Dormagen Das Ende der Jägersruh

Dormagen · Horrem "Do hätt mer över de Köpp lofe könne", erzählt Johann Vaasen. Das Horremer Urgestein – mittlerweile 85 Jahre alt – erinnert sich an manche wilde Party im Saal der Gaststätte "Jägersruh" an der Knechtstedener Straße in Horrem direkt gegenüber dem Bahnhof. Rückblick in die Goldenen Zeiten der Jägersruh. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Seit etlichen Jahren hat sich die Gaststätte mit Saal zu einer Ruine entwickelt.

 Der Gasthof "Zur Jägersruh" in Horrem direkt am Bahnhof im Jahre 1960. Das Gasthaus und der Saal hatten glanzvolle Zeiten erlebt,verfiel dann. Jetzt wird der Schandfleck bis Jahresende abgerissen. F oto: Kreisarchiv

Der Gasthof "Zur Jägersruh" in Horrem direkt am Bahnhof im Jahre 1960. Das Gasthaus und der Saal hatten glanzvolle Zeiten erlebt,verfiel dann. Jetzt wird der Schandfleck bis Jahresende abgerissen. F oto: Kreisarchiv

Foto: NGZ

Horrem "Do hätt mer över de Köpp lofe könne", erzählt Johann Vaasen. Das Horremer Urgestein — mittlerweile 85 Jahre alt — erinnert sich an manche wilde Party im Saal der Gaststätte "Jägersruh" an der Knechtstedener Straße in Horrem direkt gegenüber dem Bahnhof. Rückblick in die Goldenen Zeiten der Jägersruh. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Seit etlichen Jahren hat sich die Gaststätte mit Saal zu einer Ruine entwickelt.

"Durch die eingeschlagenen Fenster, die von innen mit Pappe und Brettern verschlossen sind, verkommt das Gebäude immer mehr zum Schandfleck und gibt — vom Bahnsteig aus gesehen — ein miserables Bild von Dormagen", stellten die CDU-Ratsmitglieder Hermann Harig und Bernd Engwicht bereits vor zwei Jahren in einem Brief an den damaligen Bürgermeister Heinz Hilgers fest.

Das Thema kam im Planungsausschuss auf die Tagesordnung. Im Zuge der Neugestaltung des gesamten Bahnhofsumfeldes und des Neubaus des Bahnhofs sieht die Stadt erst recht ein Interesse, dass dieser Schandfleck verschwindet. Harig und Engwicht hatten noch große Pläne: "Es wäre sinnvoll, die marode Gaststätte mit dem Saal abzureißen, um dort dann eventuell eine Wohnanlage oder beispielsweise ein Ärztehaus zu errichten", forderten sie 2007. Die Stadt trat an den Eigentümer heran, wollte das Grundstück kaufen.

Es wurden lange Verhandlungen. Doch sie führten nicht zum Erfolg. Hilgers in der jüngsten Sitzung des städtischen Planungsausschusses: "Ein seitens der Stadt abgegebenes Kaufangebot hat der Eigentümer nicht wahrgenommen." Allerdings wurde ein Etappenziel erreicht: Der Eigentümer hat sich nach verschiedenen Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung inzwischen bereit erklärt, dass Gebäude abzureißen. Das soll bis zum Jahresende geschehen.

Teile des Giebels des Saalbaus sind mittlerweile eingedrückt worden. Sie drohten nach Angaben von Ralf Schenk von der städtischen Bauaufsicht vornüber auf den Bürgersteig der Knechtstedener Straße zu fallen — mit erheblichen Gefahren für Passanten oder dort abgestellte Fahrzeuge.

Was mit dem weit in die Tiefe reichenden Grundstück geschehen soll, ist unklar. Hilgers ließ durchblicken, dass der Eigentümer, der aus Dormagen stammt, das Gelände zunächst liegen lassen will — vielleicht werden es spätere Generationen bebauen.

Den Horremern bleiben die Erinnerungen. "Das war zu Glanzzeiten eine richtig gute Gaststätte", erinnert sich Johann Vaasen insbesondere an die Zeiten, in der die Familie Oester das Sagen hatte. Die Feste im Saal waren Legende. "Es war der einzige Saal in Horrem", so Geschichtsforscher Hermann Kienle, der in Horrem wohnt. Lange Zeit war die Jägersruh das Lokal zahlreicher Schützenzüge und zeitweise Residenz der Könige der Horremer St. Hubertus-Schützenbruderschaft. Auch der damalige Schießstand war auf dem Gelände.

In Erinnerung sind Vaasen auch die Zeiten geblieben, als polnische Arbeiter dort regelmäßig feierten und dazu den Schnaps aus ihrer Heimat mitbrachten. Unübertroffen aber waren offenbar die Karnevalsfeiern im Saal. Zahlreiche Anekdoten ranken sich um das Treiben im Saal, viele Horremer haben dort die ersten Bande für den späteren Bund fürs Leben geknüpft.

Dann der Niedergang. Die Zeit der Dorfgasthöfe ging zu Ende; hinzu kam, dass einige Dormagener Gastwirte nicht richtig mit dem Geld umgehen konnten und es lieber in der Düsseldorfer Altstadt verjubelten als zu investieren.

(RP)
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