Chempark Dormagen Covestro: weniger Stellen, mehr Jobsicherheit

Dormagen · Der Kunststoffhersteller streicht bis Ende 2020 weltweit 900 Stellen, verzichtet aber bis Ende 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen.

 Der Covestro-Arbeitsdirektor und -Produktionsvorstand Klaus Schäfer aus Dormagen sieht auch durch den effektiven Einsatz digitaler Technik die Chance, Kosten zu sparen.

Der Covestro-Arbeitsdirektor und -Produktionsvorstand Klaus Schäfer aus Dormagen sieht auch durch den effektiven Einsatz digitaler Technik die Chance, Kosten zu sparen.

Foto: Marcus Mueller Saran

Die Nachricht kam überraschend und wirkte zunächst schockierend: Der Kunststoffhersteller Covestro kündigte am Mittwoch im Rahmen eines Effizienzprogrammes den Abbau von weltweit 900 Stellen bis zum Ende des Jahres 2020 an. Allein in Deutschland sollen (wenn auch sozialverträglich) 400 Stellen wegfallen. Und das, obwohl die ehemalige Bayer-Tochter seit der Trennung vom Mutterkonzern stets mit Erfolgsmeldungen aufgewartet hatte. Zur Panik bestehe aber kein Anlass, versicherte der Dormagener Covestro-Betriebsratsvorsitzende Uwe Kuckertz auf Anfrage unserer Redaktion.

Im hiesigen Chempark schon gar nicht. Denn die Produktionsbereiche werden nach Lage der Dinge kaum von Stellenstreichungen betroffen sein, sondern wohl in erster Linie die Verwaltung, die am Standort Dormagen keine besondere Rolle spielt. Und: „Die Betriebsräte haben die Chance genutzt, mit der Unternehmensführung im Gegenzug eine Zukunftssicherung bis Ende 2025 zu vereinbaren“, betonte Kuckertz. Danach sind betriebsbedingte Kündigungen nun fünf Jahre länger ausgeschlossen als bisher. Denn die „alte“ Vereinbarung, die noch unter dem Namen „Beschäftigungssicherung“ lief, sah lediglich den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 vor.

Als ebenso erfreulich wertet Kuckertz die Verlängerung der Übernahmegarantie für Auszubildende bis einschließlich des Einstellungsjahrgangs 2025 und die Anhebung der jährlichen Zahl der Ausbildungsstellen von aktuell 150 auf künftig mindestens 180, tendenziell sogar mehr.

Mit dem neuen Effizienzprogramm, bei dem Digitalisierung und verstärkte bereichsübergreifende Zusammenarbeit wichtige Eckpfeiler darstellen, wolle Covestro spätestens ab 2021 Kosten in Höhe von rund 350 Millionen Euro einsparen, teilte Unternehmenssprecher Benjamin Schütz mit. Die geplanten Maßnahmen bezögen sich größtenteils auf die Reduzierung von Sachkosten. Schütz nannte als Beispiel die noch von Bayer übernommenen IT-Anlagen, die künftig besser an die Covestro-Bedürfnisse angepasst werden sollen. Uwe Kuckertz verdeutlich: „Die Anlagen sind noch für eine Unternehmensgröße von 100.000 Mitarbeitern ausgelegt. Bei Covestro arbeiten weltweit aber nur ungefähr 16.600.“ Da reichten geringere IT-Dimensionen aus. Zuversichtlich ist der Dormagener Betriebsratsvorsitzende auch, dass die Zahl der Mitarbeiter unterm Strich perspektivisch sogar wachsen wird. Tatsächlich werden in der Produktion Kapazitäten gebraucht. Schließlich soll unter Anderem die Folienproduktion weiter ausgebaut werden. Die Mitarbeiter i Gesdamtunternehmen, deren Jobs wegfallen und für die Vorruhestandsregelungen oder Ähnliches nicht in Frage kommen, könnten vielleicht auch bleiben, hofft Kuckertz – durch Umqualifizierung. In diesem Zusammenhang könnte auch die interne Stellenvermittlung genutzt werden.

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