Ausbildung bei Covestro Dormagen Auf Umwegen zum Traumjob

Dormagen · Sabrina Fox, 24, hat das Abitur geschmissen und alle Bewerbungsfristen verpasst. Ein Jahr später arbeitet sie trotzdem dort, wo sie immer sein wollte: Im Labor. Geholfen hat der Leverkusenerin die „Starthilfe“ bei Covestro in Dormagen.

 Das Zeugnis in den Händen: Arbeitsdirektor und Covestro-Finanzvorstand Thomas Toepfer gratulierte der Starthilfe-Absolventin Sabrina Fox persönlich zu ihrem Abschluss.

Das Zeugnis in den Händen: Arbeitsdirektor und Covestro-Finanzvorstand Thomas Toepfer gratulierte der Starthilfe-Absolventin Sabrina Fox persönlich zu ihrem Abschluss.

Foto: Covestro AG

Fragt man Sabrina Fox nach dem Moment, der alles verändert hat, erzählt sie von dem Ausbilder, der nicht an sie glaubte. „Das kannst du vergessen“, habe er gesagt, als sie über ihren Traum sprach. Chemielaborantin will sie werden, ohne Abitur, und dann auch noch bei Bayer? Vielleicht früher mal, aber heute gehe sowas doch nicht mehr. Sabrina war egal, was er sagte. Es spornte sie an. „Ich wollte denen im Ausbildungszentrum zeigen, dass es auch anders geht“, sagt die 24-Jährige. Heute arbeitet sie für Covestro in der Textilbeschichtung, es ist das „Beste, was mir passieren konnte“, sagt sie.

Am Ende hat der Kunststoffhersteller an Sabrina geglaubt, sie gefördert, lange bevor sie dort im Labor stand. Möglich war das mit der so genannten Starthilfe, einem einjährigen Förderprogramm von Bayer für benachteiligte Jugendliche, das Covestro nach der Abspaltung vom Leverkusener Konzern beibehalten hat. Vor wenigen Wochen hat Sabrina ihre Ausbildung abgeschlossen.

Dabei hätte alles auch ganz anders laufen können. Als Schülerin will Sabrina Medizin studieren, um irgendwann Tote im Auftrag der Justiz zu untersuchen. Chemie und Laborarbeit, das klingt zwar auch interessant, aber ihre Eltern und sogar ihre Großeltern waren schon in der Branche unterwegs. Sabrina will aus dem Muster ausbrechen, einen anderen Weg einschlagen. Dann merkt sie: Pauken fürs Abitur ist nichts für sie. Sie bricht ab, der Traum vom Studium platzt. „Plötzlich war Chemielaborantin doch ganz cool, ich hatte auch als Schülerin schon Praktika bei Henkel und Bayer gemacht, also hab ich mich beworben.“ Zuerst klappt es nicht. Sabrina verpasst die Frist, wird abgelehnt, aber man bietet ihr das Starthilfe-Programm an.

2014 zieht Sabrina von Leverkusen nach Dormagen, ein Jahr absolviert sie hier die Berufsschule, Praktika und lernt im Ausbildungszentrum, wie man überzeugende Bewerbungen schreibt und sich im Vorstellungsgespräch verkauft. Nebenbei kellnert sie, sonst hätte das Geld nicht gereicht. 450 Euro verdienen Starthilfe-Kandidaten. „Diese Zeit hat mir wahnsinnig viel geholfen. Ich will die Erfahrung nicht missen, ich habe kein Jahr verloren“, sagt Sabrina. Offiziell ist das Programm eine Art Extra-Runde für potenzielle Azubis, eine Garantie, dass am Ende auch wirklich ein Ausbildungsplatz bei Covestro oder einem anderen Unternehmen winkt, gibt es nicht. Von 44 Teilnehmern seien in ihrem Jahrgang aber 43 in der Branche untergekommen, erzählt Sabrina. „Tag für Tag sind wir dort alle an uns gewachsen.“

Ein Jahr später, im Frühjahr 2015, bewirbt Sabrina sich erneut bei Covestro – diesmal klappt es. Sie zieht nach Leverkusen und schließt Anfang 2019 ihre Ausbildung ab. Mittlerweile ist sie festangestellt. Im vergangenen September haben wieder insgesamt 22 neue Starthelfer an den drei NRW-Produktionsstandorten von Covestro angefangen. Sabrina bereut ihren Weg nicht.

Und sogar der Ausbilder von damals, der Zweifler, gratulierte ihr nach der Prüfung. „Am Ende war er stolz“, sagt Sabrina.

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