eingeholt. „Für die Mädels war klar, dass eine Gesellschaft so nicht aussieht, in der sie leben möchten“, betont die Gruppenleiterin. Als Reaktion gegen Ausgrenzung und Gewalt sprachen sich die Mädchen für ein „Gegenprogramm“ aus. Die Fragen waren: „Wie können wir uns klar von rechten Ansichten abgrenzen, wie können wir uns für Vielfalt aussprechen und für ein wertschätzendes Miteinander einstehen.“

Gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften entschieden sich die Mädchen der Helen-Keller-Gruppe, selbst Stellung zu beziehen. „So entstand die Idee, die Botschaft von mehr Toleranz und gegen Rassismus anderen Menschen zu vermitteln“, erläutern Ramona Peter und Tanja Halberstadt. „Es wurden jede Menge Sprüche gesammelt und schöne Lesezeichen angefertigt, auf denen die Botschaften gedruckt wurden.“ In Absprache und mit dem Einverständnis der Stadtbibliothek Dormagen haben die Mädchen diese kleinen Botschaften in den auszuleihenden Büchern versteckt.

Die beiden Pädagoginnen hoffen: „Vielleicht findet ja jemand ein Lesezeichen und denkt über die Botschaft nach. Vielleicht wird derjenige dann auch motiviert, selbst etwas zu tun, um zu zeigen, dass Deutschland bunt statt braun ist!“

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