Dormagen Currenta-Betriebsräte kritisieren Bayer-Vorstand

Dormagen · Zum Konzern-Jubiläum verleiht Bayer weltweit an seine Mitarbeiter Goldmünzen. Ausgenommen: Currenta-Beschäftigte. Die sind sauer.

 Dauerthema seit 2005: Schon bei der Ausgliederung fragten die heutigen Currenta-Beschäftigten (bei der Demonstration in Wiesdorf) bissig, welche Bedeutung die Mitarbeiter beim Bayer-Vorstand haben.

Dauerthema seit 2005: Schon bei der Ausgliederung fragten die heutigen Currenta-Beschäftigten (bei der Demonstration in Wiesdorf) bissig, welche Bedeutung die Mitarbeiter beim Bayer-Vorstand haben.

Foto: US

Die Mitarbeiter von Currenta und den Tochterfirmen Tectrion und Chemion sind enttäuscht. Sehr enttäuscht, sagt Currenta-Betriebsrat Jörg Feldmann. Bayer spendiert zum Konzernjubiläum seinen Mitarbeitern eine Goldmünze mit dem Aufdruck "150 Jahre Bayer" und ein Buch — nur nicht für jeden Mitarbeiter, wie Feldmann moniert: "Die Mitarbeiter der Currenta und deren Tochterfirmen Chemion und Tectrion werden von der Jubiläumsaktion der Bayer AG ausgeschlossen. Obwohl die meisten von ihnen vor dem Konzernumbau 20 oder sogar 30 Jahre lang für Bayer gearbeitet haben." Ein Currenta-Mitarbeiter kommentierte am Donnerstag, während die Bayer-Spitze die Kennzahlen bekanntgab: "Ein Weltkonzern benimmt sich sowas von respektlos den ,ehemaligen' Bayer-Mitarbeitern gegenüber, dass es einem die Sprache verschlägt." Er sei über 33 Jahre bei Bayer gewesen, dann bei Currenta. Er fragte: "Bin ich jetzt Mitarbeiter zweiter, dritter oder vierter Klasse?"

Auch der Dormagener Bernhard Schmitt, Betriebsrat bei Currenta, kann die Entscheidung nicht verstehen. "Da hätte sich Bayer besser großzügig gezeigt, da die Geschichte ja nicht erst vor sechs Jahren begonnen hat", sagt Schmitt, der schon viele Missfallensäußerungen der Dormagener Beschäftigten zu hören bekommen hat. "Vielen Currenta-Mitarbeitern tut diese mangelnde Wertschätzung sehr weh, zeigt sie ihnen doch, dass sie keine Rolle mehr für Bayer spielen." Damit habe sich der Konzern aber keinen Gefallen getan, auch wenn Schmitt diese Abgrenzung durchaus erwartet habe.

Dass die Bayer-Spitze den Ausschluss im unternehmensinternen Internet BNC nur mit einem nüchternen Satz kundgetan habe, hält auch Bayer-Gesamtbetriebsratschef Thomas de Win für nicht ausreichend. "Ich kann den Unmut der Currenta-Mitarbeiter nachvollziehen. Natürlich ist es eine unternehmerische Entscheidung, aber die muss man den Mitarbeitern mit mehr als diesem Satz erklären."

Bayer äußerte zur Betriebsratskritik: "Die Entscheidung ist klar und vorher an Currenta kommuniziert worden." Für Deutschland sei entschieden worden, die Münze allen Bayer-AG-Mitarbeitern und den Mitarbeitern aller 100-prozentigen Tochterunternehmen zu schenken. Currenta sei eine eigenständige Gesellschaft, erläuterte ein Konzernsprecher auf Nachfrage. Mitte des Jahres werden 113 000 Bayer-Mitarbeiter Medaille samt Buch bekommen. Laut Feldmann werden auch Bayer-Pensionäre die Geschenke erhalten. Der Sprecher ergänzte: "Bei anderen Aktionen im Jubiläumsjahr sind die Kollegen von Currenta mit dabei." Der Chemparkbetreiber Currenta ist ein Joint Venture, 60 Prozent am Unternehmen gehören Bayer, 40 Prozent Lanxess.

Jörg Feldmann betont: "Die Konzernumstrukturierung war für uns alle nicht einfach, viele haben erhebliche Einbußen in Kauf nehmen müssen, sind aber immer noch wertschöpfend für den Konzern tätig und fühlen sich als Teil der Bayer-Familie." Die Münze habe einen hohen ideellen Wert und auch einen materiellen. "Die Goldlegierung dürfte beim aktuellen Goldpreis einen Wert von rund 300 Euro haben", sagt Feldmann. Bei der Currenta samt ihrer Töchter arbeiten 5500 Beschäftigte, da würde die Münzenausgabe den Konzern gut 1,7 Millionen Euro mehr kosten. "Wir planen, das Gespräch mit der Geschäftsführung zu suchen", betont Feldmann.

(NGZ/ac)
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