Konzert in Christuskirche Dormagen Musiker begeistern mit dem Swing der 20er-Jahre
Dormagen · Mit einem Konzert in der Dormagener Christuskirche hat eine Big-Band am Wochenende vor allem Swing-Fans begeistert. Allerdings hätten mehr Besucher die Veranstaltung verfolgen können.
Pfarrer Frank Picht war an diesem Abend die Freude ins Gesicht geschrieben: Endlich konnte wieder ein großes Konzert in „seiner“ Dormagener Christkirche stattfinden. Und dann auch noch gegeben von 17 Musikern einer Big Band. Trotzdem musste die Veranstaltung ohne große Vorstellung und mit einer vergleichsweise überschaubaren Besucherzahl auskommen. Lediglich 50 Musikfreunde verfolgten das Konzert coronagerecht auf Abstand.
Großen Ereignis-Charakter hatte der schwungvolle Auftritt am Freitag durchaus. Wer ihn ausließ, hat eine ganze Menge verpasst. Die Kölner „Six8tyOne Big Band“ präsentierte sich als „eine feste Größe in der NRW-Musikszene“, ist zu lesen, „mit ihrem Charme der 20er- und 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts“. Vor allem der Swing ist ihr Ding. Dafür legten sich vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxophone sowie eine Dreier-Rhythmusgruppe mächtig ins Zeug. Carolin Sowada sorgte mit ihrer ausdrucksstarken Alt-Stimme für Blickfang und Solo-Gesang.
Auf dem Programm standen Klassiker, auch eigene Werke kamen zu ihrem Recht. Zum Beispiel steuerte das Band-Mitglied Matthias Lange mit „Happy Summertime“ eine Eigenkomposition bei. Ansonsten wurden überwiegend die großen Nummern des nicht nur schwarzen Jazz aufgerufen, die bei manchem Besucher anheimelnde persönliche Erinnerungen und Assoziationen weckten. Ohrwürmer wie „Take the A-Train“, „Swinging the Blues“ und „Swing Low Sweet Chariot“ setzten sich fort mit Louis Armstrongs „Struttin with Some Barbecue“ und gaben auch eingängigen Stücken von Glenn Miller die Ehre. „Tippin on the Q.T.“ beeindruckte mit seinem Schwung und seiner geradezu perfekten Klangfülle.
Bandleader Helmut Kopp führte auch als Conférencier durch diese musikalisch überquellende Periode in den USA. Beherzt und auf ihren Instrumenten teils individuell modulierend, spielte die Band auf. Sängerin Carolin steuerte ein gerütteltes Maß zum Gelingen der Auftritte bei. Und das Publikum staunte und freute sich über dieses Unikat-Konzert inmitten der Corona-Tristesse. Kim Unger war mit ihrer Trompete besonders gefordert und erledigte die Herausforderungen mit Bravour. Ein anderer Trompeter hatte es auf den Spaßfaktor abgesehen und überraschte mit ungewohnter Tongebung.
Die Saxophonisten wollten bei der Improvisation nicht zurückstehen und zeigten, was mit ihren Instrumenten möglich ist. Eine ganze Menge, wie die mit dem Swing vertrauten Besucher feststellten. Trompeter und Posaunisten entlockten ihren Blechinstrumenten faszinierende Klänge. Alle Musiker schienen selbst gebannt zu sein von diesem 100 Jahre alten großen Musikerbe und entließen die Besucher mit dem bleibenden Eindruck: Der Swing lebt, und er wird dank solcher Auftritte immer leben.